München: Seltene Insekten im Nymphenburger Schlosspark gefunden
München - Vor großer Kulisse machte sich Matthias Schwahn auf die Suche nach dem ganz Kleinen. "Wir haben hier jedes Blatt umgedreht", erzählt der Landschaftsarchitekt: Und dabei sensationelle Funde gemacht.
Vor zwei Jahren beschloss die Bayerische Schlösserverwaltung zusammen mit dem Umwelt- und Finanzministerium, in drei Schlossparks nach besonderen Insekten und Pflanzen zu suchen. "Wir wollten herausfinden, was bei uns alles so lebt" erzählt Peter Boye vom Umweltministerium. "Und dann im Anschluss schauen, wie wir diese Arten noch besser bewahren können." Beauftragt mit der Suche wurde der Landschaftsarchitekt Matthias Schwahn.
Pilzkäfer gilt seit 200 Jahren als ausgestorben
Insgesamt waren 17 Leute mit der Kartierung beauftragt. "Wir haben 15 Fallen aufgebaut, um Insekten zu fangen, zum Beispiel in Baumkronen", sagt Schwahn. "Den Rest haben wir dann von Hand gesammelt." Wie viele verschiedene Arten sie in den letzten zwei Jahren gefunden haben, das weiß Schwahn gar nicht mehr. Dass darunter aber 165 Arten waren, die auf der "Roten Liste", und somit vom Aussterben bedroht sind, darauf ist er stolz.
"Durch das Alter der Bäume und die besondere Art der Pflege, sind die Schlossparks ein ganz besonderes Biotop", meint auch Peter Boye. So wurde im Park unter anderem die "bedornte Wespenbiene" gefunden: erstmals in München seit 1880!

Doch der spektakulärste Fund ist für die Forscher wohl der Pilzkäfer. "Triplax lacordairei" ist sein lateinischer Name – und in Deutschland galt er eigentlich schon als ausgestorben. Und das seit fast 200 Jahren. "Der Käfer braucht zum Leben sehr alte Bäume", erklärt Boye. "In den meisten Wäldern gibt es die nicht mehr, weil sie dort ja schon viel früher gefällt werden." Doch der Schlosspark bietet dem Insekt einen sicheren Lebensraum. Wo genau der kleine Käfer im Schlosspark gefunden wurde, will aber keiner verraten. "Wir wollen den Käfer auch in Zukunft schützen", sagt Albert von der Schlösserverwaltung.
Viel werden Besucher von den seltenen Insekten im Schlosspark also auch in Zukunft nicht mitbekommen. "Hoffentlich kann man die Funde auch für die Bürger mit Infotafeln anschaulich machen", erklärt Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler).
"Dass mitten in München eine so bedrohte Käferart lebt, ist besonders"
Finanzminister Albert Füracker (CSU), dessen Ministerium die Insektenzählung finanziert hatte, ist mit dem Ergebnis ebenfalls sehr zufrieden. "Der Nymphenburger Schlosspark ist für diese seltenen Tiere ein wichtiger Rückzugsort und Lebensraum", so der Minister. Er hofft, dass Besucher die oft unscheinbaren Insekten in Zukunft wenn schon nicht mit den Augen, dann wenigstens "mit dem Herzen sehen."

Neben dem Schlosspark Nymphenburg, wurden auch der Park des Schlosses Rosenau bei Coburg sowie die Eremitage Bayreuth untersucht. Hier wurden besondere Pilze und Blumen gefunden. Dass so viele Arten gefunden wurden, zeige auch, dass die Schlösserverwaltung in der Vergangenheit viel richtig gemacht habe, sagt Füracker.
Ihm stimmt auch Albert von der Schlösserverwaltung zu. "Wir können sicher auch noch manches besser machen, aber ich glaube, wir sind schon ganz gut dabei". Ihn beeindrucke die enorme Artenvielfalt. "Dass mitten in München eine so besonders bedrohte Käferart lebt, ist schon etwas Besonderes", sagt Albert. In Zukunft sollen in weiteren Schlossparks Erhebungen stattfinden, die Parks in München, Coburg und Bayreuth sollen noch bessere Lebensräume für Insekten werden. "Unsere Parks sind sehr besonders", meint Albert. Und das gilt wohl für den Menschen, sowie das kleinste Tier.
Bayerische Schlossparks: Denkmalschutz gegen Natur?
Gepflegte Blumenbeete, gemähter Rasen und beschnittene Hecken: Das mag in den Schlossparks zwar schön aussehen, ist aber nicht unbedingt die perfekte Voraussetzung für Insekten und Tiere. "Uns geht es darum, den historischen Charakter eines Schlossparks zu erhalten", erklärt Jost Albert von der Bayerischen Schlösserverwaltung. "Aber wir haben zusätzlich die Aufgabe, hier die Natur zu schützen." Dazu würde nun manches überdacht.
Gerade beim Mähen von Wiesen gebe es Potenzial. "Früher wurde mit der Sense gemäht, das hat länger gedauert", erzählt Wolfram Güthler vom Umweltministerium. So hätten die Insekten immer die Möglichkeit gehabt, auf die ungemähten Flächen auszuweichen. Das Mähen mit Maschine sei wohl schädlicher. "Wir werden da noch einiges analysieren und verbessern." Der historische Charakter der Parks würde aber auf jeden Fall erhalten bleiben.
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