München: Promi-Baulöwe Christian Lell schwänzt Gericht

Ein Ehepaar aus München hat eine Gesellschaft des Bauträgers und früheren Bayern-Spielers Christian Lell verklagt. Doch weder er noch sein Anwalt erscheinen. Es geht um nicht fertig gebaute Wohnungen.
Nina Job
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Christian Lell während seiner Zeit als Spieler für den FC Bayern. Nach seiner Fußballkarriere wurde er Immobilienunternehmer.
Christian Lell während seiner Zeit als Spieler für den FC Bayern. Nach seiner Fußballkarriere wurde er Immobilienunternehmer. © imago sportfotodienst

München - Nicht nur in Straßlach-Dingharting haben Käufer und Handwerker seit einigen Monaten massive Probleme mit dem Immobilienunternehmer Christian Lell.

Auch in München gibt es Käufer und Kunden, die nicht gut auf den ehemaligen FC-Bayern-Spieler zu sprechen sind: Am Donnerstag (16. Mai) sollte vor dem Landgericht München I ein Prozess stattfinden, bei dem es um mehrere Altbauwohnungen geht – seit mehr als zwei Jahren werden sie nicht fertig, so die Kläger. Beauftragt mit der Sanierung war der Bauträger Christian Lell. "Seit zwei Jahren können wir nicht vermieten", so die Kläger zur AZ.

Prozess in München gegen Christian Lell: Es geht um 77.450 Euro 

Die Wohnungen befinden sich in allerbester Schwabinger Lage in einem Altbau: Doch statt einer richtigen Heizung soll es nur eine Bauheizung geben, ungeschützte Elektroleitungen liegen herum, Türen schließen nicht richtig, Griffe an Türen und Fenstern fehlen, so die Vorwürfe. Für die Eigentümer geht es um viel Geld: 77.450 Euro sind ihnen laut Klage durch die Bauverzögerungen entgangen.

Beste Schwabinger Lage: die Kaulbachstraße. Hier hat Christian Lell neuerdings auch seine Firmenadressen.
Beste Schwabinger Lage: die Kaulbachstraße. Hier hat Christian Lell neuerdings auch seine Firmenadressen. © Foto: Daniel von Loeper

Christian Lell war als Geschäftsführer der Lell Projekt 50 GmbH zum Gütetermin im Justizpalast persönlich geladen – gereicht hätte auch, wenn er einen Anwalt geschickt hätte.  Doch es kam gar niemand von der Beklagtenseite. Richterin Cornelia Kallert teilte dem Ehepaar auf der Klägerbank mit, dass der Anwalt am Vortag sein Mandat niedergelegt hatte. 15 Minuten warteten alle, ob Herr Lell oder ein anderer Anwalt vielleicht doch noch erscheinen würden. Doch der Platz des Beklagten im Gerichtssaal 155 blieb leer.

Daraufhin erging ein Versäumnisurteil: Die Lell Projekt 50 GmbH wurde verurteilt, einen Verzugsschaden von rund 77.450,77 Euro plus fünf Prozent Zinsen zu zahlen. Außerdem muss Lells Gesellschaft die Anwaltsgebühren von über 16.000 Euro plus Zinsen und die Gerichtskosten übernehmen.

Kommt kein Einspruch gegen das Urteil, können die Kläger das Konto von Christian Lell pfänden

Wenn innerhalb von zwei Wochen gegen das Urteil kein Einspruch einlegt wird, kann das Ehepaar, das ihn verklagt hat, Lells Geschäftskonto pfänden.

Erst vor wenigen Wochen hatte eine Verhandlung gegen eine andere von Lells Projektgesellschaften stattgefunden. Es ging unter anderem um eine unfertige Garage neben einer Doppelhaushälfte in Straßlach. Streitwert: 15.000 Euro. Die Hauskäuferin hatte geklagt. Auch hier waren weder Christian Lell noch ein Anwalt erschienen. Mit der gleichen Folge: Es erging ein Versäumnisurteil.

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Über die Gründe, warum von der Beklagtenseite niemand zum Prozess erschienen ist, wurde am Donnerstag nichts bekannt. Nachbarn in Schwabing berichteten der AZ allerdings vor einigen Tagen, Christian Lell sei viel im Ausland unterwegs. Und Fakt ist: Auch sein vorheriger Anwalt hatte bereits sein Mandat niedergelegt. Und Lells Steuerberater hat Christian Lell ebenfalls verklagt –  weil er ihn nicht bezahlt haben soll. Über 8200 Euro stehen laut Klage noch aus.

Es rollt noch mehr Ärger auf den Bauträger und ehemaligen Bayern-Profi zu: Handwerker und Immobilienkäufer wollen Geld von ihm. Am Landgericht sind weitere Klagen anhängig. So fordert der Chef eines Elektrounternehmens aus Straßlach 11.000 Euro – Lells Unternehmen soll die Schlussrechnung nicht bezahlt haben. Das Münchner Ehepaar aus der Kaulbachstraße fordert in einer zweiten Klage 26.000 Euro, dieses Mal geht es um Fenster und Türen. Außerdem fordert ein Bauunternehmer noch restlichen Werklohn: 25.600 Euro. Da kommt noch was zu auf Christian Lell.

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7 Kommentare
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  • Wuschel_NUE am 17.05.2024 19:45 Uhr / Bewertung:

    Lells Anwalt hat ihm sicher erläutert, dass ein geschwänzter Gerichtstermin zu einem Versäumnisurteil führt - also einer Niederlage auf der ganzen Linie.
    Wenn Sie mich fragen: Lell ist längst im Ausland und kommt erst wieder, wenn alles verjährt ist.

  • Plato's Retreat am 17.05.2024 08:20 Uhr / Bewertung:

    Viele Bauträger gehen momentan pleite. Das kann man Herrn Lell nicht vorwerfen.

    Es scheint aber noch mehr im Argen zu sein. Dass ein Anwalt am Vortag niederlegt, ist sehr ungewöhnlich. Hat es da "gescheppert"?

    Als Quasi-Promi (mit einschlägiger Justizerfahrung, auch strafrechtlich) steht Herr Lell natürlich unter Beobachtung. Da wird noch was kommen, und daran ist er dann selber schuld.

  • Knitterface am 17.05.2024 07:27 Uhr / Bewertung:

    Baulöwe? Naja, eher windiger Geschäftsmann.

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