München Millionärin (95) erstickt - Die Angeklagte schweigt

Eine millionenschwere Antiquitätenhändlerin wird systematisch bestohlen. Als der Diebstahl aufzufliegen droht, wird sie von ihrer Gesellschafterin umgebracht. Diese schweigt nun zu den Vorwürfen.
John Schneider |
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Ganz links steht die Hauptangeklagte Renate W. (53).
Daniel von Loeper Ganz links steht die Hauptangeklagte Renate W. (53).

Renate W. ist eine resolute Person. Wenn der 53-jährigen Büromanagerin eine Frage nicht passt, sagt sie nur kurz und bestimmt: "Das tut jetzt nichts zur Sache." Basta. Allerdings will die Sauerlacherin zur Sache selbst auch nichts sagen. Nur Fragen zu ihrer Person lässt sie zu. Aber eben nicht alle.

Die Staatsanwältin braucht fast zwei Stunden, um alle Vorwürfe aufzulisten. Nach den Erkenntnissen der Ermittler hat eine Bande - neben Renate W. soll auch der Hausmeister (58) der 95-Jährigen und ein Kunsthändler (68) dazugehören - das Kreuther Anwesen der Millionärin systematisch leergeräumt haben. Der Ehemann (57) von Renate W. soll dem diebischen Trio geholfen haben.

Das Opfer wollte wieder in ihr Haus einziehen

Noch schwerer wiegt ein weiterer Anklagepunkt. Renate W. wird beschuldigt, ihre Position als Gesellschafterin von Betty B. ausgenutzt und ihr Opfer am Morgen des 22. März 2016 im Krankenhaus Agatharied mit einem Kissen oder einer Decke erstickt zu haben.

Das Motiv laut Anklage: Renate W. fürchtete, dass die Diebstähle aus der Kreuther Villa auffliegen. Die demenzkranke 95-Jährige hatte angekündigt, dass sie wieder in das Haus einziehen wolle.

Im Prozess lässt Renate W. ihren Verteidiger erklären, dass sie dazu nichts sagen wird. Immerhin erzählt sie aus ihrem Leben. Die gelernte Bürokauffrau war lange Jahre als Geschäftsführerin tätig. Später habe sie sich dann als Büromanagerin selbstständig gemacht. Dazu engagierte sie sich ehrenamtlich als Gesellschafterin und Vorleserin für alte Menschen, kümmerte sich aber auch um deren Post. Im März 2015 begann sie für Betty B. zu arbeiten, die damals noch in Rottach-Egern lebte. Mehr sagt sie nicht.

Leiche wies Anzeichen eines Erstickungstodes auf

Laut Anklage hat sich die 53-Jährige den Schlüssel zur Villa besorgt und Anfang des Jahres 2016 begonnen, Gemälde, Heiligenfiguren und Schmuckstücke abzutransportieren. Gesamtwert der gestohlenen Antiquitäten: 1,1 Millionen Euro.

Irgendwann schöpften Nachbarn Verdacht. Die Leiche wurde exhumiert und obduziert. Sie wies typische Anzeichen eines Erstickungstodes auf.

Zur Tat hat sich bisher nur der Kunsthändler geäußert. Er bestreitet die Vorwürfe vehement. Damit läuft der Fall Betty B. wohl auf einen reinen Indizienprozess hinaus.

Das Landgericht hat dafür bis zum 23. März 16 Prozesstage angesetzt.

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