München leuchtet: 20000 Kunstsinnige strömen zur Museums-Nacht

Vom Kartoffelmuseum bis zum Sitzungssaal: Am Samstag ließen die Münchner bis tief in die Nacht Kunst und Kultur hochleben. Zuerst auf der Langen Nacht der Museen und anschließend rockten die Jungen das Rathaus.
von  Abendzeitung
Vom Sitzungssaal bis zum Prunkhof wurde im Rathaus gerockt.
Vom Sitzungssaal bis zum Prunkhof wurde im Rathaus gerockt. © Sigi Müller

MÜNCHEN - Vom Kartoffelmuseum bis zum Sitzungssaal: Am Samstag ließen die Münchner bis tief in die Nacht Kunst und Kultur hochleben. Zuerst auf der Langen Nacht der Museen und anschließend rockten die Jungen das Rathaus.

Ein durchschnittliches Bürogebäude mit gläserner Drehtür. „Bist du sicher, dass es hier ist?“, fragt eine Frau im roten Mantel ihre Begleitung. „Steht doch hier, Grafinger Straße 2.“ Das Kartoffelmuseum war ein Geheimtipp bei der Langen Nacht der Münchner Museen. In die Knollen-Ausstellung verirrten sich am Samstag wenige – doch die wurden überrascht: Die Kartoffel ist gar nicht langweilig. Sogar Johann Wolfgang von Goethe, Heine und Grass haben Verse auf sie gedichtet, das alte Machu Picchu wäre ohne sie nichts und man kann Lebkuchen aus ihr zaubern.

Um Knolle, Krippensammlung und Kandinsky in der Nacht zu bewundern, waren 20000 Münchner unterwegs – der Andrang war überschaubar, die Stimmung heiter-gelassen. Es gab Altbekanntes in neuem Licht zu sehen: Wie das Rathaus, das für zur Disco wurde, oder das Deutsche Museum, in dem Flamencomusik ertönte. „Ich bin nicht technikbegeistert, aber das hier macht richtig Spaß“, sagt Aurelia Jäckel. „Jetzt muss ich weiter. Sechs Musseen will ich schaffen.“

90 Kulturstätten waren bis zwei Uhr nachts geöffnet.

Ein Ziel, das viele Besucher antrieb. 90 Kulturstätten hatten geöffnet, Sonderbusse karrten die Nachtschwärmer durch die Stadt. Oder versuchten es. „Linie 155 soll fahren. Oder doch Tour Ost?“ Verwirrung am Ostbahnhof. Zur Volkssternwarte will Erna Schmidt, doch so recht versteht sie den Plan nicht. Auch die Mittzwanziger neben ihr sind ratlos. „Vielleicht sollten wir doch lieber nach Schwabing fahren.“

Die Innenstadt brodelt von Kunstfans. Anziehungspunkt Nummer Eins: Die frisch eröffnete Kandinsky-Ausstellung im Lenbachhaus – der befürchtete Ansturm blieb aber aus, auch weil Besucher ein Extra-Ticket brauchten. „Und um in der Schlange zu stehen bin ich nicht da“, so Amelie Quack.

Die echten Kunstkenner trieb es eh zum Brandhorst. Der noch leere Kunstbau bei der Pinakothek der Moderne war erstmals zugänglich. „Architektur pur, das erlebt man selten“, meint Kunst-Fan Hans-Jürgen Schroth.

Um Dinge, die man nie beachtet, geht es Renata Stih. Sie hat sich mit Jugendlichen auf die Spuren jüdischer Geschichte in den Museen gemacht. „Da tauchen neue Zusammenhänge auf“, sagt Stih.

Amazone, Jünglinge und junge Männer

Sinnlich geht’s am Königsplatz zu. „Wir waren essen, jetzt machen wir unseren Spaziergang durch Museen“, sagt Michaela Knaur, während Mann Harry die Amazonenstatue in der Staatlichen Antikensammlung bewundert. Gegenüber in der Glyptothek ist Lucy von der nackten Jünglingsstatue hingerissen. „Wir sollten öfter herkommen, bei so netten Männern“, sagt sie zu ihren Freundinnen.

Geflirtet wird auch im Rathaus – aber mit Männern aus Fleisch und Blut. Zur Party „18 Jetzt“ hatte die Stadt 11000 Jugendliche, die in diesem Jahr volljährig wurden, geladen. Vom Sitzungssaal bis zum Prunkhof beben die Gemäuer von den Bässen. „Ich find’s echt cool, dass wir hier feiern“, sagt Maria Werner. „Ich musste nicht mal betteln. Meine Mum hat mich sofort gelassen.“ A. K. Koophamel

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.