München-Lehel: Grüne wollen Durchfahrtsverbot am St.-Anna-Platz behalten

Über die Baustelle in der St.-Anna-Straße freuen sich viele. Denn jetzt fahren dort weniger Autos. Das soll dann bleiben, fordern die Grünen. Und sogar die CSU findet es nicht schlecht.
von  Christina Hertel
Wegen Bauarbeiten dürfen hier im Lehel in der St.-Anna-Straße derzeit keine Autos fahren. Das finden Anwohner und Geschäftsleute gar nicht so schlecht. Durch einen Antrag soll die Straße nun dauerhaft für den Verkehr gesperrt bleiben.
Wegen Bauarbeiten dürfen hier im Lehel in der St.-Anna-Straße derzeit keine Autos fahren. Das finden Anwohner und Geschäftsleute gar nicht so schlecht. Durch einen Antrag soll die Straße nun dauerhaft für den Verkehr gesperrt bleiben. © Daniel von Loeper

Kein anderer Ort in München ist für Alexander Lutz so schön wie der St.-Anna-Platz im Lehel. Er betreibt dort das Restaurant Gandl und das Hotel Opera und findet: "Hier ist es fast wie auf dem Dorf." So ruhig, so entspannt.

Ausgerechnet eine Baustelle sorgt seit einiger Zeit dafür, dass die Gegend noch ruhiger ist. An der St.-Anna-Straße wurde ein Haus abgerissen und neu gebaut. Weil dort alles so eng ist, mussten die Baustellen-Container auf die Straße. Autos können deshalb nicht mehr durchfahren.

"Ich war am Anfang skeptisch", sagt Lutz. Schließlich müsse er sein Restaurant beliefern. Doch er habe sich schnell an den kleinen Umweg gewöhnt. Inzwischen nehme er ihn sogar gerne in Kauf: "Das Miteinander ist entspannter geworden." Der Gastronom hofft nun, dass die St.-Anna-Straße, auch wenn die Baustelle in ein paar Monaten weg ist, verkehrsberuhigt bleibt.

Ein ganzes Quartier würde entstehen, das zu Fuß erschlossen werden kann

Und damit ist er nicht alleine. Bei einem Bürgerworkshop hätten sich viele Anwohner und Geschäftsleute dafür ausgesprochen, erzählt Grünen-Stadträtin Sofie Langmeier, die selbst seit 40 Jahren im Lehel lebt. Die Baustelle sei eine Art "Reallabor" gewesen, zu testen, wie eine Verkehrsberuhigung dort ankomme, meint sie. Und immer wieder würden Anwohner zu ihr sagen: "Hey, das muss unbedingt so bleiben."

Die Grünen beantragen deshalb gemeinsam mit Volt, dass die Straße dauerhaft für den Durchgangsverkehr gesperrt werden sollte – etwa mit Pflanzkübeln. Für Autofahrer wäre es nicht neu, wenn sie nicht mehr durchfahren könnten – schließlich können sie das wegen der Baustelle ohnehin gerade nicht. Für die Menschen aber würde, meinen die Grünen, ein Quartier entstehen, in dem die Menschen gut zu Fuß unterwegs sein können.

Und wie eine Studie der TU Dresden zur Mobilität zeigt, laufen tatsächlich immer mehr Münchner: Der Anteil der Wege zu Fuß ist demnach von 24 Prozent im Jahr 2017 auf heute 33 Prozent gestiegen. Auch der Bezirksausschuss steht hinter der Verkehrsberuhigung der St.-Anna-Straße. Über den Antrag der Grünen stimmt allerdings der Stadtrat ab. Wie ist dort die Stimmung? Schließlich gibt es sonst rund ums Thema Fußgängerzonen jede Menge Krach.

Nicht einmal die autofreundliche CSU ist dagegen

Doch der scheint in diesem Fall auszubleiben. "Wir können uns eine Verkehrsberuhigung der St.-Anna-Straße vorstellen", sagt Andreas Schuster, der sich in der SPD-Fraktion ums Thema Mobilität kümmert. "Der alte Baumbestand, die schönen Aufenthaltsflächen und ein eigenes Flair mit inhabergeführten Läden bieten sich hierfür an." Wichtig sei aus seiner Sicht aber, alle zu beteiligen.

Nicht einmal die CSU ist strikt dagegen. CSU-Stadtrat Thomas Schmid sagt zwar: "Grundsätzlich sehen wir es kritisch, wenn Straßen und zentrale Plätze schlechter erreichbar werden."

Wenn es aber an der St.-Anna-Straße den Wunsch aus der breiten Mitte der Bevölkerung gebe, werde sich die CSU der Idee nicht verschließen. Auch ihm ist eine Beteiligung der Menschen vor Ort wichtig.

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