München ist unbezahlbar
MÜNCHEN - Ein Studie rechnet vor: 2110 Euro netto im Monat kostet ein neues Haus. Für viele zu teuer, die Zahl der Neubauten ist in den vergangenen Jahren „massiv“ eingebrochen. Trotzdem ziehen die Münchner weiter munter in ihre Häuser – nur eben in gebrauchte.
Die eigenen vier Wände sind so teuer wie nie. Wer in München im eigenen Heim leben will, muss Spitzenverdiener sein. Das Forschungsinstitut Empirica rechnete für die Landesbausparkassen aus, wieviel ein Haushalt netto im Monat braucht, um ein neues Haus abzahlen zu können.
Da wird’s in München arg schwer. Laut Studie müssen Arbeitnehmer 89 Prozent mehr verdienen als das regionale Jahresdurchschnittseinkommen beträgt. Und das liegt laut Statistischem Bundesamt bei 37335 Euro netto. Münchner Hausbauer müssen also über 70000 Euro netto im Jahr verdienen – rund 6000 Euro im Monat! Mehr braucht man nur in Frankfurt am Main und Garmisch-Partenkirchen.
Die Studie rechnet das so durch: Wer in München-Stadt ein Reihenhaus, eine Doppelhaushälfte oder ein Einfamilienhaus von 130 bis 150 Quadratmeter Größe mit Grund in mittlerer Lage bauen oder kaufen möchte, muss etwa 500000 Euro berappen.
Als Eigenkapital bringt der Bauherr ein Jahresnettoeinkommen mit in die Finanzierung ein – normalerweise sind das ca. 20 Prozent des Kaufpreises.
Den Rest finanziert er mit einem Kredit. Zins und Tilgung betragen in der Studie 7,5 Prozent im Jahr. Die Zinsen liegen aktuell zwar etwas tiefer, „damit wurden aber auch höhere Zinsen der letzten Jahre aufgefangen“, sagt LBS-Sprecherin Ivonn Kappel. „Und die Tatsache, dass sie in Zukunft wieder steigen könnten.“
Auf dieser Basis berechneten die Studienmacher die monatliche Hausrate. Sie gehen davon aus, dass maximal 35 Prozent des monatlichen Nettoeinkommens dafür verwendet werden. Die Rate für das neue Haus in München-Stadt beträgt 2110 Euro – wer das stemmen will, muss also jeden Monat 6029 Euro verdienen!
Sicher: Es muss nicht gleich ein Haus im Stadtkern sein. In den umliegenden Landkreisen ist es aber nicht unbedingt billiger. Beispiel Kreis Starnberg: Da braucht ein Haushalt durchschnittlich 7324 Euro netto im Monat, um sich die Hausrate leisten zu können Auch hier gehen laut Studie maximal 35 Prozent für die Rate drauf: 2563 Euro – bei weitem die teuerste Gegend. In Dachau sind es 4794 Euro. Oder 1677 Euro Rate – der günstigste Landkreis.
Die übrigen Regionen liegen dazwischen: 5485 Euro in Fürstenfeldbruck, 4800 in Erding, 4853 in Freising, 5735 in Ebersberg und 7191 im Kreis München. Zum Vergleich: In Nürnberg braucht eine Familie 4184 Euro. In Prignitz (Brandenburg) sind es läppische 950 Euro.
Die Folge dieser immensen Preise: Bauverweigerung! „Die Menschen scheuen die große Investition, ein Haus zu bauen“, sagt LBS Bayern-Sprecher Joachim Klein der AZ. Die Zahl der Neubauten sei in den vergangenen Jahren „massiv“ eingebrochen. Trotzdem ziehen die Münchner weiter munter in ihre Häuser – nur eben in gebrauchte. „Unsere Makler haben vergangenes Jahr zu 90 Prozent gebrauchte Objekte vermittelt“, sagt Klein.
Das heißt wiederum: Jetzt werden die Gebrauchten teurer, weil die Nachfrage so hoch ist. Der Markt kennt eben keine Gnade.
Thomas Gautier
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