München im Ausnahmezustand: So sorgt der CSD 2025 für sicheres Feiern

Wo viele Menschen sind, steigt das Risiko – sei es durch einen möglichen Anschlag oder durch Vorfälle im Gedränge. Die Veranstalter nehmen die Ereignisse der letzten Monate ernst und haben nachgebessert.
Sophia Willibald
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Der Christopher Street Day zog vergangenes Jahr Tausende Münchner und Münchnerinnen auf die Straßen. Alles verlief friedlich. In diesem Jahr haben die Veranstalter noch einmal nachjustiert. Auslöser war der Anschlag 2024 auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt.
Der Christopher Street Day zog vergangenes Jahr Tausende Münchner und Münchnerinnen auf die Straßen. Alles verlief friedlich. In diesem Jahr haben die Veranstalter noch einmal nachjustiert. Auslöser war der Anschlag 2024 auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt. © Uwe Lein (dpa)

Am Samstag und Sonntag werden wieder Hunderttausende Münchnerinnen und Münchner auf die Straßen strömen. Während die lauten Bässe der Musikanlagen durch die Gassen und über die Plätze hallen, wird in bunten Outfits getanzt und die Regenbogenflagge geschwenkt. Das kommende Wochenende zum Christopher Street Day steht ganz im Zeichen der Vielfalt und Toleranz in unserer Stadt. Im vergangenen Jahr verlief die Parade samt der anschließenden Veranstaltungen friedlich. Auch heuer setzen die Veranstalter, die Stadt und die Polizei viel daran, dass die Münchnerinnen und Münchner einen sicheren CSD feiern können.

Ampelsystem und lückenlosen Absperrung: Die Vorbereitungen auf einen sicheren CSD laufen

Dafür nutzt man auch in diesem Jahr wieder ein Ampelsystem. Damit werden die Besucher in Echtzeit über die Auslastung der beliebtesten Veranstaltungsorte informiert. Am Samstag und Sonntag zeigt die CSD-Webseite sowie der Facebook- und Instagram-Kanal Warnhinweise in Form einer Ampel an. Das Konzept wurde für den vergangenen CSD entwickelt und scheint sich bewährt zu haben. "Die Idee dafür kam aus dem Team", sagt Alexander Kluge, Chef des CSD München.

Die Feiernden können in Echtzeit verfolgen, wie voll es am Marienplatz, am Odeonsplatz, am Wittelsbacherplatz und in der Ludwigstraße ist. Grün bedeutet, dass die Situation entspannt ist und man problemlos dazustoßen kann. Gelb heißt, dass es gut voll ist, der Zutritt aber noch erlaubt ist. Ein späterer Besuch wird empfohlen. Anders bei Rot. Hier droht eine Überfüllung und der Bereich ist gesperrt, am Marienplatz etwa durch Absperrgitter.

Nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg wurde nachjustiert

Alexander Kluge sagt, man habe nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg 2024 reagiert. "Es ist unglaublich, dass es dort offene Stellen gab, an dem man auf das Gelände fahren konnte." Danach habe man beim Sicherheitskonzept nachgebessert. Kluge sagt: "Wir sind losgezogen, um uns unser Straßenfestgelände noch einmal anzusehen. Wir haben uns gefragt: Haben wir wirklich alles abgesichert?"

Der 53-Jährige kann die Münchner und Münchnerinnen beruhigen: "Das ist in diesem Jahr der Fall." Allerdings gäbe es durch die lückenlosen Absperrungen und Barrikaden auch eine Kehrseite der Medaille: "An- und Abtransporte zu organisieren, ist dadurch unglaublich schwierig. Und Vereine wie die Motorboys – das ist ein schwuler Automobilclub – dürfen kein Auto mehr neben ihrem Stand stehen haben. Auf so was muss man verzichten."

CSD-Chef Kluge: "Das hat uns sehr erschreckt"

Ein weiterer Anschlag ist vielen Münchnern und Münchnerinnen wohl gut in Erinnerung: Im Februar 2025 raste ein 24-Jähriger absichtlich in einen Verdi-Demonstrationszug. Eine Mutter und ihre Tochter starben (AZ berichtete). Alexander Kluge sagt dazu: "Das hat uns sehr erschreckt." Hat das Attentat Auswirkungen auf das Sicherheitskonzept beim CSD-Festzug?

Um 12 Uhr startet am Samstag am Mariahilfplatz ein Zug mit Tausenden Feiernden. Die Route führt durch die Innenstadt und endet in der Ludwigstraße. Auf Anfrage schreibt die Polizei: "Die Gefährdungslage anlässlich des Christopher Street Days hat sich aus verschiedenen Gründen (insbesondere weltpolitisch) innerhalb der letzten Jahre hin zu einer erhöhten abstrakten Gefährdung entwickelt."

Jedoch gäbe es aktuell keine konkreten "Gefährdungs- oder Störungserkenntnisse". Allerdings würden "die Sicherheitsmaßnahmen (...) Einzelfallabhängig geprüft und je nach Lagebewertung an die spezifischen Gegebenheiten angepasst". Es seien ausreichend Kräfte vor Ort.

Auch bei der MVG wurde für das Großereignis aufgestockt

Daneben sind am Samstag und Sonntag Security, Feuerwehrler, Sanitäter und Sanitäterinnen im Einsatz. Für die kleineren Notfälle stellt der Veranstalter zudem ein Awareness-Team bereit. Bei Diskriminierung oder etwa übergriffigem Verhalten sind die Helfer und Helferinnen unter 0160 99802994 zu erreichen – sie hören zu, nehmen Anliegen ernst und unterstützen direkt vor Ort.

Auch im Bereich des öffentlichen Verkehrs wurde aufgestockt: Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) hat Sonderschichten beim technischen Fachpersonal eingerichtet, "um im Störungsfall schnell reagieren zu können". Außerdem stimme man sich eng mit den Sicherheitsbehörden ab, schreibt die MVG auf Nachfrage. Über die Einschränkungen im Verkehr informieren sie die Fahrgäste mit Aushängen, Tickertexten und Durchsagen. Alles spricht also für einen friedlichen und sicheren Christopher Street Day. Nervös ist der CSD-Chef Alexander Kluge vor dem Großereignis dennoch. Warum – das lesen Sie hier.

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