München hat einen neuen Kulturreferenten – die Wahl verlief allerdings nicht ganz reibungslos

Der Posten des Kulturreferenten in München ist wichtig – ist hier doch bei Kunst und Musik viel geboten. Monatelang wurde über die Neubesetzung gestritten. Ein Gericht machte die Wahl zu einem Krimi. Kehrt nun Ruhe ein?
von  Thomas Becker
Der Münchner Stadtrat hat Marek Wiechers zum neuen Kulturreferenten gewählt, allerdings nur vorübergehend bis zum Herbst 2026.
Der Münchner Stadtrat hat Marek Wiechers zum neuen Kulturreferenten gewählt, allerdings nur vorübergehend bis zum Herbst 2026. © Felix Hörhager/dpa

München – Weißer, schwarzer oder andersfarbiger Rauch stieg nicht über dem Rathausdach auf, als es am Dienstag um 11.38 Uhr endlich so weit war: Habemus Kulturreferentum!

In der Vollversammlung des Stadtrats ist Marek Wiechers (49) doch tatsächlich zum neuen Interims-Kulturreferenten gewählt worden. Eine Entscheidung, die ihn offenbar nicht gänzlich unvorbereitet traf, hatte er doch als einer der wenigen im Saal eine schöne Krawatte angelegt.

Seit 2007 ist Wiechers in München

Wiechers wird das Amt verkürzt bis 30. September 2026 innehaben, sodass der dann neu gewählte Stadtrat eine Entscheidung über die künftige Besetzung des Postens treffen kann. Außerdem lassen sich so die Amtszeiten von Stadtrat und Referatsleitungen wieder angleichen.

Der 49-jährige Jurist und Verwaltungswissenschaftler war seit 2019 Stadtdirektor sowie Vertreter des bisherigen Kulturreferenten und zuvor in verschiedenen Bereichen der Stadtverwaltung tätig, zuletzt als Leiter des Büros von OB Dieter Reiter. Bevor er 2007 nach München kam, arbeitete er unter anderem in der Verwaltung des Deutschen Bundestages und im Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst.

Vorausgegangen war dieser am Ende mit 57 von 77 möglichen Ja-Stimmen eher unspektakulären Wahl ein Schauspiel, für das man sich bei Theodor Fontane einen Roman-Titel ausgeliehen hatte: "Irrungen, Wirrungen".

Keine weiteren geeigneten Bewerber? Gericht ist nicht einverstanden

Ein Gericht hatte schon vor Monaten die nurmehr als formalen Akt geplante Wahl von Grünen-Stadtrat Florian Roth als Biebl-Nachfolger einkassiert, nachdem ein unterlegener Bewerber geklagt hatte.

Roth verfügte zwar nicht über die formellen Voraussetzungen, doch Verwaltung und auch die Regierung von Oberbayern als Aufsichtsbehörde hatten die Wahl dennoch erlaubt, weil es ansonsten angeblich keine geeigneten Bewerber gegeben habe – womit das Gericht allerdings nicht einverstanden war.

Am Montag, zwei Tage vor dem erneuten Wahlversuch, die nächste Volte: ein Eilantrag an den Bayerischen Verwaltungsgerichtshof, des Inhalts, dass die Wahl eines Interims-Kandidaten bis September 2026 zu verbieten sei und dass die Stadt ein reguläres Auswahlverfahren bieten müsse, zu dem auch der Antragsteller zugelassen wird. Im Laufe des Mittwochvormittags sollte die Entscheidung falle, also während der Vollversammlung des Stadtrats.

Geglückte Wahl, fromme Wünsche

Aus gut 15 Metern Entfernung glaubte man OB Reiter beim Augenrollen beobachten zu können, doch da der Mann ja schon länger im Amt und insofern Bürokraten-Ärger gewohnt ist, schob er den Tagesordnungspunkt einfach weiter nach hinten und verkündete später nicht ohne Genugtuung, dass der Eilantrag zurückgezogen worden war. Der Weg war frei zu Wiechers, endlich.

Kurz nach der geglückten Wahl ließ er sich wie folgt zitieren: "Es ist wichtig, München als bedeutende Kunst- und Kulturstadt weiterhin zu stärken und ausgewogene Lösungen für die aktuellen Herausforderungen insbesondere auch auf die Haushaltssituation bezogen zu finden. Das kann nur in gemeinschaftlichem Handeln gelingen." Ein frommer Wunsch.

Mona Fuchs, die Fraktionsvorsitzende der Grünen, sagte: "Dass bei der Wahl heute erneut Unruhe ins Verfahren gebracht wurde, hätte es natürlich nicht gebraucht. Wir sind froh, dass wir für das Kulturreferat nun eine stabile Zwischenlösung finden konnten. Die Kulturszene Münchens steht vor großen Herausforderungen." Die kulturpolitische Sprecherin der SPD/Volt-Fraktion, Julia Schönfeld-Knor, nannte Wiechers derweil "einen sehr guten Kandidaten, der jetzt Ruhe reinbringt". Noch so ein frommer Wunsch. 

 

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