München: Folterer vom Bau angeklagt
Drei polnische Arbeiter sollen einen Kollegen schwer misshandelt und ihm einen Nagel in den Arm getrieben haben. Opfer soll 900 Euro gestohlen haben
München - Zwanzig Minuten sollen drei polnische Bauarbeiter einen Kollegen gefoltert und ihm dabei einen vier Zentimeter langen Nagel in den rechten Ellenbogen getrieben haben. Das Opfer soll Geld gestohlen haben. Wegen gefährlicher Körperverletzung stehen Darus M.(44), Arkadiusz G. (36) und Mariusz Z. (33) vor einem Münchner Schöffengericht.
Es ist Samstagabend, der 19.Januar 2013: Mehrere Bauarbeiter aus Polen feiern in der Wohncontainer-Anlage an der Bahnhofstraße. Reichlich Wodka fließt. Strafverteidiger Alexander Eckstein meint: „Es ist ein normaler polnischer Bauarbeiterabend gewesen.“ Weit nach Mitternacht kehrt der zweifache Familienvater Darus M. zurück in seinen Container.
Er bemerkt sofort, dass sein Geldbeutel mit 900 Euro fehlt. Er sagt vor Gericht: „Das Geld ist für meinen Sohn. Er ist krank und muss an der Hüfte operiert werden.“ Sein Verdacht fällt sofort auf Micha W. (30, Identität geändert). Er soll ein Drogenproblem haben und sei immer auf der Suche nach Geld gewesen.
Dennoch lässt Darus M. ihn in seinem Container wohnen. Micha W. lacht nur, als ihn der Angeklagte zur Rede stellt, und er behauptet auch: „Arkadiuz und Mariusz haben das Geld genommen.“ Die drei Angeklagten sollen laut Staatsanwalt auf MichaW. eingeschlagen, ihn mit einem Teppichmesser geritzt und mit einem Schlagstock traktiert haben.
In der Anklage steht außerdem, dass sie Micha W. einen Nagel in den Arm „reingedreht, gedrückt oder gehämmert“ haben. Das Opfer habe während der Tortur mehrere Vorderzähne verloren, sich Rippenprellungen, Platzwunden und Hämatome zugezogen. Eckstein und seine Kollegen Birgit Schwerdt sowie Matthias Trepesch können die schweren Vorwürfe weitgehend entkräften.
Micha W. soll sich die schwersten Verletzungen bei einer Schlägerei im Vorfeld zugezogen haben. Darus M. behauptet: „Er ist schon mit einer blutigen Nase in den Container gekommen. Wir haben ihn nur gewatscht.“ Die vielen Schnittverletzungen habe er sich durch Stürze auf den Boden zugezogen. Auch der Nagel sei durch einen Sturz in den Arm gelangt. Das Opfer selbst ist nicht aufzufinden. Auch das Geld ist weg. Nach drei Monaten U-Haft verhängt das Schöffengericht 13 bis 16 Monate Gefängnisstrafen auf Bewährung.
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