München: Fisch-Rätsel in berüchtigter Baugrube ist gelöst

Das Rätsel um die Fischarten, die sich mittlerweile im Sendlinger Loch tummeln, ist gelöst. Und es sind wohl weitaus mehr als zunächst gedacht! Tobias Ruff ist Stadtrat der ÖDP, Gewässerökologe und Fachberater für Fischerei. Er hat sich die Fische in der Baugrube schon vor einigen Wochen angeschaut. Die Fischereibehörde beim Kreisverwaltungsreferat hatte ihn um eine fachliche Stellungnahme gebeten.

"Es handelt sich überwiegend um Rotaugen und Giebel", sagte Tobias Ruff auf AZ-Anfrage. "Es sind einige Hundert. Wenn man die kleinen Brutaugen mitzählt, geht's in die Tausende." Seiner Einschätzung nach ist es am wahrscheinlichsten, dass die Fische aus ausgeleerten Aquarien oder aus Gartenteichen in die Baugrube gekommen sind.
"Rotaugen kommen zwar vereinzelt auch in der Isar vor, aber sie bevorzugen stehende Gewässer." Möglich sei aber auch, dass Rotaugen-Eier über das Gefieder von Vögeln eingetragen wurden. Auf dem metertiefen Wasser im Sendlinger Loch drehten auch immer wieder Enten ihre Runden.

Die Projektentwickler Pembroke und Ehret+Klein wollen die Baugrube bis Ende September trockengelegt haben, um dann mit dem Bau von Mietwohnungen zu beginnen. Zu den Fischen teilte ein Sprecher von Ehret+Klein der AZ mit: "Wir arbeiten bereits seit mehreren Wochen mit den zuständigen Behörden an einer entsprechenden Lösung.
Die Fische werden nun von einem Fachunternehmen tierschutzgerecht eingefangen und anschließend in ein geeignetes Gewässer umgesiedelt." Auch das KVR bestätigte der AZ, dass eine Abfischung vorgesehen sei und die Tiere umgesetzt oder an geeignete Einrichtungen abgegeben werden sollen. "Tierschutz- und naturschutzrechtliche Vorgaben finden dabei Beachtung und werden behördlich überwacht", so die KVR-Sprecherin.

Doch einfach wird es wohl nicht: Sowohl Klaus Betlejewski von den Isarfischern als auch Tobias Ruff beschreiben das Vorhaben als kompliziert. Tobias Ruff sagt: "Das Wasser muss auf jeden Fall bereits deutlich abgesenkt sein." Auf mindestens einen halben Meter, besser wären nur noch 20 bis 30 Zentimeter. Zudem müsste die Fläche begrenzt werden, damit die Fische nicht abhauen können. Dann könnten sie mit Strom betäubt und mit Keschern abgefischt werden. Für das sogenannte Elektrofischen muss eine Ausnahmegenehmigung erteilt werden.
Und nicht für alle Fische aus dem Sendlinger Loch würde das bedeuten, dass sie dann ein schönes Leben in natürlicher Umgebung haben werden. Die Rotaugen, sagt Ruff, könne man im Hinterbrühler See wieder aussetzen. Für die Giebel aber schaut die Zukunft schlecht aus. Sie kommen ursprünglich aus China und sind quasi die Urform der Goldfische.
Wenn sich Goldfische vermehren, kommen oft ebenfalls Giebel wieder heraus. Bei Fischern sind sie gar nicht beliebt: Denn sie vermehren sich stark und fressen Libellenlarven und den Laich von Fröschen und Molchen. Ruff: "Wir wollen nicht, dass die Giebel ausgesetzt werden." Er hat andere Vorschläge: Man könne sie dem Zoo anbieten, Hechtzüchtern oder der Reptilienauffangstation mit ihren Schnappschildkröten und Schlangen – zum Verfüttern.