München – eine magische Stadt

Geschrieben von Katharina Walser, 14 Jahre, Schülerin am Maria-Theresia-Gymnasium
Hi, ich bin Joy. Und ich bin Münchnerin. Allerdings noch nicht lange! Vor einem Monat kam ich mit meinem Dad, meiner Mum und meiner kleinen Schwester Amy aus New York hierher. Meinem Vater wurde vor einem halben Jahr eine Stelle in München angeboten. Er ist Pilot und deshalb bin ich es eigentlich gewohnt, umzuziehen. Geboren bin ich in Kalifornien. Danach waren wir in Florida, England, Sydney, New York und jetzt eben in München.
Schon bevor wir umziehen sollten, hatte ich sehr viel über München gehört, viele meiner Freundinnen waren schon einmal dort gewesen und sie waren hellauf begeistert. Ich verstand einen Monat nach unserem Umzug das Tolle an München immer noch nicht. Ich war ganz eindeutig der Meinung, dass München unberechtigterweise in den Himmel gelobt wurde. Ich fand es einfach langweilig und nichts Besonderes an dieser Stadt.
Bis zu diesem einen Tag...
Wir hatten Geschichte bei Frau Ziegler, die es ganz eindeutig auf mich abgesehen hatte. Als meine Tischnachbarin Anna, mit der ich mich eigentlich ganz gut verstand, mich stupste und mir hinter vorgehaltener Hand zuflüsterte: „Hey, heute Abend ist das Finale Deutschland gegen Spanien. Wir gehen alle zum Nockherberg und sehen es uns an. Da ist echt immer voll die Stimmung! Was sagst du?“ Ehrlich gesagt hatte ich keine große Lust darauf, mir ein Fußballspiel anzusehen, von einer Mannschaft, die ich nicht kannte und einem Land, das mich nicht interessierte. Aber ich wollte mich nicht völlig ausschließen, also sagte ich: „Tut mir echt leid, aber ich sehe es mir mit meinen Eltern an. Ich hab es versprochen.“ „Ach so, alles klar...“
Anna war auch so eine, die hingerissen ist von dieser Stadt. „Du wirst es bald merken. Diese Stadt hat ganz einfach etwas Besonderes. Es ist schwer zu beschreiben, aber irgendwie hat München etwas Magisches,“ sagte sie zu mir, als wir uns das erste Mal getroffen haben.
Nach der Schule saß ich in unserer neuen Dachterrassenwohnung, in der es entsetzlich nach frisch gestrichener Farbe stank und hier und da lagen noch ein paar unausgepackte Kartons.
Meine Mutter war noch in der Schule, sie unterrichtet die 1. – 4. Klasse in Englisch, und mein Vater hatte erst um 18 Uhr Checkout am Flughafen. Also beschloss ich mich etwas umzusehen, schnappte mir den Stadtplan und schlenderte (Ich ging immer noch zu Fuß, da ich dieses blöde Fahrkartensystem dieser Stadt immer noch nicht begriffen hatte) bis zum nahegelegenen „Stachus“.
Ich konnte jetzt die Fußgängerzone vor mir sehen. Ok, ich musste zugeben, dass sie ganz hübsch aussah, doch von dem Magischen, Außergewöhnlichen und Umwerfenden aus den übertriebenen Beschreibungen meiner Freunde, konnte ich beim besten Willen weit und breit nichts sehen oder spüren. Ich blickte mich genauer um und da sah ich etwas so vertrautes, dass mein Herz einen Hüpfer machen ließ. Ein großes goldenes M über einem Laden zu meiner Rechten kündigte den amerikanischen Fast-Food-Laden an, der mir so vertraut war. Es mag vielleicht seltsam klingen, aber es gab mir ein Gefühl des Zuhause-Seins. Denn egal, wo ich auf der Welt schon gelebt hatte, einen McDonalds gab es überall. Vor lauter Freude endlich etwas Bekanntes zu sehen, steuerte ich direkt darauf zu und ging hinein.
Es war brechend voll und als ich mich gerade anstellte wurde ich von hinten gestoßen. „Sorry, sorry!“ Ich drehte mich um und sah hoch in das Gesicht eines großen, braunhaarigen, etwas verwegen aussehenden Jungen. Er lächelte zu mir herunter und ich stammelte nur: „K...Kein P...Problem!“ „Hey, willst du dich nicht zu mir an den Tisch setzen? Hätte nichts gegen ein bisschen Gesellschaft“, sagte er und sah dabei umwerfend gut aus. Ich nickte nur und folgte ihm zu seinem Platz.
Als wir uns setzten, fragte er: „Du bist neu hier, oder?“ „Ja, stimmt ...aber woher...?“ „Ich seh's an deinem Blick. Du schaust total skeptisch und ein wenig verwirrt“, stellte er fest und lächelte. „Ja genau, ich bin vor einem Monat mit meinen Eltern aus New York hierher gezogen.“ „Und dann bist du immer noch skeptisch?“ „Naja, ich bin das erste Mal in der Fußgängerzone“, er sah aus, als hätte ich gerade etwas von mir gegeben, wie Brad Pitt ist abtörnend, „und ich habe noch nicht wirklich so großen Gefallen an dieser Stadt gefunden.“ „Ja, das ging mir anfangs auch so", sagte er zu meinem Erstaunen.“ Vor einem halben Jahr bin ich mit meinen Eltern aus Kalifornien gekommen. Ich konnte absolut nicht verstehen was an dieser Stadt so toll sein soll!“
„Ja, genau so geht's mir auch!“ Wir unterhielten uns noch lange über unsere Herkunft, warum wir nach Deutschland mussten und wie uns die Stadt gefällt. Er war so nett und wie er aussah - einfach umwerfend! Danach bot er an, mich durch die Fußgängerzone zu begleiten und mir einige Sehenswürdigkeiten zu zeigen. Wir schlenderten also los, Richtung Marienplatz und gingen an vielen Läden vorbei, die mir aus New York bekannt waren – Zara, Pimkie und New Yorker.
Es war ein wundervoller Tag, den wir gemeinsam im Herzen Münchens verbrachten. Er zeigte mir die Frauenkirche, das Rathaus, von dem ich so begeistert war, dass ich stehen blieb und wie ein Tourist gaffte. Denn solche kunstvollen, schlossartigen Gebäude kannte ich bisher nur aus alten deutschen Filmen. Wir lachten viel und verstanden uns auf Anhieb bestens.
Als es schnell später wurde, schlug mir Dean – das war sein Name – vor, ins Cafe am Marienplatz zu gehen und uns das Fußballspiel anzusehen. Grundsätzlich hatte ich nicht so wirklich große Lust gehabt, doch der Tag mit ihm war so schön gewesen, dass ich hastig antwortete: „Klar, warum nicht?“ Wir gingen auf direktem Weg dorthin und als wir reinkamen wurden wir von einer Horde Deutschlandfans gröhlend begrüßt. Ich dachte nur: „Wow, was für Freaks“, und musste lachen.
Zwei Stunden später, Lahm hatte in letzter Minute ein sauberes Freistoßtor geschossen, und Deutschland war Europameister. Es gab einen lauten Aufschrei und alle sprangen in die Luft. Sie lachten und fielen sich in die Arme, manche von ihnen brachen in Tränen aus, anderen sah man es dagegen gar nicht an, dass sie sich Freude, weil sie sich die Hände vors Gesicht hielten. Sie konnten es offenbar nicht fassen. Die meisten verließen stürmisch das Cafe. Dean nahm meine Hand und zog mich mit den Worten: „Komm, du willst doch jetzt nichts verpassen!“, hinter sich her.
Draußen bot sich mir ein überwältigender Anblick. Aus allen Restaurants, Cafes und Bars strömten die Leute Fahne schwingend und vor Freude jauchzend auf den großen Platz. Es war unglaublich. Klar gab es in Amerika und wo ich sonst noch war auch Fußballfans, doch diese Fans strahlten eine Gemeinschaft und eine familiäre Wärme aus, dass ich Gänsehaut bekam.
In diesem Augenblick erreichte die Sonne den Horizont, so dass sie die ganze Umgebung in ein wundervoll orange-rotes Licht tauchte. Ein Lichtstrahl brach sich in einem gegenüberliegenden Fenster und mich überwältigte eine Welle des Glücks. Da war er, ein vollkommener Augenblick! Diese, ich musste es jetzt zugeben, wunderschöne Stadt, die Leute zwischen denen man ein Band des Zusammenhalts förmlich greifen konnte, das breite Lächeln der Zufriedenheit auf ihren Gesichtern, machte sie aus.
Doch plötzlich dachte ich: Es ist nur ein Sonnenuntergang. Es ist nur eine Fangemeinschaft, die sich für ihr Team Freude, es war nur eine Fußgängerzone in der Läden ihren Umsatz machten wie überall anders auf der Welt.
Ich hatte tatsächlich schon viele Fußgängerzonen gesehen. Mehr als es manche von sich behaupten können. Doch irgendetwas war hier, in der Landeshauptstadt Bayerns, anders. Es war als würde diese Stadt alles Schöne, alles Süße noch einmal mit einem Zuckerguss überziehen. Simple Dinge, die eine Großstadt ausmachten, doch hier war alles . . . ja ich finde kein besseres Wort . . . MAGISCH.
Ich verstand nun was Anna und Dean gemeint hatten: Egal was hier in dieser Stadt geschah. Es war 100mal schöner, als wenn es sonst irgendwo anders auf der Welt geschah. Es ist schwer zu verstehen, wenn man noch nie dort war. Also rate ich euch: Schaut es euch an! Ihr werdet sehen! Ich muss sagen, so langsam gefällt mir diese Stadt richtig gut.