München dicht bebaut: Zwei Drittel keine Grün- und Erholungsflächen
Schon zwei Drittel des Stadtgebiets sind mit Häusern, Straßen, Schienen und Parkplätzen zugebaut, die Hälfte davon ist dicht versiegelt. Im Schnitt müssen sich 427 Münchner ein Fußballfeld voll Grün teilen. Was das für die Viertel bedeutet.
München - Natürlich, München erscheint uns grün, zumal im Vergleich zu einer Wolkenkratzerstadt wie Frankfurt. Haben wir nicht die Isar, den Englischen Garten, die Stadtparks, Freibäder, Biergärten und Kastanienalleen? Andererseits: Immer mehr München wird in den vergangenen Jahren zugebaut, weil für die Zuzügler Wohnungen, Schulen, Straßen und Gewerbeflächen benötigt werden.
Wohin also soll noch mehr Wohnbebauung – wofür SPD-OB Dieter Reiter alle Anstrengungen unternimmt? Braucht es mehr Schutz für die Gartenstädte, wie die CSU es fordert? Oder mehr Bäume, offene Kanäle, Erholungsfreiflächen, wie die Grünen es sich wünschen?
Das Statistische Amt jedenfalls hat sich die Flächenverteilung genau angeschaut und herausgerechnet, wie viel von den rund 31.000 Hektar Stadtfläche (ein Hektar entspricht etwa einem großen Fußballfeld) schon zubetoniert ist – und wie viel Freiflächen eigentlich noch da sind für Münchens 1.525.618 Einwohner (die jedes Jahr laut Prognosen um rund 25.000 Menschen mehr werden). Heraus kommt: München ist unter den deutschen Millionenstädten mit Abstand die Stadt, die am meisten zugebaut ist. Und die mit der höchsten Einwohnerdichte.
Fast zwei Drittel sind bebaut
Wie die Grafik unten zeigt, sind 44 Prozent der Stadt allein mit Gebäuden und zugehörigen Höfen, Hausgärten, Garagen und Zufahrten zugebaut. Weitere 17 Prozent sind Verkehrsflächen (also Straßen, Schienen, Radwege, Markt- und Parkplätze). Macht zusammen 61 Prozent bebaute Flächen, das sind also fast zwei Drittel der Stadtfläche.
Nur 22 Prozent – gut ein Fünftel der Fläche also – bleibt für Grün- und Erholungsflächen (dazu gehören Parks, Wald, Wasserflächen und Sportplätze). Und auf immerhin 15 Prozent der Stadtfläche gibt es noch Landwirtschaft. Vergleicht man das mit Köln und Hamburg (dort ist das Verhältnis von Beton zu Grün etwa Halbe-Halbe) oder Berlin (immerhin noch 44 Prozent Grün), ist München definitiv die am meisten zugebaute Stadt. Das hat vor 50 Jahren noch ganz anders ausgesehen: Da war ein Drittel von München noch Ackerland für die Landwirtschaft.

Fast die Hälfte des bebauten München ist versiegelt
Schaut man sich darüber hinaus an, wie viel von der bebauten Siedlungs- und Verkehrsfläche komplett versiegelt ist (also abgedichtet durch Beton, Asphalt und Häuser), kommt man auf fast die Hälfte.
Das ist viel im Vergleich zu Hamburg (35 Prozent) und Berlin (35 Prozent). Dazu drängeln sich in München auch noch deutlich mehr Menschen auf der dichten Bodendecke als anderswo. Positiv betrachtet könnte man sagen: München geht, gemessen an der Einwohnerzahl, sparsam damit um, Flächen dicht zu machen. Umgekehrt aber heißt das auch: Nirgendwo in Deutschland drängeln sich mehr Menschen auf zugebauten Flächen als bei uns.
Und wie grün sind die Viertel?
Innerhalb Münchens sind die Grau- und Grünflächen sehr unterschiedlich verteilt. Am schlechtesten dran sind freilich die Bürger im Zentrum. Nur 2,9 Prozent Grün (rund 13 Hektar) haben die Statistiker für die eng bebaute Ludwigs-/Isarvorstadt berechnet. Das entspricht etwa 13 großen Fußballfeldern – allerdings Hinterhöfe und Hundegassistreifen am Gehweg mitgerechnet.
Ebenfalls kaum Erholungsplatz bleibt in der Schwanthalerhöhe: Das Viertel gilt fast vollständig als Siedlungs- und Verkehrsfläche. Nur elf von 207 Hektar (5,3 Prozent) gelten als grün (ebenfalls Hinterhöfe mitgerechnet). Nicht viel besser sieht es in Laim, Hadern (München), Obergiesing, Allach und in der Maxvorstadt aus.
Wie privilegiert dagegen sind die Schwabinger und Freimanner! 26 Prozent ihrer Stadtbezirksfläche sind Erholungsflächen – ganz einfach, weil dort große Teile des Englischen Gartens liegen und sich die Isarauen im Nordosten des Stadtbezirks bis fast zur Stadtgrenze ziehen.
Der Südteil des Englischen Gartens macht den (eigentlich engen) Bezirk Altstadt-Lehel ebenfalls luftig. Milbertshofen-Am Hart profitiert vom Olympiapark und Neuhausen-Nymphenburg vom Nymphenburger Schlosspark und auch den kleineren Kanälen, die sich durchs Viertel ziehen.
Unterm Strich teilen sich in München 427 Einwohner eine Grünfläche in der Größe eines Fußballfelds. Wie gerecht das verteilt ist, zeigt die letzte Spalte in der Tabelle unten: Die Bürger rund um Isar und Englischem Garten können sich relativ entspannt und luftig in Schwabing-Freimann erholen (116 Menschen auf einem Hektar Grün). Umgekehrt muss man sich vorstellen, dass sich in der Schwanthalerhöhe (statistisch) jeweils 4270 Viertelbewohner ein grünes Fußballfeld teilen müssen – zum Joggen, Radeln, Ballspielen, Sonnen & Co. So richtig spaßig klingt das nicht.
Wenn in Freiham, das zu Aubing gehört, in wenigen Jahren die neuen Wohnungen für 25 000 Neubürger fertig sind, wird auch da die große Freiflächen-Freiheit endlich. Die Streiterei um Flächen in München – sie wird noch lange nicht enden.

<strong>Eine noch detailliertere Auflistung der Münchner Stadtviertel finden Sie hier in der PDF-Datei</strong>