München: Das Medizin-Mekka für Scheichs

Besonders in den Sommermonaten boomt der Medizintourismus in München: Wenn es in in den Golfstaaten unerträglich heiß wird, kommen tausende arabische Bürger an die Isar, um sich von Münchner Top-Ärzten behandeln zu lassen. Ein Kongress soll das Geschäft jetzt noch weiter steigern.
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München ist ein Mekka für Medizin-Toursiten aus dem Nahen und Mittleren Osten.
München ist ein Mekka für Medizin-Toursiten aus dem Nahen und Mittleren Osten.

Besonders in den Sommermonaten boomt der Medizintourismus in München: Wenn es in in den Golfstaaten unerträglich heiß wird, kommen tausende arabische Bürger an die Isar, um sich von Münchner Top-Ärzten behandeln zu lassen. Ein Kongress soll das Geschäft jetzt noch weiter steigern.

MÜNCHEN „Zahlungskräftige Patienten aus arabischen Ländern sind für unsere städtischen Kliniken längst ein wichtiger und relevanter Wirtschaftsfaktor geworden“, sagt Gesundheitsreferent Joachim Lorenz der AZ.

Im globalen Wettbewerb um reiche Medizintouristen soll München auch in Zukunft die Nase vorne haben: Seit gestern treffen sich deshalb über 300 Teilnehmer aus aller Welt zum 1. Europäischen Kongress für Gesundheitstourismus („European Congress on Health Tourism“) in der Isarmetropole – vor allem Ärzte und Physiotherapeuten, aber auch Experten aus der IT-, Medizintechnologie- und Gesundheitsbranche sowie von Fluglinien und Firmen, die Kliniken bauen.

„München genießt als Medi-zinstandort ein hohes Ansehen in der arabischen Welt“, sagt Kongressorganisator Uwe Klein von „Europe Health“. Die Münchner Firma weiß, wovon sie spricht: Sie betreut jährlich bis zu 2500 arabische Patienten aus den Golfstaaten, die sich in Münchner Kliniken behandeln lassen. Die Rundumversorgung reicht vom Wunschtermin für die OP bis zum Gebetsteppich im Klinikzimmer.

„Die Zahl der Medizintouristen steigt weiter kontinuierlich an“, sagt Klein. Und der globale Markt verspricht weitere Gewinne: Eine Studie von McKinsey schätzt das Wachstumspotential des internationalen Medizintourismus sehr hoch ein – es soll von 60 Milliarden US-Dollar im Jahr 2006 auf mindestens 100 Milliarden im Jahr 2012 anwachsen.

In München stieg die Zahl der arabischen Gäste in nur einem Jahr (2006 auf 2007) um 32 Prozent von 45400 auf 60300 an. Die Überrnachtungszahlen verzeichneten sogar einen Zuwachs um 38 Prozent von 183 100 auf 253000. Bei immer mehr arabischen Touristen ist der Grund der Reise zunächst die medizinische Versorgung eines Angehörigen. Der Rest der Großfamilie verbindet diesen Aufenthalt mit einem ausgedehnten Sommerurlaub.

„Es hat bereits Tradition, dass Araber gerne nach München kommen“, sagt Klein und nennt Gründe: „München gilt in den Golfstaaten als Weltstadt mit Flair, hoher touristischer Attraktivität und hochwertigen Shoppingmöglichkeiten“. So profitieren nicht nur Kliniken, sondern auch Luxushotels und Boutiquen. München belegt beim Medizintourismus deshalb längst einen Spitzenplatz: Von den rund 5000 Patienten, die allein aus den Vereinigten Arabischen Emiraten jährlich nach Deutschland reisen, kommen 3000 nach München.

„Der Kongress will aber vor allem auch eine Plattform sein, damit sich Partner für neue Projekte finden“, sagt Klein. Das reicht vom Klinikbau in Saudi-Arabien über Münchner Ärzte, die zeitweise als Berater in arabischen Ländern tätig sind bis zum langfristigen Export von medizinischem Know-how aus Deutschland in die Golfstaaten. Trotzdem erwarten die Kongressorganisatoren in Zukunft noch mehr Patienten aus arabischen Ländern. Sie sind sich sicher, dass der Medizintourismus nach München und der Wissensexport in arabische Länder in den nächsten 20 bis 30 Jahren parallel ansteigen werden. Denn obwohl allein Saudi-Arabien in den nächsten Jahren den Bau von 100 neuen Kliniken plant, könnten die Golfstaaten noch lange nicht den Standard Münchner Spitzenkliniken erreichen.

Auch deshalb erhofft sich Kongressorganisator Klein von der Stadt den Ausbau dieser medizinischen „Ost-West-Begegnung“ zum kulturellen Austausch zwischen Bayern und Arabern. Sein Wunsch: ein arabisch-deutsches Film- und Musikfestival im Juli oder August, wenn sich zehntausende Araber in München aufhalten.

Michael Backmund

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