„München braucht den Markt“

Interview mit Kommunalreferentin Gabrielöe Friderich: Sie will die Großmarkthalle lieber sanieren als verkaufen
AZ: Frau Friderich, die Sanierung der Großmarkthalle kann finanziell das nächste Fass ohne Boden werden. Warum reißen Sie den Komplex nicht ab und bauen neu?
GABRIELE FRIDERICH: Dafür haben wir in München kein geeignetes Grundstück. Wir müssten die Stadt verlassen – und verlieren damit Steuern.
Die geschätzten Sanierungskosten werden immer höher.
Wenn wir das Grundstück erst kaufen müssen, wird der Neubau zu teuer und unwirtschaftlich. Außerdem wird von den Händlern die Sanierung gewünscht. Wir müssen also die Modernisierung so hinbekommen, dass die Markthallen marktfähig bleiben. Deshalb muss uns der Businessplan für Großmarkt und Schlachthof sagen: Gibt es den Bedarf für einen Markt, was muss saniert werden, wie wird der Betrieb umfunktioniert, wie kann man auf dem Gelände verdichten und was kann man mit freien Flächen tun?
Viele sehen eine städtebauliche Chance, wenn das 40 Hektar große Areal bebaut wird.
Wir müssen auch Flächen für künftige Generationen bereit halten. Es wäre außerdem immobilienwirtschaftlich unklug, alles gleichzeitig auf den Markt zu bringen. Da haben wir schon Freiham und die Kasernen. Ich kann auch nicht empfehlen, für die Millionenstadt den Markt aufzugeben.
Welche Bedeutung hat der Großmarkt?
Dort sind mehr als 500 Firmen und rund 3000 Arbeitsplätze. Der Umsatz liegt bei 1,5 bis zwei Milliarden Euro im Jahr.
Gabriele Friderich im Kurz-Portrait
München“ mit dem gewaltigen Großmarkt und dem Schlachthof hat Gabriele Friderich jetzt schwer zu kauen. Und manch einer in der Verwaltung grantelt unter dem zustimmenden Nicken von OB Christian Ude, dass sie in dem baulich heruntergekommenen Betrieb das Sanierungsproblem zu spät erkannt hat. Aber das ist dann auch das erste schwerwiegende Problem, das sich Gabriele Friderich beschert. Seit 1998 ist die Grüne Kommunalreferentin in München. Damals haben die grünen Frauen unbedingt eine Frau an der Spitze des Referats gewollt – und haben den damaligen Amtsinhaber Georg Welsch mit 50 Jahren in Pension geschickt. Als Kommunalreferentin hat sie die Hoheit über die städtischen Grundstücke, über die Güter und 5000 Hektar Wald, über die Müllabfuhr und alle 45 Wochenmärkte. Sie verwaltet ein Immobilienvermögen von 2,5 Milliarden Euro. Gabriele Friderich ist freundlich, verbindlich – zäh und knallhart. Bei Verhandlungen hat sich da schon manch einer verschätzt. Aktuell kämpft sie darum, neben den Grundstücken auch die Hoheit über alle städtischen Immobilien zu bekommen, damit die Verwaltung in einer Hand liegt.
Interview: Willi Bock