München: Betrugsprozess um Autoreifen
Betrüger haben einen Millionen-Coup am Plattensee ausgeheckt. Sie bestellten Autoreifen und Kaffeemaschinen, bezahlten nicht –
München - Die Millionen-Betrugs-Idee mit Autoreifen und Kaffeemaschinen kam den Angeklagten Imre S. (30) und Enrico R. (49) in einem Café am Plattensee in Ungarn. Imre S.: „Ich hörte, dass Enrico Deutsch sprach. Wir haben uns unterhalten. Ich sagte, dass ich keinen Job habe. Er sagte, er hätte Arbeit für mich in Deutschland.“
Der Job endete für die beiden auf der Anklagebank im Münchner Landgericht. Der Vorwurf: Betrug in sechs Fällen. Im Dezember 2010 kontaktierten sie den Autoteilehändler Knoll GmbH in München. Sie orderten 140 Lkw-Reifen zum Preis von 54320 Euro. Ihre Zahlungsfähigkeit belegten sie mit einer Bankbürgschaft von über 1,6 Millionen Euro.
Was die Firma Knoll nicht wusste: Das Dokument war eine Fälschung. Der Händler habe sich zwar bei „United Consulting Finance“ erkundigt, ob sie Bürgschaften vergeben. Er hat aber nicht die vorliegende Bürgschaft der Angeklagten auf ihre Echtheit von der Consulting-Firma prüfen lassen. Neun Tage nach der Erstbestellung bestellten sie bei Knoll 1102 Autoreifen für zirka 25000 Euro. Da die Firma auch Elektrohaushaltsgeräte vertreibt, ließen sie sich 350 Kaffeemaschinen „Saeco Exprelia“ aus Edelstahl für 324453 Euro kommen.
Am 2. Februar 2011 bestellten sie Werkstatteinrichtungsgegenstände für 124677 Euro. Und weil es mit den Bestellungen so gut lief, orderten sie am 11. Februar nochmals 350 Kaffeemaschinen für 324453 Euro. Am 14. Februar war ihr letzter Coup: Für 54094 Euro bestellten sie Batterien, Werkzeug und Autoersatzteile. Gesamtschaden: fast eine Million Euro. Das Diebesgut sollen die Angeklagten gewinnbringend verkauft haben. Bei einem Geständnis muss Imre S. nicht mehr als drei Jahre und neun Monate in Haft. Sein Komplize muss ein Jahr länger absitzen.
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