München: Bande verkauft falsche EU-Pässe

Ein Mitglied der Urkundenfälscherbande sitzt jetzt vor Gericht. Für das Paket falscher Pass, falscher Personalausweis und falscher Führerschein kassierte sie 15000 Euro.
Torsten Huber |
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Der Afghane Davud N. (37) hat gestanden, dass er mit Komplizen falsche EU-Päasse für Chinesen und Afghanen besorgt habe.
Torsten Huber Der Afghane Davud N. (37) hat gestanden, dass er mit Komplizen falsche EU-Päasse für Chinesen und Afghanen besorgt habe.

Ein Mitglied der Urkundenfälscherbande sitzt jetzt vor Gericht. Für das Paket falscher Pass, falscher Personalausweis und falscher Führerschein kassierte sie 15.000 Euro.

München - Er trägt eine olivfarbene Bundeswehrjacke mit Deutschlandfahne, Jeans und einen weißen Pulli. In Deutschland würde Davud N. (37) gerne leben. Aber durch seine Straftaten ist es schwierig, eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen.

Der Afghane hat laut Anklage mit Komplizen gefälschte bulgarische und tschechische Personaldokumente an Chinesen und Afghanen verkauft, die damit nach dem Schengenabkommen in München leben wollten. 160000 Euro soll die Bande dafür kassiert haben.

Als Davud N. seinen Lebenslauf vor dem Münchner Landgericht erzählt, ist er manchmal den Tränen nahe. Seine Kindheit sei die Hölle gewesen: „Ich durfte nicht jeden Tag zur Schule, weil draußen Schüsse fielen.“ Er wächst in Kunduz auf. Die Mutter ist früh gestorben. Der Vater, ein Arzt, stirbt, als Davud N. 14 ist: „Meine beiden älteren Brüder sind im Krieg gefallen.“ Auch Davud N. sei beinahe getötet worden. „Ich bekam Streifschüsse ab.“ Dabei zeigt er auf seinen Hinterkopf.

Man sieht helle Narben durchs dunkle Haar. Mit 18 zieht er nach Mazar-i-Sharif. Standort der Deutschen Bundeswehr. Auf einem Basar verkauft er Sportschuhe. Neun Jahre lebt er in Moskau. Er kriegt Aufenthaltsprobleme und geht nach Donezk in der Ukraine. Dort lernt er seine Frau kennen. Davud N. handelt mit Lastern. 2000 und 2002 werden seine Töchter geboren. 2001 stellt er in Deutschland Asyl. Ohne Erfolg.

Seit 2006 lebt er in der Slowakei, verdient 1500 Euro im Monat mit dem Pkw-Handel: „Damit habe ich die Familie unterstützt.“ 2008 lernt er in München während eines Lkw-Kaufs die Fälscherbande kennen. Die verlangen von Chinesen, die nur eine begrenzte Aufenthalterlaubnis haben, 15.000 Euro pro EU-Pass.

Auch fünf Afghanen wollen sie für insgesamt 100.000 Euro falsche EU-Pässe überbringen, werden aber an der Grenze geschnappt. Verteidiger Peter Pospisil: „Mein Mandant räumt die Vorwürfe ein. Er war aber nur der Vermittler.“ Für das Geständnis will das Gericht eine Haft von zwei Jahren und zehn Monate verhängen.

Am 11. April fällt das Urteil

 

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