München: Astrologin beleidigt Ausländer

Die 64-Jährige rastet nach Weinfest vor der Polizei aus. Sie steht jetzt wegen Volksverhetzung und Beleidigung vor dem Münchner Landgericht.
Torsten Huber |
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Die Astrologin Ellen K. (65) bespricht sich mit ihrem Rechtsanwalt Christian Langgartner vor dem Gerichtssaal. Sie jetzt wegen Beleidigung zu 900 Euro Strafe verurteilt.
Torsten Huber Die Astrologin Ellen K. (65) bespricht sich mit ihrem Rechtsanwalt Christian Langgartner vor dem Gerichtssaal. Sie jetzt wegen Beleidigung zu 900 Euro Strafe verurteilt.

München - Als Astrologin hätte Ellen K. (64) eigentlich erahnen können, dass vor Gericht ihre Sterne schlecht stehen. Auch in der zweiten Instanz bleibt sie dabei: „Ich habe nichts gegen Ausländer, und ich habe das so nicht gesagt.“ Die Astrologin und Hellseherin steht wegen Volksverhetzung und Beleidigung vor dem Münchner Landgericht. Mit ihrem Anwalt Christian Langgartner kämpft sie um einen Freispruch. Im Ersturteil ist sie zu 1000 Euro Strafe verurteilt worden.

 

Sie soll einen jungen Türken als „Scheiß-Ausländer“ und „Betrüger“ beschimpft haben. Über den Vorfall vom 15. Juni 2012 ärgert sich Ellen K. aus Tutzing heute noch: „So etwas sage ich gar nicht. Das ist nicht meine Ausdrucksweise.“ Zeugen haben allerdings eine andere Erkenntnis.

Es ist ein lauer Sommerabend. Die Angeklagte ist mit ihrer Freundin Hannelore R. (62) auf einem Weinfest in Starnberg. Gegen 22.40 Uhr kehren sie zu ihrem Auto zurück, das in der Hauptstraße steht. Vor dem Ford Focus der Freundin wartet schon die Polizei. Hannelore R. habe beim Einparken die Heckstoßstange des Audi A4 beschädigt. Der Audi-Besitzer Yusuf A. (22) ruft die Polizei. Nach Aussage eines Polizisten sollen sich die beiden Damen „relativ schnell in Rage geredet“ haben.

Dabei habe sich die Astrologin, die zwei Schoppen Wein auf dem Fest getrunken haben soll, als Beifahrerin am meisten ereifert. Schließlich sei ihr der Kragen geplatzt. Der Polizist vor Gericht: „Ich habe gehört, wie sie ,Scheiß-Türke’ gesagt hat. Ich habe dem jungen Mann gesagt, dass er Anzeige erstatten kann. Er wollte darüber nachdenken. Nach zehn Tagen kam er dann aufs Revier.“ Auch Yusuf A. will die Beschimpfungen gehört haben: „Sie hat es gesagt.“ Zeugin Hannelore R. hat Erinnerungslücken.

Sie meint aber: „Hätte sie es gesagt, dann wäre es bei mir eingerastet.“ Der Richter Clemens Turkowski mag das nicht wirklich glauben. Auf Nachfrage sagt die Zeugin schließlich: „Es kann schon sein. Aber bestätigen kann ich es nicht.“ Richter Turkowski vertagt den Prozess auf den 3. Mai. Ellen K. will noch zwei Zeugen ins Verfahren einführen. Die sollen dann die Unschuld der Astrologin bezeugen.

 

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