München: Amoklauf von München war rechtsextreme Tat
Wende im Fall von David S.: Drei Forscher widerlegen die bisherigen Ergebnisse zum Motiv des Amokläufers und sehen eine politsch motiverte Tat.
München - Spektakuläre Wende im Fall von David S., dem Amokläufer vom OEZ.
Wie die Süddeutsche und der WDR berichten, sind drei unabhängig voneinander beauftragte Gutachter zum Schluss gekommen, dass die Tat aus rechtsextremen Motiven geschah. Bisher gingen die Ermittler von einem persönlichen, aber nicht politischen Motiv von S. aus.
Die Fachstelle für Demokratie in München hat die Sozialwissenschaftler Christoph Kopke, Matthias Quent und Florian Hartleb damit beauftagt den rechtsextremen Hintergrund von S. aufzuklären. Die drei Forscher hatten Zugang zu den Ermittlungsakten, Zeugenaussagen und der Auswertung von David S. Computer. Am Freitag sollen die Ergebnisse im Rathaus vorgestellt werden.
Der Unterschied zum vorherigen Motivergebnis war die Auslegung von Kritierien, die die Polizei selbst zur Beurteilung von politischen Straftaten aufgestellt hat. Außerdem bemängelten die Forscher den Willen tödlichen Rassismus als solchen zu benennen.
Die Forscher kommen zum Schluss, dass weder Opferauswahl, noch Tattag Zufall waren. Der 22. Juli ist der Jahrestag des Attentats von Andres Breivik, dem Vorbild von David S. Der Tatort war bewusst gewählt, weil S. wusste, dass am OEZ viele Menschen mit Migrationshintergrund arbeiten. Auch seine eigenen Wurzeln spielten dabei keine Rolle - die Eltern von David S. stammen aus dem Iran. Doch durch die Abwertung von Migranten habe er sich als "echter Deutscher" beweisen können, so die Gutachter.
Kurz bevor er seinem letzten Opfer in den Kopf schoss rief David S.: "Ich bin kein Kanake, ich bin Deutscher." Alle Opfer des OEZ-Amoklaufs hatten Migrationshintergrund. Insgesamt erschoss David S. neun Menschen, bevor er sich selbst tötete.
Die Staatsanwaltschaft widersprach den Ergebnissen der Forscher: "Wie von Anfang an gesagt, lag bei David S. ein ganzes Motivbündel vor, darunter auch eine von ihm aufgebaute krude pseudo-nationalsozialistische beziehungsweise rechtsradikale Gedankenwelt", sagte Oberstaatsanwältin Anne Leiding am Mittwoch auf Anfrage.
"Natürlich war David S. rechtsextremistisch gesinnt, es wäre aber verfehlt, seine Motivation auf diesen Aspekt zu verkürzen." Auch die Anklagebehörde habe forensische Gutachter beauftragt, die sich intensiv und ergebnisoffen mit den Motiven auseinandergesetzt hätten. Diese hätten jedoch die Kränkung des 18-Jährigen durch langjähriges Mobbing im Vordergrund gesehen.
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