München: 30 Jahre Kindesmissbrauch - Sex-Tourist angeklagt

Über mehr als 30 Jahre hinweg soll ein 67-Jähriger nach Thailand gereist sein, um dort Kinder zu missbrauchen. Beim Prozessbeginn räumt der Münchner alleine 103 Fälle ein.
John Schneider |
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Sexueller Missbrauch: der Angeklagte und sein Anwalt Benjamin Ruhlmann.
Sven Hoppe/dpa Sexueller Missbrauch: der Angeklagte und sein Anwalt Benjamin Ruhlmann.

München - Um diese Arbeit wird die Ermittler niemand beneidet haben. Bei der Durchsuchung der Wohnung eines Verdächtigen fanden die Beamten 8.500 Kinderpornos, darunter 19 Videos mit einer Laufzeit von zwölf Stunden, die sie überprüfen mussten. Zu sehen war unter anderem der Missbrauch von thailändischen Kindern – und angeblich auch der Täter, der Münchner Angestellte Roland S. (67).

In einem Fall ist laut Anklage eine unerträgliche Stunde lang der Missbrauch eines etwa zehnjährigen Buben in den verschiedensten Varianten bis hin zur Penetration des Kindes zu sehen.

Sex-Prozess in München: Öffentlichkeit ausgeschlossen

Der 67-Jährige muss sich seit Dienstag wegen schweren sexuellen Missbrauchs in 82 Fällen sowie sexuellem Missbrauch in 21 Fällen verantworten. Seit 30 Jahren besucht er regelmäßig Thailand, hat dort seine Frau kennengelernt. Ebenso regelmäßig soll er bei seinen Aufenthalten Kinder, vor allem Jungen, missbraucht haben.

Das jüngste Opfer war gerade einmal acht Jahre alt. Die Tatorte: das Dorf seiner Frau, verschiedene Touristenhotels in Thailand und seine Wohnung in München. Mindestens vier seiner Opfer soll er zeitweise nach Deutschland geholt haben.

Zum Prozessauftakt erscheint der ergraute Mann mit weißer Plastiktüte vor dem Gesicht. Auch ansonsten scheut er die Öffentlichkeit. Auf Antrag seines Verteidigers Benjamin Ruhlmann wird die Öffentlichkeit nach der Anklageverlesung ausgeschlossen. Nach außen dringt lediglich, dass Roland S. die Taten zwar einräumt, aber behauptet, sich nicht mehr an alles zu erinnern.

Roland S. verging sich auch an seiner Stieftochter

Dass er jetzt auf der Anklagebank sitzt, ist seiner Stieftochter zu verdanken. Sie sagt, dass sie selber über zehn Jahre von Roland B. missbraucht wurde. Die Taten sind aber verjährt. Als sie dann ein Video fand, auf dem der Missbrauch an einem Kind zu sehen war, erstattete sie Anzeige. Nicht verjährt ist der mutmaßliche Missbrauch ihres Neffen. Der tritt in dem Prozess als Nebenkläger auf.

Sex-Tourismus bleibt in Thailand ein großes Problem. Unicef-Sprecher Rudi Tarneden prangert die Skrupellosigkeit der Täter an. Dass es im Fall Roland S. zum Prozess kommt, ist eine Rarität. Vor allem über Landesgrenzen hinweg ist es schwierig, die Täter zu ermitteln, geschweige denn sie zu verurteilen.

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