Müller-Brot: "Das ist das Letzte!"
München - Schwarzer Tag für die Angestellten von Müller-Brot: Die Großbäckerei ist pleite! Gestern hat das wegen des Hygieneskandals schwer angeschlagene Unternehmen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Landshut gestellt. Das bestätigte der Vizepräsident des Landgerichts Landshut, Christoph Fellner.
Jetzt bangen die 1100 Mitarbeiter von Müller-Brot um ihre Jobs. Erst am vergangenen Samstag hatte sich die Geschäftsführung bei einer Betriebsversammlung den Beschäftigten gestellt. Hauptgesellschafter Klaus Ostendorf kam nicht, er hatte sich entschuldigen lassen. Die Geschäftsführer hatten den Mitarbeitern damals allerdings versichert, dass ihre Löhne und Gehälter sicher seien – und dass das Unternehmen eine Zukunft habe.
Mustafa Öz von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) nennt den Insolvenzantrag „menschenverachtend und erbärmlich“: „Die Beschäftigten durch Lug und Trug in Sicherheit wiegen und parallel das Insolvenzverfahren betreiben. Das ist das Letzte“, sagt Öz. Von der Pleite hätten die eigenen Mitarbeiter nicht vom Arbeitgeber, sondern aus der Presse erfahren.
Der Gewerkschafter glaubt, dass es von Anfang an das Ziel des Eigentümers gewesen sei, „sich mit einer Insolvenz der Mehrheit der Beschäftigten und der Schulden kostengünstig zu entledigen.“
Dabei hatten die Beschäftigten alle Hoffnung auf den heutigen Tag gesetzt: Heute sollen Lebensmittelkontrolleure des Landratsamtes Freising die Fabrik in Neufahrn erneut inspizieren. Müller-Brot hatte diese Prüfung beim Landratsamt beantragt und erklärt, dass ein Beratergremium eingesetzt wurde, um die Hygiene-Mängel in den Griff zu bekommen.
Die Abnahme durch die Lebensmittelkontrolleure wird trotz des Insolvenzantrags heute um 10 Uhr stattfinden. „Das ist wichtig, damit Müller-Brot weiterhin Waren produzieren kann“, sagt Öz. Nur mit einem funktionierenden Werk gebe es eine Chance auf eine Zukunft für Müller-Brot.
Bereits seit zwei Wochen steht die Produktion still. In Neufahrn hatten die Kontrolleure mehrfach Mäuse- und Schabenbefall festgestellt. Außerdem breitete sich immer mehr Schimmel aus und sogar in Backzutaten wurde Mäusekot und Maden gefunden.
Als Insolvenzverwalter für das Unternehmen ist Rechtsanwalt Hubert Ampferl vorgesehen. Wenn die Lebensmittelkontrolleure heute grünes Licht für einen Neustart geben, muss er entscheiden, ob die Produktion im Müller-Werk wieder anfährt.
„Es kann sinnvoll sein, eine insolvente Firma weiterzuführen“, sagte Gerichtssprecher Fellner. „Aber das setzt voraus, dass diese am Markt bestehen kann.“ Und das ist bei Müller-Brot zweifelhaft: Erst vor wenigen Tagen war mit Aldi-Süd ein weiterer wichtiger Großkunde abgesprungen. Zuvor hatten auch schon Rewe und Lidl alle Müller-Produkte aus den Regalen verbannt. Dies bedeutet Millionen-Verluste für die Firma.
Den Müller-Brot-Mitarbeitern droht langfristig die Arbeitslosigkeit – und kurzfristig büßen sie eine Menge Geld ein. Noch sei weder das Januar-, noch das Februar-Gehalt gezahlt worden, sagt Mustafa Öz. Das Insolvenzgeld wird erst ab Anmeldung der Insolvenz ausgezahlt.
Und gestern wurde noch ein Hygieneskandal in einer Großbäckerei bekannt: Biendl und Weber in Donaustauf (LK Regensburg) müssen ihre Produktion ebenfalls einstellen: Wegen Insekten, toter Mäuse und Schimmel in der Bäckerei.
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