Mosi – fast vergessen

Am Montag gastiert die Moshammeroper in der Muffathalle – eine Spurensuche
München ohne Rudolph Moshammer: Unvorstellbar bis zu seinem gewaltsamen Tod am 15. Januar 2005. Aus seinem Leben wurde in Berlin eine Oper komponiert – am Montag ist sie in der Muffathalle zu sehen (siehe unten). Die AZ ging auf Spurensuche: Wie viel Mosi ist noch in München?
Sein einstiger Laden „Carnaval de Venise“ in der Maximilianstraße. Früher drückten sich hier die Touristen die Nasen platt. Nicht wegen der Krawatten, sonderm um einen Blick auf ihn zu erhaschen, auf Rudolph Moshammer. Jetzt glitzern die Luxus-Uhren von Blancpain hinter den Scheiben. Nichts erinnert an ihn.
„Ach, schon lange fragt keiner mehr nach Herrn Moshammer“, sagt Barbara Sigg. Sie ist Wirtin der „Hundskugel“, dem ältesten Gasthaus Münchens an der Ecke Hacken-/Hotterstraße. Das Lokal hatte sich Moshammer gekauft. „Ich bin ihm sehr dankbar.“ Hat sie noch Erinnerungsstücke von ihm? „Das ganze Lokal ist unverändert“, sagt sie. „Und dann habe ich ja noch das Bild.“ Es steht auf einer Konsole: Ein Porträt von Mosi und Daisy. „Aber das interessiert die Leute nicht mehr.“
Suche in Grünwald: Hier wohnte der bizarre Modezar in einem noblen Reihenhaus, gut abgeschirmt durch ein Einfahrtstor. Das ist verschlossen. Auf Klingeln reagiert niemand, obwohl das Haus wieder bewohnt ist. Es ist saniert, alle Spuren von Moshammer getilgt. Am 15. Januar 2005 erdrosselte der Zufallsbekannte Herisch A. den Meister der Selbstinszenierung mit einem Kabel. Es hatte vorher Streit um den Liebeslohn für den Iraker gegeben.
Daisy ist seit Oktober 2006 tot, einen Nachfolge-Hund wird es icht geben
Gefunden wurde das Mordopfer damals von seinem Chauffeur, Andreas Kaplan. Ihm vermachte Moshammer eine Eigentumswohnung in Harlaching. Kaplan sagt zur AZ: „Täglich werde ich erkannt und sprechen mich Leute an. Sie fragen: ,Warum musste das so kommen’.“ Daisy ist seit Oktober 2006 tot, Kaplan möchte keinen neuen Hund mehr. Inzwischen arbeitet der ehemalige Fahrer als selbstständiger Hausmeister. Die Asche von Daisy bewahrt Kaplan in einer Urne auf.
Lebt von Mosi wirklich nichts mehr weiter in München? „Seinem Vermächtnis verdanken wir sehr viel“, so „BISS“-Geschäftsführerin Hildegard Denninger. Moshammer engagierte sich immer für „Bürger in sozialen Schwierigkeiten“ – über seinen Tod hinaus. Jährlich bekommt der Verein Geld von der Stiftung „Rudolph Moshammer Licht für Obdachlose“.
Davon werden vier Patenschaften von „BISS“-Verkäufern bezahlt. „Wir werden ihn immer in bester Erinnerung behalten“, sagt Denninger. So wie Pia, der treue Fan aus Coburg – an Allerheiligen hat sie an Mosis Mausoleum ein gerahmtes Gedicht aufgestellt
B. Brießmann