Moschee am Gotzinger Platz vor dem Aus?
MÜNCHEN - Dem Trägerverein Ditim fehlt das Geld für den Bau der Moschee. Jetzt mehren sich die Gerüchte, dass das Projekt geplatzt ist. Der Kulturverein Ditim dementiert das. Ist das Projekt nun geplatzt – oder nicht?
Steht die Moschee am Gotzinger Platz vor dem Aus? Die Gerüchteküche brodelte in dieser Woche heftig: Die türkische Zeitung „Hürriyet“ berichtete, dass der deutsch-islamische Kulturverein Ditim seine Planungen fallen lassen wolle. Dies habe eine Mitgliederversammlung am Sonntag beschlossen – weil der Verein sich den Bau nicht leisten könne.
Richtig ist, dass Ditim in Finanznot steckt. Nicht einmal die komplette Grunderwerbssteuer hatte der Trägerverein bezahlen können – für knapp 90 000 Euro musste die Stadt einspringen (AZ berichtete). Trotzdem beteuerte der Ditim-Vorsitzende Mehmet Curuk gestern, dass sein Verein an dem Projekt festhält. „Wir wollen diese Moschee auf jeden Fall haben.“
Der Trägerverein Ditim arbeitet weiter an seinem Finanzierungskonzept
Den „Hürriyet“-Bericht dementierte er. Zwar habe die Mitgliederversammlung stattgefunden. „Aber dabei ist nichts konkret beschlossen worden.“ Es werde auch weiterhin an einem Finanzierungskonzept gearbeitet. Ditim hat noch ein gutes halbes Jahr Zeit, die Finanzierung auf die Beine zu stellen.
Das wird schwer genug. Aber jetzt halten sich auch noch hartnäckige Gerüchte, wonach sich der Dachverband Ditib von dem Projekt abgewandt hat. Bislang ist geplant, dass der Dachverband einen großen Teil zur Finanzierung beisteuert – durch den Verkauf des jetzigen Moschee-Gebäudes in der Schanzenbachstraße. Die neue Moschee würde rund zwölf Millionen Euro kosten.
Auf der Ditim-Versammlung am Sonntag sollen sich Vertreter des Dachverbands äußerst skeptisch geäußert haben: „Das wird wohl nichts mehr.“ So lauten die Informationen, die Christian Ude von türkischen Journalisten erhalten hat. Aber eine offizielle Erklärung ging beim OB nicht ein.
Der Dachverband hält die Baukosten für „überdimensioniert"
Dafür aber bei der AZ: „Von Anfang an wurde darauf hingewiesen, dass die vorveranschlagten Baukosten in der vorgesehenen Planung für die Münchner Gemeinde überdimensioniert und daher nicht finanzierbar sind“, lautet die offizielle Einschätzung des Ditib-Vorstands. Den Münchnern sei empfohlen worden, „eine finanzierbare Variante der Planung auszuarbeiten.“ Es sei zwar von vornherein zugesichert worden, dass das Geld aus dem Verkauf der jetzigen Moschee „selbstverständlich“ in den Neubau fließen werde. „Der Verkaufserlös jedoch deckt noch nicht mal die Kosten des Grundstückserwerbs.“
Ist das Projekt nun geplatzt – oder nicht? Die Süddeutsche Zeitung hatte gestern bereits „das Ende der Moschee“ verkündet. „Das Ganze scheint mir eher eine gestreute Geschichte zu sein“, beurteilt OB Ude die aktuellen Berichte über die bröckelnde Zustimmung innerhalb des Trägervereins selbst. Moschee-Architekt Walter Höfler spricht gar von „gezielten Fehlinformationen“ aus dem Umfeld des Moscheevereins. „Der Sinn war, dem Projekt einen Schuss vor den Bug zu geben.“
Ditims großes Problem liegt auf der Hand: Solange es kein Baurecht für die Moschee gibt, gehen auch keine Spenden ein. Trotzdem bleibt Höfler zuversichtlich: „Totgesagte leben länger.“ Und auch der Dachverband Ditib sieht die Münchner Moschee noch nicht vor dem Aus. „Ditib ist weiterhin zuversichtlich, dass die Münchner Gemeinde eine finanzierbare Lösung innerhalb der Debatte erreichen wird.“ Dabei werde man mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Julia Lenders
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