Mordprozess - Mit Nachschlüssel zum Tatort?

Mit der Vernehmung weiterer Zeugen ist am Montag vor dem Oberlandesgericht München der Prozess gegen zwei ehemalige hohe kroatische Geheimdienstoffiziere wegen Beihilfe zum Mord an einem Exilkroaten fortgesetzt worden.
von  dpa
Der ehemalige jugoslawische Geheimdienst-General Josip Perkovic (l) und der ehemalige Chef des jugoslawischen Geheimdienstes, Zdravko Mustac, stehen am 19.11.2014 im Gerichtssaal des Oberlandesgerichts in München
Der ehemalige jugoslawische Geheimdienst-General Josip Perkovic (l) und der ehemalige Chef des jugoslawischen Geheimdienstes, Zdravko Mustac, stehen am 19.11.2014 im Gerichtssaal des Oberlandesgerichts in München © dpa

Mit der Vernehmung weiterer Zeugen ist am Montag vor dem Oberlandesgericht München der Prozess gegen zwei ehemalige hohe kroatische Geheimdienstoffiziere wegen Beihilfe zum Mord an einem Exilkroaten fortgesetzt worden.

Am Schloss zur Tür am Tatort des Mordes vor 31 Jahren hat es Anzeichen für die Verwendung eines Nachschlüssels gegeben. «Am Zylinder gab es Spuren von Manipulationen, die auf einen wenig benützten Schlüssel hindeuteten», sagte ein Hauptkommissar des bayerischen Landeskriminalamtes aus.

Einen Nachschlüssel soll einer der beiden Angeklagten von einem verurteilten Mittäter bekommen haben.

Der 69-jährige ehemalige Leiter der Abteilung «Feindliche Emigration» des damaligen kroatischen Geheimdienstes SDS und dessen 72 Jahre alter ehemaliger Chef stehen unter dem Verdacht, den Auftrag zu dem Mord an dem kroatischen Journalisten Stjepan Durekovic erteilt zu haben. Der Dissident wurde am 28. Juli 1983 in Wolfratshausen in einer Garage erstochen und erschlagen. Das Opfer ließ seine Bücher in der dort betriebenen Druckerei des verurteilten Mittäters produzieren.

Dieser hat im eigenen Verfahren die Weitergabe eines Schlüssels an den jüngeren Angeklagten zugegeben. Er habe dem Geheimdienst, für den er Landsleute im Exil bespitzelte, seine Loyalität beweisen wollen. Kurz vor dem Tod Durekovics habe er auf dessen Wunsch den Zylinder ausgewechselt und die Schlüssel damit unbrauchbar gemacht. Am Tatort wurden damals Metallspäne gefunden.

Im Prozess gegen seine früheren Chefs hat der jetzt 65-Jährige seine früheren Angaben widerrufen - die Schlüsselübergabe sei eine «Erfindung» gewesen. Der Kriminalhauptkommissar gab die Aussage eines Zeugen über ein Interview eines ehemaligen Beamten des kroatischen Sicherheitsdienstes wieder. Darin soll der Ex-Geheimdienstmann die Übergabe eines Nachschlüssels an den jüngeren Angeklagten in seinem Beisein geschildert haben.

Das Gericht hat laut dem Vorsitzenden Manfred Dauster die Suche nach dem möglichen Zeugen eingeleitet. Dieser war dem jüngeren Angeklagten zufolge in seiner Heimat als Spitzel ausländischer Geheimdienste im Gefängnis. Das sei durch die Medien gegangen, bestätigte der Hauptkommissar, er habe dazu keine eigenen Erkenntnisse.

Der Beamte konnte auch nicht angeben, wo der dritte der drei Garagenschlüssel aus dem Besitz von Durekovic ist, er wurde nie gefunden. - Der Prozess dauert an.

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