Mord von 1985: Polizei startet Massen-Gentest

Die Polizei will einen Mord an einer 8-Jährigen aus dem Jahr 1985 aufklären und startet einen Massen-DNA-Test am Wochenende. 1600 Münchner Männer werden überprüft.
München - Womöglich gibt es irgendwo in München oder Umgebung einen Mann, der große Angst hat vor dem kommenden Wochenende. Angst davor, dass er nach 26 Jahren doch noch erwischt wird. Angst davor, dass ihn nun seine entsetzliche Vergangenheit einholt. Denn er hat vor 26 Jahren, am 17. Mai 1985, an der Braunauer Eisenbahnbrücke, ein Kind vergewaltigt und ermordet.
Michaela Eisch wurde nur acht Jahre alt. Bis heute wurde ihr Mörder nicht gefasst.
Die Mordkommission hofft, dass der Mörder des Mädchens unter den knapp 2000 Männern ist, die sie aufgefordert hat, ab heute bis Sonntag in die Polizei-Turnhalle in der Bad-Schachener-Straße 4 zu kommen. Dort sollen sie freiwillig eine Speichelprobe abgeben. Es ist das erste Mal in der Kriminal-Geschichte Münchens, dass ein Massen-Gentest durchgeführt wird.
Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen zu dem spektakulären Fall.
Wie ereignete sich das Verbrechen?
Michaela Eisch wollte am 17. Mai 1985 um 12 Uhr ihre Mutter im „Alpenhotel“ im Bahnhofsviertel abholen. Helga Eisch (damals 28) arbeitete dort im Frühstücksservice. Doch Mutter und Tochter verpassten sich, sie sahen sich nie wieder. Nachmittags wurde Michaela in Begleitung eines Mannes gesehen. Vier Wochen später fand ein Arbeiter die halbnackte Leiche des Kindes in einem Brennesselgestrüpp.
Was weiß die Polizei vom Täter?
Zeuginnen beschrieben den Mann, mit dem Michaela gesehen wurde, als etwa 30 Jahre alt, 1,85 Meter groß, schlank und blond. Der Umgang zwischen den beiden habe vertraut gewirkt. Deshalb gehen die Ermittler davon aus, dass Michaela ihn kannte.
Woher kommt die DNA des Täters?
Das genetische Material wurde erst vor ein paar Jahren dank neuer kriminaltechnischer Methoden an den alten Spurenträgern vom Tatort gesichert. Seit 2006 liegt das DNA-Profil des Täters vor. Bis diverse Gutachten vorlagen, vergingen weitere Jahre. Außerdem musste das Material mit der DNA von den Menschen verglichen werden, die am Tatort im Einsatz waren (Polizisten oder Bestatter). Mit dem Massen-Gentest hofft die Polizei nun, den Täter zu erwischen.
Wer soll zum Gentest erscheinen?
Die Ermittler können den Kreis um den Verdächtigen nur sehr weit fassen. Daher sollen alle Männer, die zur Tatzeit zwischen 25 und 40 Jahre alt waren und in der Maikäfersiedlung gewohnt haben, zum Test. Alle Betroffenen wurden schriftlich eingeladen. 140 von ihnen haben bereits eine Speichelprobe abgegeben, weil sie am kommenden Wochenende keine Zeit haben. Die Teilnahme ist freiwillig.
Warum ist es so wichtig, zum Gentest zu gehen – obwohl man unschuldig ist?
Nur so kann die Polizei den Kreis eventuell Verdächtiger zügig eingrenzen.
Wie läuft der Test ab?
Mit einem Wattestäbchen werden Spucke und winzige Hautschüppchen aus dem Mundraum (Innenseite der Wange) entnommen. Die Prozedur ist absolut schmerzlos.
Was passiert mit dem genetischen Material?
Die Probe darf ausschließlich mit dem Material von Michaelas Mörder verglichen werden – nicht mit dem von anderen Straftaten. Sobald klar ist, dass die Probe nicht mit der Täter-DNA identisch ist, muss sie vernichtet werden.