Mord in Tirol: Tatverdächtiger in München gefasst
München/Innsbruck - Ein kurzer Telefonanruf bei seiner Bank brachte die Fahnder auf die Spur von Agostino K. (44). Das Gespräch wurde abgehört und zurückverfolgt. Als der Verdächtige am Donnerstagabend eine Pension in der Balanstraße aufsuchte, erwarteten ihn dort bereits die Polizei. Er war so perplex, dass er sich widerstandslos festnehmen ließ.
Agostino K. soll in Innsbruck Ende März einen brutalen Mord begangen haben. Das Opfer, Helmut H. (59), wurde in seinem Schrebergarten am Arzler Framsweg erschlagen. Der Mörder verscharrte die Leiche in dem verwilderten Garten neben einem Komposthaufen unter Herbstlaub.
Polizisten haben den rund 2000 Quadratmeter großen Schrebergarten zweimal abgesucht. Zwei speziell ausgebildete Spürhunde sind dabei. Einer von ihnen muss sogar nahe der Leiche mit den Pfoten in der Erde gebuddelt haben. Doch trotzdem bleibt die Leiche zunächst unentdeckt. Zum fraglichen Zeitpunkt habe Schnee gelegen, sagt ein Sprecher der Innsbrucker Polizei. Erklären kann er das Versagen der Suchtrupps aber nicht.
Gefunden hat die Leiche schließlich ein Fernsehteam. Der Sender will in dem Garten ein Interview mit dem Sohn führen. Helmut H. gilt als vermisst. Plötzlich fällt dem Kameramann ein Stück Stoff auf, das aus der Erde ragt. „Die Form eines Kopfes war zu erkennen, sowie Blut und Haare“, berichtet der Kameramann.
Die Polizei rückt erneut an. Wenig später steht fest, der Tote im Garten ist tatsächlich der vermisste Heinrich H.
Die Polizei stößt bei den Ermittlungen auf Agostino K.. Er und Helmut H. hatten sich erst kürzlich kennengelernt. Der 44-Jähriger, der zuletzt in Südtirol in der Nähe von Bozen gelebt und gearbeitet hat, wohnt sogar für ein paar Tage in der Gartenlaube von Helmut H. Die beiden Männer freunden sich an. Gemeinsam ziehen sie durch Innsbrucks Kneipen.
Der neue Freund verschwindet zur selben Zeit wie Helmut H.. Die Familie macht sich Sorgen. „Helmut war total zuverlässig, er wäre nie ohne seinen Hund Benjo einfach irgendwohin gefahren“, erzählt Jasmin Steindl, eine Bekannte. Weil der 59-Jährige auch über Handy nicht zu erreichen ist, erstattet sein Sohn Patrick schließlich Vermisstenanzeige.
Spaziergänger finden H.'s Hund am 30. März in der Nähe des Innufers beim Kufsteinerwald. Der Border Collie sitzt weit weg von Zuhause stundenlang am selben Platz. Vom Herrchen keine Spur.
Helmut H. hat kein Auto, nicht einmal einen Führerschein. Wie hätte er in den Kufsteinerwald kommen sollen? Spätestens jetzt ist klar, dem Innsbrucker musste etwas zugestoßen sein.
Agostino K. gerät in Verdacht. Der 44-Jährige soll bereits in Italien im Knast gesessen haben. Angeblich kam er erst kürzlich frei. Die so genante „Sorveglianza Speciale“, einer Spezialeinheit der italienischen Polizei zur Überwachung von Straftätern, wird eingeschaltet. „Es war eine kriminalistische Spitzenarbeit“, lobt der Innsbrucker Polizeioberst Christoph Hundertpfund, „die Kollegen aus Bozen, Innsbruck und München haben perfekt zusammengearbeitet.“
Agostino K. sitzt in München in U-Haft. Er soll nach Tirol abgeschoben werden. Dort muss er sich wegen Mordes in Innsbruck vor Gericht verantworten. Bisher verweigert er die Aussage. Auch über das Motiv für die brutale Bluttat schweigt er.