Monti Lüftners Tod: Ein Augenzeuge erzählt

Er sah alles und konnte doch nichts für ihn tun: Der Augenzeuge Hans G. war auf der Recycling-Anlage in Garching-Hochbrück, als ein Laster Ex-Ariola-Chef Monti Lüftner überfuhr - die AZ schildert, wie der tragische Unfall wirklich passierte.
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Die Leiche von Monti Lüftner auf dem Hof der Deponie in Garching.
az 3 Die Leiche von Monti Lüftner auf dem Hof der Deponie in Garching.
Der Fahrer des Renault-Lasters konnte Monti Lüftner nicht sehen - und überrollte ihn.
Polizei 3 Der Fahrer des Renault-Lasters konnte Monti Lüftner nicht sehen - und überrollte ihn.
Monti Lüftner starb mit 77 Jahren. Sehen Sie hier Bilder aus seiner Karriere
dpa 3 Monti Lüftner starb mit 77 Jahren. Sehen Sie hier Bilder aus seiner Karriere

MÜNCHEN - Er sah alles und konnte doch nichts für ihn tun: Der Augenzeuge Hans G. war auf der Recycling-Anlage in Garching-Hochbrück, als ein Laster Ex-Ariola-Chef Monti Lüftner überfuhr - die AZ schildert, wie der tragische Unfall wirklich passierte.

Hans G. (29) wird Monti Lüftners letzte Minuten nie vergessen. Er war nur wenige Meter entfernt, als der Unfall geschah. Und doch so machtlos.

Donnerstag, 16 Uhr, Recycling-Anlage in Garching-Hochbrück: Hans G. fährt seinen Kipplaster auf die Waage. Rechts von ihm sieht er einen Mann auf dem Fliesenboden sitzen: Monti Lüftner (77). Der Ex-Ariola-Boss ist mit seinem Vertrauten Stefan F. gekommen, um Gartenabfälle abzuladen. Lüftner war vorher aus dem Auto ausgestiegen. Er wollte ein bisschen spazieren. Die Sonne genießen.

16.15 Uhr: Lüftner steht auf und schlendert über den großen Hof. Vor ihm steht eine Autoschlange vor einer weiteren Waage. Monti Lüftner kreuzt sie zwischen einem Auto und einem 9,5-Tonnen-Laster – der 55-jährige Fahrer des Renault-Lasters merkt nichts, Monti Lüftner steht im toten Winkel.

Hans G. fühlte den Puls: "Da war gar nichts mehr."

Der Lasterfahrer hat eh’ anderes im Sinn: Das Auto vor ihm fährt endlich vor – er gibt Gas. Dabei drückt er Monti Lüftner zu Boden. Der Plattenmillionär hat keine Chance. „Er ist mit dem rechten Vorderreifen über seine Brust gerollt“, sagt Hans G.

Der 29-Jährige schaltet blitzschnell: Er rennt zur Unfallstelle, Monti Lüftner liegt unter der Hinterachse. „Ein weiterer Fahrer hat den Unfall auch gesehen und hat gehupt – da ist der Renault-Fahrer stehengeblieben und ausgestiegen. Dann kam Stefan F..“

Auch Montis Freund hatte alles beobachtet. Kurz vor dem Unfall wartet er in Monti Lüftners Auto in einer Warteschlange. Da sieht er, wie sein Freund „wie in Zeitlupe“ unter den tonnenschweren Laster gerät. „Aufhören, aufhören!“, schreit er noch – umsonst.

Die drei stehen neben dem leblosen Monti Lüftner, Hans G. greift nach einem Arm und fühlt den Puls. „Da war nichts mehr. Dann kam schon die Polizei. Zehn Minuten pustete ihm ein Polizist mit einem Röhrchen in den Mund und presste ihm auf die Brust. Dann probierten es die Sanitäter eine ewig lange Zeit.“

Es ist nicht der erste tödliche Unfall auf der Deponie

Um 17. 10 Uhr geben die Retter auf, Monti Lüftner ist tot. „Du siehst ihn liegen: kein Puls, er blutet aus dem Mund. Da bist du machtlos“, sagt Hans G. Auch der Lasterfahrer steht unter Schock, ein Kriseninterventionsteam kümmert sich um ihn. Dennoch: Der Münchner ist Verursacher, die Polizei ermittelt. Hans G. verteidigt seinen Kollegen: „Er konnte ihn nicht sehen, er saß höher als 1, 75 Meter, so groß war Lüftner nicht – und er hatte auch keinen Spiegel, mit dem man in den toten Winkel vor dem Laster blicken kann.“

Es ist nicht der erste Unfall auf dieser Anlage: Am 26. Februar überfuhr ein Kraftfahrer (52) mit seinem Lkw einen polnischen Hilfsarbeiter (55). Der verheiratete Mann wurde vom rechten Vorderreifen des Lkw’s überfahren und starb auf dem Hof. Wie Monti Lüftner.

Thomas Gautier, Kimberly Hoppe

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