Monatelang dementiert: Münchner Traditionsunternehmen hat das Stammhaus in der Kaufinger verkauft

In der Altstadt werden derzeit so viele Tafelsilber-Immobilien verkauft wie schon lange nicht. Im Mittelpunkt: der schweigsame, öffentlichkeitsscheue Käufer Erich Schwaiger. Ihm gehört nun auch das Stammhaus von Hirmer. Sein Kaufhunger bereitet Experten Sorgen.
Nina Job
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Fast so bekannt wie die Frauentürme: das Stammhaus von Hirmer in der Münchner Fußgängerzone.
Fast so bekannt wie die Frauentürme: das Stammhaus von Hirmer in der Münchner Fußgängerzone. © Daniel Loeper

Nun also auch das bekannte Stammhaus des Herrenausstatters Hirmer. Jeder Münchner kennt das prächtige Gebäude (gebaut 1914) in der Fußgängerzone. In der warmen Jahreszeit ist das Gebäude mit roten Geranien geschmückt, in der Adventszeit aufwendig mit Weihnachtsdeko. Darin befindet sich auf sechs Etagen und 9000 Quadratmetern eines der größten, reinen Herrenbekleidungsgeschäfte der Welt.

Monatelang hatte das Münchner Traditionsunternehmen Hirmer dementiert, dass es sich von dem Gebäude trennen will, nun ist es fix. Beim Grundbuchamt liegt der notarielle Kaufvertrag vom 30. September vor.


Demnach hat die MW Hirmer GmbH & Co. KG mit Sitz in Andechs das Grundstück für 124 Millionen Euro an die CR Mitte 2 GmbH & Co. KG verkauft. Indirekter Geschäftsführer dieser Gesellschaft ist der Münchner Immobilienunternehmer und Wirtschaftsanwalt Erich Schwaiger (56).

Erich Schwaiger baute in den vergangenen 30 Jahren viele Sozialwohnungen in München.
Erich Schwaiger baute in den vergangenen 30 Jahren viele Sozialwohnungen in München. © Katharina Alt

Die Liste geht noch weiter: Sport Schuster, Kaut-Bullinger

Um diesen Mann dreht sich derzeit alles in der Münchner Immobilienszene. Denn Erich Schwaiger hat offenbar vor, die halbe Innenstadt aufzukaufen. Er hat in den vergangenen 30 Jahren viele Sozialwohnungen in München gebaut, von denen viele inzwischen aus der Bindung gefallen sind. Statt Wohnungen für Geringverdiener liegt sein Fokus nun wohl auf Prestige-Objekten in 1-A-Lage: Das frühere Kaut-Bullinger-Haus in der Rosenstraße – die kleinste Münchner Immobilie aus dem zusammengebrochenen Benko-Reich, kaufte er bereits 2024. Kürzlich erwarb er außerdem das Stammhaus von Sport Schuster gegenüber (AZ berichtete).

Das Hirmer-Stammhaus ist immer auffallend schön verziert: mit Blumen – oder in der Adventszeit mit Weihnachtsdeko.
Das Hirmer-Stammhaus ist immer auffallend schön verziert: mit Blumen – oder in der Adventszeit mit Weihnachtsdeko. © Daniel Loeper

Auch an der Alten Akademie bestand Interesse

Auch soll der Münchner für das frühere Jesuitenkolleg Alte Akademie in der Neuhauser Straße ein Angebot abgegeben haben. Nach derzeitigem Stand hat er allerdings wohl den Kürzeren gezogen. Als wahrscheinlich gilt, dass die milliardenschwere Thiele-Familienstiftung und die Hammer AG den Zuschlag vom Freistaat und dem Insolvenzverwalter bekommen.

Wie Monopoly in der Innenstadt

Auch auf das Oberpollinger-Gebäude und das denkmalgeschützte frühere Karstadt-Kaufhaus (davor Hertie) am Hauptbahnhof soll Schwaiger scharf sein, sagen Marktexperten. Für das Tietz-Haus prüfe er derzeit exklusiv den Erwerb, heißt es.
Monopoly in der Innenstadt – Würde man die Altstadt übertragen auf das legendäre Spielbrett, dann lägen die Immobilien, um die es geht, in der Schlossallee oder Parkstraße, den teuersten und einträglichsten.

Kürzlich gekauft: Die Gebäude des Traditionshauses Sport Schuster gehören nun ebenfalls einer Gesellschaft, die zu dem Firmenreich des Münchner Anwalts Erich Schwaiger gehört.
Kürzlich gekauft: Die Gebäude des Traditionshauses Sport Schuster gehören nun ebenfalls einer Gesellschaft, die zu dem Firmenreich des Münchner Anwalts Erich Schwaiger gehört. © Daniel Loeper

Schon seit Langem wurden in der City nicht so viele prägende Gebäude verkauft. Ebenso lange ist es her, dass die spektakulären Immobiliendeals zu einer einzigen Person führten.

Gibt es einen Investor im Hintergrund?

Noch immer ist es ein Rätsel, ob Schwaiger einen finanzstarken Investor im Hintergrund hat. Er agiert im Verborgenen, äußerte sich bislang nicht öffentlich zu seinen Plänen. Auf mehrere Anfragen, die ihm die AZ seit 2024 gestellt hat, reagierte er bislang nicht.

Münchner Immobilienexperte: "Macht mir Sorge"

Der Immobilienhunger des Münchners sorgt in der Stadt für Unruhe. „Diese Ballung macht mir Sorge“, sagt etwa der Professor für Immobilienmarketing und Maklerwesen Stephan Kippes. „Das ging schon mal schief“, sagt er – und erinnert wiederum an die Signa von René Benko. Auch sie hatte in der Altstadt groß 1-A-Grundstücke gekauft – sich aber schlussendlich übernommen und verzockt. Die Folge: Seit nunmehr fast zwei Jahren verschandeln die Ruinen in bester Lage das Stadtbild.

Auch auf die Alte Akademie soll der kauflustige Unternehmer scharf sein. Allerdings machen das Rennen wohl andere: CSU-Stadtrat Hans Hammer will das Projekt mit seiner Hammer AG fertig bauen.
Auch auf die Alte Akademie soll der kauflustige Unternehmer scharf sein. Allerdings machen das Rennen wohl andere: CSU-Stadtrat Hans Hammer will das Projekt mit seiner Hammer AG fertig bauen. © Daniel Loeper

Der Immobilienexperte hält Transparenz für essenziell. „Es kann ja nicht sein, dass es noch keine Konzepte gibt.“ Erich Schwaiger antwortete auf eine erneute Anfrage der AZ am Mittwoch nicht.

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  • AufmerksamerBürger vor einer Minute / Bewertung:

    Der "Experte" hat nicht begriffen, wieviel ihn das angeht, was der Eigentümer mit seinem Eigentum vor hat, nämlich nichts!

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