Mönche contra Molkerei: Ärger in Andechs
ANDECHS/MÜNCHEN - Den Namen Andechs verbinden Genussmenschen mit zweierlei: Die einen schwärmen vom süffigen Bier der Klosterbrauerei, die anderen von den schmackhaften Produkten der Andechser Molkerei. Weil aber der eine Hersteller mit dem anderen nichts mehr zu tun haben will, liegen die Mönche auf dem Heiligen Berg und die Eigentümerfamilie Scheitz immer wieder im Clinch. Dieses Mal geht es um Käse, der nicht von der Bio-Molkerei kommt, sondern in der Andechser Klostergaststätte serviert wird. Am Donnerstag sehen sich die Streithähne vor Gericht – wieder mal.
Firmenchefin Barbara Scheitz klagt gegen die Klosterbrüder auf Unterlassung des Namens „Andechser Frischkäsezubereitung”. Sie sagt, die Verbraucher nähmen bei diesem Namen fälschlicherweise an, dass es sich um ein Produkt aus ihrer Molkerei handelt. „Das stört uns, weil wir der Auffassung sind, dass Andechser – im Bereich der Milchprodukte wohlgemerkt – für die Andechser Molkerei steht.”
Vor Ausbruch des Streits um das Wort mit den sieben Buchstaben machten beide Betriebe sogar gemeinsame Sache. Die Molkerei stellte einige Produkte für das Kloster her, die die Mönche unter ihrem Logo verkauften. Doch davon will der Orden schon lange nichts mehr wissen.
„Er will jetzt quasi das Geschäft selbst machen”, empört sich Barbara Scheitz. Und noch eines wirft sie dem Kloster beim Thema Frischkäse vor: „Wir halten die Bezeichnung für irreführend, weil die Basis für das Produkt, der Frischkäse, gerade nicht vom Kloster stammt.” Vor dem Münchner Landgericht ist die Molkerei mit ihrer Klage abgeblitzt. Laut Mitteilung des Oberlandesgerichtes (OLG) München wies die Vorinstanz den Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung am 9. Juni zurück. Die zuständige Kammer sah die Unterlassungsansprüche der Molkerei „insgesamt als unbegründet an”. Firmenchefin Scheitz gibt sich damit aber nicht zufrieden und ging in Berufung. So kommt es nun zur Neuauflage des Streits vor dem OLG.
Schon nach dem erstinstanzlichen Urteil hatte das Kloster frohlockt: „Es liegt keine Täuschung des Verbrauchers vor und die Andechser Frischkäsezubereitung ist eindeutig und zweifelsfrei als Produkt des Klosters Andechs zu identifizieren.” Aufgrund der eindeutigen Aufmachung der Käsezubereitung in Verbindung mit dem Logo des Klosters Andechs sei nicht denkbar, dass der Verbraucher der Auffassung sein könnte, das Produkt stamme vom Milchhof.
Molkerei und Mönche beharken sich wegen des klangvollen Namens Andechs nicht zum ersten Mal. So klagt die Benediktinerabtei St. Bonifaz in München, zu der das Andechser Kloster gehört, gegen das Markenzeichen „Andechser Natur seit 1908”. Damit wirbt die Familie Scheitz für ihre Produkte. Das Kloster hält die Verwendung dieses Begriffes für eine unzulässige Traditionswerbung, weil Bio-Produkte der Molkerei erst seit 1980 erzeugt würden.