Mit Wodka bewusstlos gemacht - dann vergewaltigt?
Wegen Wodka und Tabletten verlor sie das Bewusstsein: Eine 33-Jährige zeigt einen Unterschleißheimer (39) an, der Mann soll sie vergewaltigt haben. Vor Gericht bestreitet er das.
MÜNCHEN Er saß bereits einmal fünf Jahre wegen Vergewaltigung. Nun sieht sich Stefan W. (39) erneut mit diesem Vorwurf konfrontiert. Eine 33-Jährige zeigte ihn im vergangenen Jahr an, weil er sie mit Wodka betrunken gemacht und dann in seiner Wohnung in Unterschleißheim vergewaltigt haben soll. Gestern begann der Prozess vor dem Münchner Landgericht.
Vorsätzliche Körperverletzung und sexueller Missbrauch widerstandsunfähiger Personen nennt sich die Straftat, die ihm die Staatsanwaltschaft vorwirft. Laut Anklage konnte die Frau keinen Widerstand mehr leisten. Der Grund: Sie war bewusstlos geworden, weil sie Alkohol getrunken und zuvor Medikamente genommen hatte.
Im Gerichtssaal mutet der Mann bieder an. Was er mit der Frau im Einzelnen gemacht habe, wusste die Wachfrau nicht mehr. Ihre Verletzungen im Intimbereich sowie Schmerzen in den Schultern, am Steißbein und im Gesicht lassen jedoch auf sexuelle Handlungen und auch Schläge schließen.
Doch Stefan W. hat eine ganz andere Version der Vorgänge vom 28. Mai 2009. Zwar gibt er zu, dass er die ihm bis dato unbekannte Frau auf der Sonnenstraße angesprochen hat. Sein Vorwand: Er wolle für 500 Euro Fotos von ihr machen. Auch dass man sich im Supermarkt Wodka und Orangensaft besorgt und dann gemeinsam getrunken habe, bestreitet er nicht. Doch nicht er, wie es die Anklage behauptet, sondern sie habe den Mix im Pappbecher angerührt. Er habe lediglich gebeten, nicht zu viel Wodka zu bekommen, da er noch fahren müsse.
Als man dann bei ihm zuhause auf der Couch landete und er zudringlich wurde, habe sie mitgespielt, ihn geküsst und angefasst. Der Sex sei einvernehmlich gewesen.
Doch es steht ein zweiter Vorwurf der Körperverletzung im Raum: Der Angestellte eines Bauzulieferers soll bei einem Streit seine Ex-Freundin heftig auf den Unterschenkel geschlagen haben.
„Sie wollte, dass ich mir die Zähne putze, bevor ich sie küsse.“ Aus diesem nichtigen Grund kam es zum Streit. Weil sie ihn getreten und geschlagen habe, habe er ebenfalls zugeschlagen. Freimütig bekannte er, dass er die Beziehung zu der Angestellten einer Baufirma nur aufrecht erhalten habe, um nützliche Infos für seinen Job zu bekommen. Der Prozess wird fortgesetzt. John Schneider
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