Mit Laserpointern auf Piloten schießen

In den letzten Wochen häufen sich die gefährlichen Angriffe auf landende Flugzeuge: Die Täter zielen aufs Cockpit – im Extremfall kann der Getroffene minutenlang erblinden.
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Blend-Attacken auf Flugzeugpiloten sind ein enormes Sicherheitsproblem.
az Blend-Attacken auf Flugzeugpiloten sind ein enormes Sicherheitsproblem.

FRANKFURT - In den letzten Wochen häufen sich die gefährlichen Angriffe auf landende Flugzeuge: Die Täter zielen aufs Cockpit – im Extremfall kann der Getroffene minutenlang erblinden.

Eine Gefahr, jenseits von Selbstmordattentätern oder Flüssigsprengstoff. Nicht zu stoppen, von keiner Flughafen-Sicherheitschleuse der Welt: Starke Laserpointer mit hoher Reichweite, gerichtet direkt auf das Cockpit von Passagiermaschinen.

Die Vorfälle häufen sich. In den letzten Wochen passierte es fast täglich auf den Flughäfen von Hamburg und Berlin, aber auch in München sorgte sich die Flugsicherung, als im September zwei kurz hintereinander landende Maschinen über Funk von einer Laser-Attacke berichteten.

Die Täter postieren sich im Umfeld von Flughäfen, warten darauf, dass Flugzeuge landen und zielen mit ihren Laserpistolen auf die Piloten.

„Wie einen Blitz“ müsse man sich das vorstellen, sagt Jörg Handwerg von der Pilotenvereinigung „Cockpit“.

Zum Einsatz kommen nicht etwa die üblichen, schwachen Laserpointer, sondern Geräte mit sehr intensivem Strahl – und gerade die sind im Internet mittlerweile leicht zu bekommen (siehe Kasten).

Der Landeanflug ist eine der heikelsten Situationen eines Fluges. Zwar sind viele Anflugmanöver inzwischen automatisiert, doch vor allem bei schlechtem Wetter landen Piloten oft noch manuell. Der Autopilot kann außerdem das Flugzeug beileibe nicht alleine fliegen, er reagiert nur auf Kommandos des Piloten. „Er kann weder allein die Höhe verlassen, noch aus der Situation heraus lenken. Dazu braucht es immer den Menschen“, sagt Jörg Handwerg, selbst Flugkapitän.

So sei gerade der Landeanflug eine Phase, in der sich die Piloten besonders konzentrieren. Jede kleinste Ablenkung könne zu einem Unfall führen.

Doch die Beeinträchtigung durch einen starken Laserstrahl ist mehr als eine kleine Ablenkung. Vor allem nachts, wenn die Pupillen der Piloten geweitet sind, bedeuten die Laser eine Gefahr für das Leben der Flugpassagiere – die Piloten können im Extremfall fünf Minuten komplett erblinden. „Man sieht erstmal gar nichts mehr“, sagt „Cockpit“-Sprecher Handwerg.

Beunruhigende Nachrichten für Fluggäste. Ähnlich dem Steinewerfen von Autobahnbrücken könnten auch Laser-Attacken auf Flugzeuge Dumme-Jungen-Streiche sein. Es wird vermutet, dass die meisten Täter Jugendliche sind, die schlicht nicht wissen, was sie tun – doch die Bedrohung durch Laser ist brisanter.

In einem Flugzeug sitzen viele Menschen und der Landeanflug führt oft über Wohngebiete. Nicht nur leichtsinnige Jugendliche, auch Terroristen könnten damit einen Massenmord anstellen.

Immer mehr fordern deshalb, die Laserpointer als Waffen einzustufen. Dann müssten Besitzer einen Waffenschein beantragen – und der Zoll könnte Bestellungen aus den USA abfangen.

Pilotensprecher Handwerg will, dass die Politik die Bevölkerung stärker sensibilisiert. „Wenn dieses perfide Vorgehen die Runde macht, könnten bald viele Menschen verletzt werden – oder im schlimmsten Fall auch sterben.“

rg

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