Mit Eisenstange das Gesicht zertrümmert

Mordprozess: Ehefrau des Angeklagten schildert Konflikt mit ihrem Geschäftspartner. In ihrer Zeugenaussage gestern ließ Melanie G. keine Zweifel daran, dass sie sich von ihrem Geschäftspartner schlecht behandelt fühlte.
MÜNCHEN „Meine Leidenschaft für Lkw“ hat Melanie G. (40) dazu gebracht, ihren Job in der Zulassungsstelle aufzugeben und sich mit Mann und Vater mit einem Fuhrunternehmen selbstständig zu machen. Doch nach einem guten Start gingen die Umsätze bald zurück. Die Firma ging pleite. Als die beiden Lkw abgeholt werden sollten, ging ihr Mann Günther E. mit einer Eisenstange auf den Eigentümer los und zertrümmerte ihm das Gesicht (AZ berichtete). Der 37-Jährige steht nun wegen Mordversuchs vor Gericht.
In ihrer Zeugenaussage gestern ließ Melanie G. keine Zweifel daran, dass sie sich von ihrem Geschäftspartner schlecht behandelt fühlte. Versprechungen seien gebrochen worden, das Versäumnisurteil, dass sie die Lkw zurückgeben müsse, habe sie völlig überrascht.
Das spätere Opfer sei auch an der wirtschaftlichen Misere mit Schuld gewesen. Aus unerfindlichen Gründen wurde der Transportvertrag im Oktober 2008 gekündigt. Auf den Vorhalt des Richters, dass ihrem Vater – der gestern die Aussage verweigerte – in Süditalien einmal eine Ladung gestohlen wurde, antwortete Melanie G., dass das „in dieser Region bei leichten Ladungen öfter vorkommt“. Sie sieht eher in der Missgunst anderer Subunternehmer die Gründe für die Kündigung.
Acht Wochen lang standen die Räder nach der Kündigung still. Dann fand sich ein neuer Auftraggeber. Aber das entstandene Loch sei bereits zu groß gewesen, die Schulden zu hoch geworden. Die kleine Firma konnte die Miete für die Lkw nicht mehr zahlen, neue Finanzierungen scheiterten am Widerstand der Bank.
Bei der Übergabe der Lkw auf dem Parkplatz in Lenggries kam es dann zur Eskalation. Von der Melanie G. aber nichts mitbekommen habe, weil sie zu dem Zeitpunkt in ihrer Wohnung war. Als sie kurz darauf zum Parkplatz kam, war auch schon der Notarzt da. „Alle haben geglaubt, es sei nicht so schlimm“, erinnert sich Melanie G.
Das stellte sich als Irrtum heraus. Per Helikopter wurde PaulT. nach München gebracht. Sein Gesicht musste mit zehn Platten und 38 Schrauben wieder gerichtet werden. Das Nasenskelett war ebenso gebrochen wie das Jochbein und eine Augenhöhle. Paul T. leidet bis heute.
Der Prozess wird am 27. Juli fortgesetzt. John Schneider