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Mit Drogen gefasst: Polizei fesselte CSU-Bürgermeister vor Münchner Nachtklub

In Sachen Drogen fährt die CSU einen harten Kurs. Nun wurde ausgerechnet ein Parteimitglied und Bürgermeister eines Münchner Vororts in der Landeshauptstadt mit Drogen gefasst und festgenommen, offenbar handelt es sich dabei um Kokain.
André Wagner,
Ralph Hub
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In der Nähe des Münchner Palais Nachtklub wurde CSU-Politiker Thomas Pardeller von der Polizei kontrolliert.
In der Nähe des Münchner Palais Nachtklub wurde CSU-Politiker Thomas Pardeller von der Polizei kontrolliert. © Daniel von Loeper

In der Drogenpolitik fährt man in der CSU gerne eine knallharte Linie. Die teilweise Legalisierung von Cannabis durch die abgelöste Ampelkoalition in Berlin soll rückgängig gemacht, Drogenkonsum und Drogenkriminalität hart bestraft werden.

Doch jetzt hat ausgerechnet einer aus ihren eigenen Reihen eine handfeste Drogen-Affäre am Hals: Thomas Pardeller, Bürgermeister der CSU in Neubiberg im Landkreis München. Der 37-jährige Kommunalpolitiker ist eine der großen Nachwuchshoffnungen seiner Partei, aber kürzlich bei einer Polizeikontrolle im Münchner Bahnhofsviertel mit etwas Kokain erwischt worden.

Polizeikontrolle in den frühen Morgenstunden

Am 11. Oktober, gegen 4.25 Uhr, haben Polizisten in der Arnulfstraße 16 eine Personenkontrolle durchgeführt. Ihnen war ein Mann in der Nähe des Nachtclubs "Palais" aufgefallen, einer Party-Location, die am Wochenende die ganze Nacht geöffnet hat. Es soll sich dabei um Thomas Pardeller, den Bürgermeister von Neubiberg, handeln, wie die "Bild" zuerst berichtete.

Thomas Pardeller - Bürgermeister von Neubiberg seit 2020
Thomas Pardeller - Bürgermeister von Neubiberg seit 2020 © IMAGO/B. Lindenthaler

Das Präsidium will den Namen nicht bestätigen. "Personenbezogene Daten dürfen wir aus rechtlichen Gründen nicht nennen", sagt Polizeisprecher Thomas Schelshorn. In einer Stellungnahme vom Freitag heißt es lediglich: Es handle sich um einen "37-jährigen Deutschen mit Wohnsitz im Landkreis München".

37-Jähriger will Koks-Döschen nicht rausrücken

Die Beamten fanden ein Plastikgefäß, das der Mann freiwillig nicht herausrücken wollte. Die Polizisten "wendeten daher unmittelbaren Zwang an", wie Polizeisprecher Thomas Schelshorn der AZ bestätigte. "Hierzu wurde der Tatverdächtige zu Boden gebracht, gefesselt und zu einer Polizeidienststelle gebracht." Er habe keinen aktiven Widerstand geleistet, sagt der Polizeisprecher. Gegen den 37-Jährigen werde wegen eines Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz ermittelt, so Schelshorn weiter.

Bei dem 37-Jährigen sei "eine geringe Menge eines weißen Pulvers gefunden" worden. Ein Drogenschnelltest ergab, dass es sich "um ein unerlaubtes Betäubungsmittel handelte", so das Präsidium. Nach AZ-Informationen ist die Substanz ein Gemisch aus Kokain, dem noch ein Präparat aus der Tiermedizin zugesetzt war.

Der Palais Nachtklub befindet sich in der Nähe des Münchner Hauptbahnhofes.
Der Palais Nachtklub befindet sich in der Nähe des Münchner Hauptbahnhofes. © Daniel von Loeper

Das sagen seine Parteifreunde in der CSU

In einer Erklärung, die der CSU-Ortsverband Neubiberg am Freitag veröffentlicht hat, wird indirekt bestätigt, dass es sich bei dem Verdächtigen um Pardeller handelt. "Ihm wird der Besitz von 0,2 Gramm Kokain vorgeworfen", heißt es in der Erklärung des CSU-Ortsverbands. Pardeller wird weiter zitiert: "Die Staatsanwaltschaft hat zwar noch kein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Ich möchte aber nicht, dass die Nominierungsveranstaltung durch diese Sache belastet ist." 

Die für diesen Samstag angesetzte Nominierungsveranstaltung für den bevorstehenden Kommunalwahlkampf der CSU ist deshalb bereits abgesagt worden. Die Nachricht vom Kokain-Besitz des Bürgermeisters kommt für die CSU zur absoluten Unzeit. Der Ortsverband hatte Pardeller schon im Juni einstimmig als Kandidaten für eine Wiederwahl als Bürgermeister nominiert. Er führe die Gemeinde seit 2020 "mit Herzblut, Weitblick und Tatkraft", teilte der Ortsverband damals mit. Im März 2026 sind Kommunalwahlen in Bayern, Pardeller will dabei als Bürgermeister in Neubiberg wiedergewählt werden.

"Mein Name ist Hase"

Manche Parteifreunde Pardellers aus der CSU gaben sich am Freitag bereits ziemlich zugeknöpft, keiner wollte die Koks-Affäre kommentieren: "Ich kenne ihn sehr gut, werde das aber nicht kommentieren", sagte ein CSU-Landtagsabgeordneter. Seinen Namen mag er in der AZ nicht lesen. Tobias Thalhammer, ebenfalls Landtagsabgeordneter der CSU, der Pardeller seit vielen Jahren gut kennt und mit ihm im selben Ort aufgewachsen ist: "Ich bin komplett ahnungslos, mein Name ist Hase", sagte er einem AZ-Redakteur. Andere CSU-Mandatsträger aus dem Landkreis gingen erst gar nicht ans Telefon und stattdessen lieber auf Tauchstation.

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79 Kommentare
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  • Handmax46 am 19.10.2025 18:22 Uhr / Bewertung:

    Ein gefundenes Fressen für die Presse, weil ein CSU-Bürgermeister möglicherweise mit 0,2 Gramm erwischt wurde. Wäre ein No-Name-Bewohner unseres Freistaates die von der Polizei aufgegriffene Person gewesen, hätte das keine Zeile in der Tagespresse gefunden. Dass ein Lokalpolitiker nicht besser behandelt werden soll als ein Jedermann, versteht sich von selbst. Aber auch für ihn gilt der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit und der scheint mir hier doch etwas vergessen worden zu sein. Hinzu kommt im vorliegenden Falle, dass ein Bürgermeister mit großen Lettern, Namen und Bild einer Vorverurteilung, zumindest aber dem totalen Verlust seines Ansehens, pur preisgegeben wurde. Daten- und Persönlichkeitsschutz gelten wohl nicht für einen im Amt befindlichen Bürger, der nicht nur mit einer möglichen und gerechten Bestrafung, sondern in jedem Falle damit rechnen muss, für die Wahrnehmung seines Wählerauftrages nicht mehr infrage zu kommen. Der Rechtstaat verlangt Gleichbehandlung,

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  • ClimateEmergency am 19.10.2025 21:12 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Handmax46

    "Aber auch für ihn gilt der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit und der scheint mir hier doch etwas vergessen worden zu sein."

    So verhältnismäßig wie die Drogenpolitik der CSU?

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  • Handmax46 am 20.10.2025 12:40 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von ClimateEmergency

    Die Anwendung des Polizei- und Strafrechts hat nichts mit der Drogenpolitik einer Partei zu tun. Gesetzmäßigkeit, Notwendigkeit und Verhältnismäßigkeit gelten für alle Bewohner unseres Landes unabhängig davon, wer gerade regiert.

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