Mit dieser Masche erbeuten Betrüger Millionen – und legen auch eine Münchner Marke rein

Die Autos existierten überhaupt nicht, die Papiere und Dokumente waren allesamt gefälscht: So dreist täuschten die mutmaßlichen Betrüger bundesweit Autohäuser, eines davon auch in München. Wie ein international tätiges Leasing- und Mietwagenunternehmen aus der Nähe von München die Ermittlungen ins Rollen brachte.
Ralph Hub
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Fünf Verdächtige sind von der Polizei festgenommen worden. Drei von ihnen sitzen in Untersuchungshaft, zwei Männer sind frei. (Symbolbild)
Fünf Verdächtige sind von der Polizei festgenommen worden. Drei von ihnen sitzen in Untersuchungshaft, zwei Männer sind frei. (Symbolbild) © Sven Hoppe

Die Bande verkaufte Fahrzeuge, die nie existiert haben, an Autohäuser in ganz Deutschland, aber auch ins Ausland. Bei einer Razzia in mehreren Bundesländern haben Münchner Ermittler fünf Verdächtige ins Visier genommen. Drei von ihnen sitzen in U-Haft. Die betroffenen Händler sollen um mehr als 3,2 Millionen Euro betrogen worden sein.

So sind die Käufer hereingelegt worden

Die Verdächtigen gaben sich als Mitarbeiter von Leasing- und Autoverleihunternehmen aus. In der Branche ist es gängige Praxis, dass Leasing- oder Mietwagen aus dem Fuhrpark nach relativ kurzer Zeit ausgemustert und verkauft werden. Dabei handelt es sich oft um sehr gut ausgestattete, erst wenige Jahre alte Modelle. Käufer können dabei ein echtes Schnäppchen machen. Die Autos werden den Interessenten meist über Verkaufsplattformen im Internet zum Kauf angeboten.

Auch Münchner Autohaus unter den Geschädigten

Die Betrüger, die jetzt aufgeflogen sind, erfanden rund 150 Autos, teilweise handelte es sich um sehr hochwertige und teure Fahrzeuge. Dazu fälschten die Täter nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft und des Polizeipräsidiums München die Internetseiten von Unternehmen, sowie die erforderlichen Fahrzeugpapiere, sowie Dokumente und Urkunden.
Für die neuen Eigentümer endete der Deal immer mit einem bösen Erwachen: Nachdem sie den vereinbarten Kaufpreis überwiesen hatten, hörten sie nichts mehr von den Verkäufern. „Die Fahrzeuge kamen nie bei den Käufern an“, sagen die Ermittlungsbehörden. Geschädigt sind Autohändler und Autohäuser aus dem gesamten Bundesgebiet. Auch ein Autohaus aus München ist nach AZ-Informationen auf die Betrügerbande hereingefallen.

Internationales Unternehmen für Leasing- und Autovermietung betroffen

Ins Rollen gebracht hat die umfangreichen Ermittlungen ein weltweit tätiges Leasing- bzw. Autoverleihunternehmen, wie die Ermittlungsbehörden am Freitag mitteilten. Nach AZ-Informationen handelt es sich dabei um die Firma Sixt aus Pullach im Landkreis München. Ein Sprecher des Unternehmens bestätigte das indirekt und teilte auf AZ-Anfrage mit: „Mit Blick auf das laufende Verfahren können wir aktuell keine weiteren Auskünfte geben.“ Bei Sixt begannen sich nach AZ-Informationen Beschwerden von Käufern zu häufen. Nachdem die aber nicht wussten, dass sie auf Betrüger hereingefallen waren, machten sie natürlich bei dem Leasing- und Mietwagenunternehmen ihrem Ärger Luft. Sie forderten ihr Geld zurück. Doch das war längst auf dubiosen Wegen verschwunden.

Münchner Kripo hat bei Ermittlungen zentrale Rolle

Das Unternehmen schaltete die Kripo in München ein. Inzwischen liegen Anzeigen aus dem gesamten Bundesgebiet und sogar aus dem europäischen Ausland vor, die zentral vom Kommissariat K122 beim Polizeipräsidium München bearbeitet werden. Einige Geschädigte hatten Glück: „Ein Vermögensschaden von etwa 720.000 Euro konnte durch präventives Eingreifen rechtzeitig verhindert werden“, sagt Oberstaatsanwalt Thomas Goger.

Ermittler finden Falschgeld und ein Drogenlabor

Im Zuge der Ermittlungen gab es von Montag bis Mittwoch Durchsuchungen in Berlin, Saarbrücken, im Rhein-Kreis Neuss in Nordrhein-Westfalen, im Landkreis Hildesheim in Niedersachsen und im Rhein-Neckar-Kreis in Baden-Württemberg. Die Einsatzkräfte konnten dabei Beweismittel wie Computer, Handys und sonstige Datenträger sicherstellen. Außerdem stießen sie bei einem Beschuldigten auf Falschgeld und Ausstattung zur Herstellung von Betäubungsmitteln.

Drei Tatverdächtige sitzen in U-Haft

Haftbefehle lagen vor gegen einen 20-Jährigen aus Saarbrücken, einen 28-Jährigen aus Berlin und einen 39-Jährigen aus Nordrhein-Westfalen. Der Haftbefehl gegen einen 24-Jährigen aus Baden-Württemberg wurde aufgehoben. Ein 42-Jährigenr aus Berlin ist ebenfalls frei. Die Ermittlungen dauern aber an, wie die Generalstaatsanwaltschaft mitteilte.

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