Mit dem Nachtzug von Hamburg nach München: So kam es zum ÖBB-Preisschock

Für 500 Euro von München nach Hamburg: Wie die ÖBB den Nachtzug-Preisschock erklärt – und ob es bald günstigere Tickets geben soll.
von  Hagen Schulz
Werden die Fahrten mit dem ÖBB-Nightjet von München nach Hamburg demnächst günstiger?
Werden die Fahrten mit dem ÖBB-Nightjet von München nach Hamburg demnächst günstiger? © dpa / Tom Nebe

München - Eigentlich müssten Bahnreisende voll des Lobes sein über die Österreichische Bundesbahn (ÖBB) – ist sie doch das einzige Bahnunternehmen in Europa, das in den einstmals so populären Nachtzugbereich investiert. Verbindungen nach Italien soll es schon bald vom Hauptbahnhof München geben, seit 10. Dezember rollen bereits die Züge von Innsbruck über München in die Hansestadt Hamburg. 

Doch die Sache hat einen Haken: Wer es sich in den neuen Superzügen bequem machen will, muss tief in die Tasche greifen. 200 Euro und mehr für einen Platz im Schlafwagen – wer ein Privatabteil für sich alleine haben will, muss gar bis zu 500 Euro berappen. Klar, dass es sofort Kritik hagelte. 

Preisschock für Nachtzug von München nach Hamburg: Das sind die Gründe

"Das Nachtzug-Angebot darf nicht zum Luxussegment verkommen", forderte etwa der Münchner Bundestagsabgeordnete Dieter Janecek (Grüne) in der AZ. Andreas Barth (Fahrgastverband Pro Bahn) machte die deutsche Politik für die üppigen Preise mitverantwortlich: "Jetzt zahlen wir die Quittung dafür, dass Deutschland sich selbst aus dem Nachtzug-Geschäft zurückgezogen hat". Zudem gäbe es hierzulande eine "extrem hohe Schienenmaut", was auf die Kosten durchschlage.

Die gut informierte österreichische Tageszeitung "Der Standard" fand jedoch noch eine weitere Erklärung für den Preisschock. So hatte die ÖBB für ihre Nachtzug-Angebote klammheimlich auf eine dynamische Preisgestaltung umgestellt. Soll heißen: Für Fahrten mit hoher Nachfragen wurden die Tickets teurer, auf wenig nachgefragten Fahrten sanken die Preise.

Bis zu 500 Euro für ein Privatabteil: Auf einmal schossen die Preise für den Nachtzug in die Höhe

Timo Grossenbacher, Betreiber der Schweizer Plattform Night-Ride.ch, vergleicht Preise für europäische Nachtzugverbindungen. Am Sonntag (10. Dezember) bemerkte der Journalist und Programmierer einen plötzlichen Preisanstieg bei den ÖBB-Nachtzügen. Und der fiel nicht zu knapp aus: Bis zu 186 Prozent teurer wurden etwa die Fahrkarten für den Schlafwagen, Tickets auf der Strecke zwischen Hamburg und Wien schlugen mit bis zu 385 Euro zu Buche. 

In den Privatabteilen verdreifachten sich die Preise teils sogar – und stiegen auf bis zu 500 Euro für die Strecke zwischen München und Hamburg an. Immerhin: Die Sitzplätze verbilligten sich etwas, was aufgrund des fehlenden Komfort für viele Zugreisende jedoch nur ein schwacher Trost sein dürfte. 

ÖBB rechtfertigt sich – und verspricht günstigere Angebote

Gegenüber der Zeitung "Der Standard" rechtfertigt sich die ÖBB: "Wir bieten zukünftig eine breitere Spanne an Preisen an, um besser auf die Nachfrage unserer Kunden reagieren zu können. Es wird sowohl Preise geben, die günstiger sind und unter den alten Preisen liegen, als auch Preise, die darüber liegen."

Da es durch die neuen Angebote und Strecken derzeit viele Anfragen gegeben hätte, seien die Preise kurzfristig nach oben geschossen. Jedoch: "In den nächsten Tagen wird das System die Preise wieder kalibrieren, und es ist mit wieder deutlich günstigeren Angeboten zu rechnen", teilte die ÖBB mit. Verbindungen mit geringer Auslastung würden entsprechend mehr Tickets in niedrigen Preisstufen enthalten. Warum das neue Preissystem nicht transparent kommuniziert wurde, dazu wollte sich die ÖBB aber nicht äußern. 

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