Misstöne bei den Blinden Musikern

Am Freitag tritt das Orchester traditionell beim Neujahrsempfang des Ministerpräsidenten auf – dieses Mal ist Franz Schachtner nicht dabei - weil er gefeuert wurde.
T. Gautier |
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Der letzte Auftritt: Schachtner (l.) und die Blinden Musiker beim Neujahrsempfang der Staatsregierung.
az Der letzte Auftritt: Schachtner (l.) und die Blinden Musiker beim Neujahrsempfang der Staatsregierung.

Am Freitagabend tritt das Orchester traditionell beim Neujahrsempfang des Ministerpräsidenten in der Residenz auf – dieses Mal ist ihr langjähriger Leiter Franz Schachtner aber nicht dabei - weil er gefeuert wurde. Der spricht von „Rufmord“.

MÜNCHEN - Letztes Mal spielte Franz Schachtner vor der Elite der Gesellschaft – beim Neujahrsempfang der Staatsregierung 2010 drängelten sich 1600 Gäste aus Politik, Kunst, Wirtschaft und Kirche in der Residenz, unter ihnen Schwergewichte wie EU-Kommissionspräsident Juan Manuel Barroso oder Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer.

Franz Schachtner (der sehen kann) zählte vor, und seine Blinden Musiker spielten ihren traditionellen Fanfarenstoß. Ruhe im Saal. „Spannend war das“, sagt Schachtner. „Prickelnd.“

Am diesem Freitagabend ist wieder Neujahrsempfang. Aber ohne Schachtner. Er wurde nicht eingeladen.

Die Schuld daran gibt er seinem Ex-Chef, Christian Seuß. Der feuerte den künstlerischen Leiter des sieben-köpfigen Orchesters des Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbundes (BBSB) nach fast 20 Jahren. „Er wollte mich schnell loswerden und mundtot machen“, sagt der 61-Jährige der AZ. Seuß kontert: „Wir haben Herrn Schachtner nichts Böses getan.“

Klingt nach gravierenden Misstönen bei den Blinden Musikern – aber warum? Laut Franz Schachtner begann der Streit im Frühjahr 2010. Damals spielte das Orchester rund 370 Auftritte. Seuß habe vorgeschlagen, weniger zu spielen – Schachtner war dagegen. „Meine Einstellung hat ihm nicht gepasst“, sagt der hauptberufliche Lehrer heute.

Nach kurzer Zeit habe man ihm fristlos gekündigt und seinen Namen von der Homepage entfernt. „Das war so unvermittelt, ohne Vorwarnung. Man hat mir den Teppich unter den Füßen weggezogen – man hat mich einfach ausgelöscht“, klagt Schachtner.

Dass er beim Neujahrsempfang nicht dabei ist – der letztjährige fiel aus Spargründen aus – tue ihm weh. Bestimmt würden da viele nach ihm fragen, und auf diese Frage „wird es keine Antwort geben“. So würden viele denken, er habe etwas angestellt. Schachtner: „Der Rufmord findet an diesem Tag seinen für mich sehr traurigen Höhepunkt.“

Christian Seuß sagt zu dem Rauswurf nur: „Für die Blinden Musiker war ein neuer künstlerischer Leiter wichtig, doch Herr Schachtner kommt damit nicht klar.“ Seine Verdienste habe man „mehrfach gewürdigt“. Wie er jetzt reagiere, sei „nicht normal“, so Seuß. „Er hat das Ende einfach nicht vertragen.“

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