Militärparade mit Panzer durch München? Angeblicher KVR-Brief verwirrt Anwohner

Eine Panzerparade mitten in München; kann das sein? Genau darüber informiert aktuell ein Schreiben des KVR, so scheint es zumindest auf den ersten Blick – die AZ hat sich den Fake nach einem Hinweis genauer angesehen.
von  André Wagner
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) im Februar 2023 zu Besuch beim Panzerbataillon 203 in Augustdorf.  Laut dem gefälschten KVR-Schreiben sollen Panzer im Juni auch durch München rollen. (Archivbild)
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) im Februar 2023 zu Besuch beim Panzerbataillon 203 in Augustdorf. Laut dem gefälschten KVR-Schreiben sollen Panzer im Juni auch durch München rollen. (Archivbild) © IMAGO/Giannis Papanikos

Am Sonntag, 15. Juni, findet in Deutschland erstmals der Veteranentag statt. Zu diesem Anlass sollen Anerkennung und Wertschätzung für diejenigen ausgedrückt werden, die in der Bundeswehr gedient haben – unabhängig davon, ob sie noch in der Truppe aktiv oder bereits ausgeschieden sind.

Dafür wird es an diesem Tag bundesweit in vielen Städten die unterschiedlichsten Veranstaltungen geben – in München ist eine solche jedoch nicht geplant. Allerdings wird genau das in einem Schreiben suggeriert, welches aktuell in München kursiert und den Anschein erweckt, vom Kreisverwaltungsreferat (KVR) verschickt worden zu sein.

Fälschung mit Logo des KVR und Telefonnummer der AZ

Bei diesem Brief handelt es sich allerdings um eine Fälschung. Weder wurde das Schreiben vom KVR verfasst, noch abgeschickt und auch die darin enthaltenen Aussagen entsprechen nicht der Wahrheit.

Die Abendzeitung wurde auf dieses gefälschte KVR-Schreiben aufmerksam, weil ein Münchner, der den Brief erhalten hatte, eine im Schreiben erwähnte Servicehotline angerufen und dann die AZ am anderen Ende der Leitung hatte.

Er erzählte der AZ, dass das Schreiben in mindestens einem Mehrparteienhaus in der Lindwurmstraße in die Briefkästen geworfen wurde.

"Auf den ersten Blick sah das Ganze nach einem echten Schreiben aus, mit dem Briefkopf vom KVR und dem Logo der Bundeswehr, aber bei dem Inhalt wurde ich dann stutzig. Weil ich wissen wollte, was es damit auf sich hat, habe ich die angegebene Servicenummer gewählt und bin dann bei der AZ gelandet."

Das falsche Schreiben will er nun auf alle Fälle bei der Polizei abgeben.

Dieses gefälschte Schreiben vom KVR kursiert derzeit in München. Auf den ersten Blick sieht es offiziell aus, erst bei genauer Betrachtung fallen Ungereimtheiten auf.
Dieses gefälschte Schreiben vom KVR kursiert derzeit in München. Auf den ersten Blick sieht es offiziell aus, erst bei genauer Betrachtung fallen Ungereimtheiten auf. © Privat

Im Sichtfenster des unfrankierten Kuverts, wie man es von Benachrichtigungen der Stadt kennt, ist "An die Anwohnerinnen und Anwohner der Lindwurm-, Ludwig- und Leopoldstraße" zu lesen. 

Auch der Briefkopf wurde dem des KVR nachempfunden und sieht dem Original täuschend ähnlich. Doch der Inhalt des Schreibens ist dann doch hanebüchen, voller Fehler und auch in der Wortwahl alles andere als offiziell klingend.

In dem Brief ist von einer zentralen Veranstaltung die Rede, die angesichts des Veteranentags in München stattfinden soll. Dabei soll es angeblich ab 14 Uhr durch Einheiten der 10. Panzerdivision der Bundeswehr in Veitshöchheim Paraden vom Südwesten durch die Lindwurmstraße bis zum Sendlinger Tor und vom Norden durch die Leopold- und Ludwigstraße bis zum Odeonsplatz geben.

Aufforderung, an einer Parade teilzunehmen

Im weiteren Verlauf des Schreibens werden die Münchner dazu aufgefordert, an diesem Tag keine Ausflüge zu machen, sondern der Parade beizuwohnen. Zudem werden die Anwohner der angeblichen Paradestrecke aufgefordert, ihre Pkw rechtzeitig umzuparken, damit die 40-Tonnen-schweren Leopard II Panzer, die Teil der Paraden sein sollen, auch genug Platz zum Manövrieren haben. Nicht rechtzeitig entfernten Fahrzeugen wird ein kostenpflichtiges Abschleppen durch die Polizei angedroht.

Des Weiteren werden die Münchner zum "Flagge zeigen" aufgefordert, in dem die Soldaten mit Deutschlandfahnen und Blumen von den Bürgern empfangen werden sollen. Zusätzlich wird davor gewarnt, "wehrkraftzersetzende" Meinungsäußerungen zur Schau zu stellen, da die Sicherheit der Parade durch das Feldjägerregiment 3 aus München gewährleistet würde.

Am Ende wird auf eine Servicehotline hingewiesen, welche von der Stadt München eingerichtet wurde. Allerdings landet man bei diesen Nummern nicht bei der Stadt, sondern, wie eingangs erwähnt, zum einen bei der Abendzeitung und zum anderen bei einer Redakteurin der Süddeutschen Zeitung.

Wer hinter dem Schreiben steckt und was damit bezweckt werden soll, ist dem gefälschten Brief nicht zu entnehmen.

KVR stellt Strafanzeige gegen Unbekannt

Dem KVR war das gefälschte Schreiben seit Donnerstag bekannt. Auf AZ-Anfrage hieß es aus der Ruppertstraße: "Bei dem Schreiben, das anlässlich des nationalen Veteranentages an die Anwohnerinnen und Anwohner der Lindwurm-, Ludwig- und Leopoldstraße gerichtet wurde, handelt es sich um eine Fälschung und nicht um ein offizielles Schreiben des Kreisverwaltungsreferates.

Zum ersten nationalen Veteranentag am 15. Juni 2025 sind dem Kreisverwaltungsreferat keine angezeigten Veranstaltungen im öffentlichen Raum bekannt. Die im Schreiben angeführte Panzerparade gibt es nicht. Seitens des Kreisverwaltungsreferates wurde Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt", so Kevin Porth vom KVR.

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