Mietgerichtag: Wohlstand macht den Wohnraum für Arme knapp

MÜNCHEN - Hier werden die Probleme angesprochen: Im "Münchner Mietgerichttag" tauschen Mieter, Vermieter, Anwälte und Gerichte Meinungen aus. Der Mietgerichtstag könnte so bald zur Tradition werden.
Premiere im Festsaal des Akademischen Gesangsvereins: Münchner Amtsgericht und „AnwaltVerein“ haben den „Münchner Mietgerichtstag“ ins Leben gerufen. München mit seinem problematischen Wohnungsmarkt bietet sich für einen solchen Meinungsaustausch zwischen Mietern, Vermietern, Anwälten, Gerichten und Stadtverwaltung geradezu an. Unter den Gästen auch die BGH-Richterin Karin Milger, die über aktuelle Mieturteile aus Karlsruhe berichtete.
Knapp 9000 jährliche Verfahren in Mietangelegenheiten beschäftigen allein das Münchner Amtsgericht, erklärte dessen Präsident Gerhard Zierl. Eine Zahl, die über die Jahre konstant geblieben sei. Allerdings steigt die Zahl der Räumungsklagen.
Christian Ude, früher Mietanwalt, erklärte, dass er als OB – die Stadt verfügt über 55000 Wohneinheiten – auch die Vermieter-Probleme kenne wie Mietnomaden und Querulanten, die Sanierungsmaßnahmen boykottieren. Er warb für die stärkere Anwendung des Mietspiegels und appellierte, die Kappungsgrenze bei Mieterhöhungen auf 15 Prozent zu senken.
Das Münchner Dilemma laut Ude: Der Mangel an Wohnungen trifft zwar vor allem die Armen, ist aber ein Wohlstandsphänomen der Wachstumsregion, weil sich viele besser verdienende Familien mehr Wohnraum leisten können. Rund um Eigenbedarf, Mietnomaden, Räumungsklagen und Luxussanierung wird den Juristen die Arbeit so schnell nicht ausgehen. Der Mietgerichtstag könnte so bald zur Tradition werden.jot