Mieter-Abzocke: 160 Quadratmeter für 440 Euro
Je verlockender ein Mietangebot im Internet klingt, desto wahrscheinlicher ist es: ein Betrugsversuch! Die Fälle häufen sich. Anbieter kämpfen vergeblich dagegen an. Die AZ erklärt die neuen Maschen
MÜNCHEN - Zu schön, um wahr zu sein: Das 160-Quadratmeter-Penthouse in der Augustenstraße soll im Internet-Angebot von „Immobilien-scout24.de“ 440 Euro Miete kosten. Ein Schnäppchen? Tatsächlich handelt es sich um dreisten Betrug. Einen von vielen, die sich derzeit auf dem Münchner Mietmarkt verbreiten.
Die AZ erklärt die Fälle:
Wie läuft die Masche?
Eine Wohnung wird zu einem sehr günstigen Preis angeboten. Die AZ macht den Test, schreibt eine E-Mail. Die Antwort von Marco Wurfel aus Rumänien: „Ich kaufte diese Wohnung für meine Tochter.“ Jetzt sei die Wohnung frei. Leider erlaube ihm seine Gesundheit demnächst keine Reisen: „So werde ich nicht in der Lage sein, zu treffen Sie persönlich.“ Der Deal könne aber abgewickelt werden: Gegen 800 Euro Kaution, angewiesen über Western Union, schicke er den Schlüssel zu. Das Geld wäre dann freilich verloren.
Woran sind die falschen Angebote erkennbar?
Zunächst am Schnäppchen-Preis. Auch kommt es nie zum Treffen oder zu einer Besichtigung. Die Hochglanz-Bilder sehen aus wie aus dem Katalog – dort sind sie auch herauskopiert, das Objekt gibt es nicht. Im Verlauf wird der Mieter immer gebeten, in Vorkasse zu treten. Variante 1: Der Vermieter verspricht, extra anzureisen, und möchte aber 600 Euro im voraus haben – als Sicherheit, dass der Termin auch wahrgenommen wird. Variante 2: Die Wohnung sei weg, gegen 200 Euro gebe es eine Liste mit Wohnungen zu Mini-Mieten.
Wie viele solcher Angebote gibt es?
Auf AZ-Anfrage teilt „Immobilienscout 24“ mit, dass über 800 Angebote in vier Wochen gesperrt wurden.
Was ist die neueste Masche?
Die Angebote sind getarnt. „Erst nach fünf Mails wird der Mieter aufgefordert, in Vorkasse zu treten und die Mieten sind knapp unter dem Durchschnitt“, sagt eine Sprecherin von „Immobilienscout24“. Vorsicht bei der Freigabe von Daten, etwa einer Schufa-Auskunft. „Die Betrüger klauen die Daten und stellen unter diesem Namen ein neues, gefälschtes Profil ein.“
Warum häufen sich die Fälle gerade?
Wegen des angespannten Mietmarktes. Je geringer das Angebot, desto bessere Chancen haben die Betrüger. Und in München ist günstiger Wohnraum besonders knapp.
Was tun die Online-Portale gegen den Betrug?
„Immobilienscout24“ beschäftigt inzwischen ein Team, dass jeden Tag die Angebote beobachtet. „Immowelt.de“ versucht, Fälscher mit Software-Programmen herauszufiltern: „Da die Betrüger vom Ausland aus agieren und ihre Identitäten verbergen, kann es vorkommen, dass ein Betrugsangebot nicht sofort erkannt wird. Wir können nur bei hinreichendem Verdacht sperren.“ Es werde immer schwieriger, echte Angebote von Fälschungen zu unterscheiden.
Wie kann ich sicher eine Wohnung online suchen?
Nie in Vorkasse treten, Daten nie vor einer Besichtigung rausgeben. Mehr Tipps bietet: www.schutz-vor-immobilienbetrug.de.
Was passiert mit den Betrügern?
„Die Täter werden so gut wie nie ermittelt, weil sie im Ausland sitzen“, sagt Gottfried Schlicht von der Münchner Polizei. „Immowelt.de“ hat öfters Anzeige gestellt – bislang ohne Erfolg.
Wo melde ich einen Betrugsfall?
Die Portale sind dankbar für Tipps. Schreiben Sie eine E-Mail an den Kundenservice. „Immobilienscout24“ nimmt Tipps unter qualitaetssicherung@immobilienscout24.de entgegen.
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