Michael Soyka über Eltern, die ihre Kinder töten: „Das ist sehr ungewöhnlich“

Wenn Mütter ihre Kinder töten: Die AZ sprach mit Michael Soyka, Professor für Psychiatrie, über diesen eher seltenen Fall.
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Michael Soyka, Professor für Psychiatrie
az Michael Soyka, Professor für Psychiatrie

Wenn Mütter ihre Kinder töten: Die AZ sprach mit Michael Soyka, Professor für Psychiatrie, über diesen eher seltenen Fall.

AZ: Herr Soyka, warum töten Mütter ihre Kinder?

MICHAEL SOYKA: Oft geschieht so etwas im Wahn oder im Rahmen eines erweiterten Suizids. Doch dann sind die Opfer in der Regel Kleinkinder. Dass eine Frau ihren jugendlichen Sohn umbringt, ist sehr ungewöhnlich.

Die Frau hat während eines Streits den Raum verlassen, aus der Küche ein Messer geholt und zugestochen.

Dass Frauen zu Tatwaffen greifen, ist ebenfalls eine Rarität. Manchmal gibt es Konflikt-Situationen, die eskalieren und in denen eine Frau in vermeintlicher Notwehr zum Messer greift, weil es eben gerade in Reichweite herumliegt. Doch so scheint es hier ja nicht gewesen zu sein. Dieser Fall klingt eher danach, als hätte sich über lange Zeit viel Frust angestaut. Aber das ist natürlich keine Entschuldigung.

Mutter und Sohn sollen sich oft gestritten haben. Hätte nicht jemand eingreifen müssen?

Diese Art von Konflikt existiert doch in vielen Familien: Dass der 18-Jährige nicht so will wie seine Eltern. Das ist an sich nichts Besonderes. Die Frage wäre eher gewesen: Neigte die Mutter schon vorher zu derartigen Ausbrüchen? War Alkohol im Spiel? Jemand der impulsiv ist, wenig Kontrolle über sich hat und trinkt, wird im Streit schon mal gewalttätig.

Glauben Sie, die Frau hat die Tat geplant?

Nein. Ein tödlicher Stich – das klingt nach einer Kurzschlusshandlung mit sehr tragischem Verlauf.

War sich die Frau bewusst darüber, was sie tat, als sie ihrem Sohn das Messer in die Brust stieß?

Das hängt natürlich sehr von der Person ab. Aber in der Regel wird den Frauen, die ihre Kinder getötet haben, erst später klar, was sie angerichtet haben. Meist sind sie dann selbst traumatisiert. <

Interview: nk

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