Mercedes Hanitzsch sammelt Spenden für La Palma

München - La Palma ist für Mercedes Hanitzsch (74) nicht irgendeine Insel. Es ist die Insel, auf der ihr Großvater einst gelebt hat. Und es ist die Insel mit dem "ewigen Frühling", wie es die Frau des AZ-Karikaturisten Dieter Hanitzsch beschreibt. Auch wenn sie selbst auf der Nachbarinsel Gran Canaria geboren wurde und seit 1971 Deutschland ihr Daheim nennt, hat ihr Herz immer einen Platz für La Palma.
Jetzt aber herrscht dort seit Wochen Ausnahmezustand. Lava, Asche, Rauch. Und Angst. Seit 50 Jahren hat der Vulkan dort geschlummert, jetzt spuckt er wieder über 1.000 Grad heißes Gestein. Forscher können bisher keine Entwarnung geben. "Der Vulkan hat sich gemeldet und nimmt keine Rücksicht", fasst es Hanitzsch zusammen.
Dieter Hanitzsch gestaltet ein Logo für den Spendenaufruf
Der Lavafluss frisst sich weiter in die Landschaft. Über 1.000 Gebäude sind schon zerstört, über 5.000 Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden (AZ berichtete). La Palma ist keine Touristen-Hochburg wie Teneriffa oder Gran Canaria, auf der Insel leben die Menschen vor allem von der Landwirtschaft. Bilder zeigen etwa Bananen auf Plantagen - überzogen mit Asche. "Das ist ein Feind, den man sich so gar nicht vorstellen kann", sagt die 74-Jährige.

Die Ehefrau des AZ-Karikaturisten will angesichts dieser Nachrichten und Bilder nicht untätig daheim in München sitzen. Sie will anpacken, helfen. Am liebsten würde sie vor Ort mit den eigenen Händen zugreifen, aber das geht aktuell nicht. Deswegen möchte sie jetzt finanzielle Unterstützung organisieren.
Mercedes Hanitzsch: Spenden für La Palma
Sie hat sich mit diesem Anliegen an die AZ gewandt und will nun auf diesem Weg öffentlich Spenden für La Palma sammeln. "Die Kanarischen Inseln sind untereinander unglaublich solidarisch, weil wir wissen: Es kann uns genauso treffen." Auch die anderen Inseln sind Vulkaninseln.

Innerhalb weniger Stunden hat sie unzählige Telefonate geführt. Mit Banken, mit Bekannten vor Ort, mit dem Steuerberater. Ihr Mann hat ihr sogleich ein Logo entworfen. Sie kooperiert nach einiger Recherche für ihren Spendenaufruf nun mit der "Cabildo Insular", einem Regierungs- und Verwaltungsorgan der jeweiligen Kanarischen Insel. Sie wünscht sich, dass die Betroffenen schnell etwas Geld in die Hand bekommen, um das Nötigste zu besorgen. "Die Menschen sind morgens zur Arbeit gegangen, haben nichts mitgenommen - und am Abend konnten sie nicht mehr in ihr Haus. Sie hatten nichts dabei: keine Kleidung und keine Fotoalben."
Großeltern von Mercedes Hanitzsch lebten einst auf La Palma
Zahlreiche Betroffene haben eine ähnliche Vergangenheit wie ihre eigenen Vorfahren, erzählt Mercedes Hanitzsch weiter. La Palma ist eine Auswandererinsel, sagt sie. Auch ihre Großeltern gingen damals nach Amerika. Viele wanderten demnach in jungen Jahren aus, arbeiteten in der Ferne hart, sparten ihr Geld und kamen dann wieder heim, um "dort die letzten Tage zu verbringen". Auf einem Grundstück mit Häuschen und Garten.
Der Vulkan hat einige dieser Träume platzen lassen. Sie kennt ein Ehepaar, dem es gerade genau so ergeht. All das nimmt sie sehr mit, sagt sie der AZ. Es sei keine reiche Insel, sondern es seien kleine Leute. "Es ist deprimierend, vor allem auch die Ungewissheit", fühlt die 74-Jährige aus der Ferne mit.
Ein bisschen Hoffnung will sie den Menschen vor Ort mit ihrer Spendensammlung schenken - damit das Gefühl des ewigen Frühlings schnell zurückkehren kann.