"Mein Haus ist zerstört"

Masahiro Kato hat schlechte Nachrichten aus der Heimat. Münchens Japaner zwischen Hoffen und Bangen
München Das gewaltige Erdbeben schockiert Japan und die Welt. Auch in München waren amFreitag viele Japaner in Sorge, viele bekamen ihre Angehörigen und Freunde erst Stunden nach den Schreckensnachrichten aus der Heimat ans Telefon.
Denn die Leitungen nach Japan waren am Freitagmorgen blockiert, berichtet etwa Kenji Oya (38), Geschäftsführer des „Shoya“-Restaurants am Roecklplatz, der viele Freunde und Geschäftpartner in Tokio hat. Er habe über Twitter und Facebook erfahren: „In Tokio hat die Erde gebebt.“
Jetzt gebe es noch viele Nachbeben, man kenne das in Japan. Noch immer starrt Oya fassungslos auf die Bilder im Internet aus Sendai. Eine zehn Meter hohe Flutwelle hat die Hafenstadt zerstört. Oyas Kollege, Koch Yasuteru Oyama (34), hat in der Nähe Schulfreunde.
Wie es ihnen geht, weiß er nicht, sagt der junge Mann, während er Sushi rollt. Viel Zeit zum Telefonieren haben er und sein Chef ohnehin nicht an diesem Freitag nicht. Denn nach 18 Uhr kommen die ersten Gäste. Auch im „Sushi + Soul“ in der Klenzestraße brennen am Freitagabend die Kerzen, es läuft leise Musik, die Gäste und die Mitarbeiter an der Bar wirken gut gelaunt.
Nur Masahiro Kato ist sichtlich bemüht, zu lächeln. Er bleibt höflich und freundlich, während er den Reis hinter der Theke zu kleinen Bällchen formt. Doch dann beginnt er zu erzählen: „Mein Haus in Tokio ist bei dem Beben zerstört worden“, sagt er.
Sein Bruder, der in Japan lebt, habe ihm die schlimme Nachricht überbracht. Zum Glück seien seine Angehörigen nicht verletzt. Ob er jetzt nach Tokio fährt? „Ich werde hinfahren“, sagt Kato – nur wann er das tut, wisse er noch nicht.
Jun Nozaki (28), Software- Entwickler in München, berichtet: „Als ich von dem Beben gehört habe, hatte ich große Sorge.“ Denn seine Mutter habe ausgerechnet an jenem Tag vorgehabt, nach Tokio zu reisen. Seine Eltern wohnen ein wenig südlicher.
Beim Abendessen mit dem Onkel hätte die Mutter gerade noch rechtzeitig erfahren, dass die Züge stillstehen, weil die Erde bebt. So entsetzt viele Japaner in München sind, so abgeklärt wirken viele. „Wir sind erdbebenerprobt“, sagt „Shoya“–Chef Oya. Der Tsunami sei natürlich schrecklich. „Noch sind wir dabei, Informationen zu sammeln, dann können wir mehr sagen.“