Mehr Tiere, weniger Geld: Das Münchner Tierheim in Corona-Not
München - Einige der Meerschweinchen können nicht mehr ganz so flink herumwuseln. Denn die hochträchtigen Tiere sind mittlerweile breiter, als sie lang sind. Zirka 130 Meerschweinchen und 122 sind Anfang November ins Tierheim gezogen.
Das Veterinäramt und der Münchner Tierschutzverein haben in der vergangenen Woche einen illegalen Tierhändler hochgehen lassen und die Kleintiere gerettet.

Das Kleintierhaus ist deshalb voll. Tierheim-Sprecherin Kristina Berchtold erzählt: "Einige der Kaninchen und Meerschweinchen mussten wir jetzt in den Wildtiergehegen unterbringen. Da mussten wir kreativ werden", sagt Berchtold. Doch auch hier ist ein Teil der Abteilung mittlerweile so überfüllt, dass das Tierheim mittlerweile einen Aufnahmestopp verhängen musste: Es handelt sich um die Igelstation.

Die Igelstation hat ihre Belastungsgrenze erreicht
Mit mehr als 230 Igeln hat das Tierheim seine Belastungsgrenze erreicht. Auf der Website kann man stattdessen nachlesen, wie man gefundenen Igeln auch im eigenen Garten helfen kann, zu überwintern. Im Münchner Tierheim müssen die meisten Igel stattdessen aufgepäppelt werden, weil sie noch zu dünn oder klein zum Überwintern sind. Tierpflegerin Josephine Messerer zeigt eines der putzigen Säugetiere.
Genauso wie alle anderen Tierpfleger geht für sie der Tierheimbetrieb ganz normal weiter. Denn die Tiere müssen schließlich auch zu Corona-Zeiten täglich gefüttert und versorgt werden.
Damit der Betrieb immer gesichert bleibt, gibt es zwei wichtige Grundregeln für die rund 100 Mitarbeiter: Überall im Tierheim herrscht Maskenpflicht und die Aufenthaltsräume dürfen nicht mehr gemeinsam genutzt werden. Das heißt: Die Teams der jeweiligen Häuser dürfen nicht mehr gesammelt Pause machen, sondern müssen in ihren jeweiligen Gruppen bleiben.

Wegen Corona bleiben die Ehrenamtler weg
Was im Tierheim definitiv auch seit Corona fehlt, sind die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer. Nur noch eine Hand voll fester Gassigeher kommt fast täglich, ansonsten fallen all die fleißigen Hände, die beispielsweise im Kleintier- oder Katzenhaus beim Saubermachen oder Füttern geholfen haben, komplett weg. "Das geht natürlich den Mitarbeitern sowie den Tieren enorm ab", sagt Berchtold.
Und noch etwas fehlt: Dadurch, dass es im Tierheim aktuell weder Veranstaltungen noch Besuchszeiten gibt, fehlt es auch an Spenden. "Die Leute wollen sehen, wofür sie spenden", sagt Berchtold.
Komplizierter ist auch die Vermittlung von Tieren geworden. Während früher Besucher oft zunächst zum Schauen vorbeigekommen sind, müssen sie jetzt gezielt bei Interesse an einem Tier Kontakt mit dem Personal aufnehmen.
Dann bekommen sie einen Termin für das persönliche Kennenlernen vor Ort. Grundsätzlich sei das aber eine effizientere Vermittlungsmethode. Denn die Menschen, die sich dann melden, haben meist ehrliches Interesse, berichtet Berchtold. Mehr Interessenten gibt es durch Corona jedoch nicht, so ihre Beobachtung.
Mischlingshündin Lexi sucht dringen ein neues Zuhause
Es geht weiter ins Hundegehege. Zu einer Hundedame, von der sich Berchtold solch einen ehrlichen Interessenten wünscht. Die Mischlingshündin Lexi (4) wartet dringend auf ein neues Zuhause.
Der Hündin, die eine künstliche Hüfte hat, sind Artgenossen nicht so geheuer, Menschen dafür umso mehr. Als Berchtold die Hundedame für den AZ-Fototermin nach draußen holt, möchte sie danach gar nicht mehr zurück in ihren Zwinger. Einmal wurde Lexi schon aus dem Tierheim abgeholt, allerdings kam sie wieder zurück, da ihre Neubesitzer mit ihr überfordert waren.
Mehr Infos zu Lexi und den zahlreichen weiteren Tieren, die sich ein neues Zuhause wünschen, unter: www.tierschutzverein-muenchen.de
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