Mehr Tiere, weniger Geld: Das Münchner Tierheim in Corona-Not

Kaninchen und Meerschweinchen mussten im Wildgehege untergebracht werden, die Igelstation ist so voll, dass derzeit ein Aufnahmestopp herrscht. Und manche Tiere brauchen dringend ein neues Zuhause - die aktuelle Situation im Tierheim München.
Emily Engels
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
8  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Tierheim-Sprecherin Kristina Berchtold mit Lexi (4). Die Hundedame wünscht sich sehnlichst ein neues Zuhause. Sie wurde schon einmal abgeholt und kam zurück.
Tierheim-Sprecherin Kristina Berchtold mit Lexi (4). Die Hundedame wünscht sich sehnlichst ein neues Zuhause. Sie wurde schon einmal abgeholt und kam zurück. © Daniel von Loeper

München - Einige der Meerschweinchen können nicht mehr ganz so flink herumwuseln. Denn die hochträchtigen Tiere sind mittlerweile breiter, als sie lang sind. Zirka 130 Meerschweinchen und 122 sind Anfang November ins Tierheim gezogen.

Das Veterinäramt und der Münchner Tierschutzverein haben in der vergangenen Woche einen illegalen Tierhändler hochgehen lassen und die Kleintiere gerettet.

Diese drei Kaninchen wurden aus einer illegalen Zucht gerettet.
Diese drei Kaninchen wurden aus einer illegalen Zucht gerettet. © Daniel von Loeper

Das Kleintierhaus ist deshalb voll. Tierheim-Sprecherin Kristina Berchtold erzählt: "Einige der Kaninchen und Meerschweinchen mussten wir jetzt in den Wildtiergehegen unterbringen. Da mussten wir kreativ werden", sagt Berchtold. Doch auch hier ist ein Teil der Abteilung mittlerweile so überfüllt, dass das Tierheim mittlerweile einen Aufnahmestopp verhängen musste: Es handelt sich um die Igelstation.

Dieser kleine Igel ist noch zu schwach, um in der Natur zu überwintern.
Dieser kleine Igel ist noch zu schwach, um in der Natur zu überwintern. © Daniel von Loeper

Die Igelstation hat ihre Belastungsgrenze erreicht

Mit mehr als 230 Igeln hat das Tierheim seine Belastungsgrenze erreicht. Auf der Website kann man stattdessen nachlesen, wie man gefundenen Igeln auch im eigenen Garten helfen kann, zu überwintern. Im Münchner Tierheim müssen die meisten Igel stattdessen aufgepäppelt werden, weil sie noch zu dünn oder klein zum Überwintern sind. Tierpflegerin Josephine Messerer zeigt eines der putzigen Säugetiere.

Genauso wie alle anderen Tierpfleger geht für sie der Tierheimbetrieb ganz normal weiter. Denn die Tiere müssen schließlich auch zu Corona-Zeiten täglich gefüttert und versorgt werden.

Damit der Betrieb immer gesichert bleibt, gibt es zwei wichtige Grundregeln für die rund 100 Mitarbeiter: Überall im Tierheim herrscht Maskenpflicht und die Aufenthaltsräume dürfen nicht mehr gemeinsam genutzt werden. Das heißt: Die Teams der jeweiligen Häuser dürfen nicht mehr gesammelt Pause machen, sondern müssen in ihren jeweiligen Gruppen bleiben.

Gerettete Meerschweine.
Gerettete Meerschweine. © ee

Wegen Corona bleiben die Ehrenamtler weg

Was im Tierheim definitiv auch seit Corona fehlt, sind die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer. Nur noch eine Hand voll fester Gassigeher kommt fast täglich, ansonsten fallen all die fleißigen Hände, die beispielsweise im Kleintier- oder Katzenhaus beim Saubermachen oder Füttern geholfen haben, komplett weg. "Das geht natürlich den Mitarbeitern sowie den Tieren enorm ab", sagt Berchtold.

Und noch etwas fehlt: Dadurch, dass es im Tierheim aktuell weder Veranstaltungen noch Besuchszeiten gibt, fehlt es auch an Spenden. "Die Leute wollen sehen, wofür sie spenden", sagt Berchtold.

Komplizierter ist auch die Vermittlung von Tieren geworden. Während früher Besucher oft zunächst zum Schauen vorbeigekommen sind, müssen sie jetzt gezielt bei Interesse an einem Tier Kontakt mit dem Personal aufnehmen.

Dann bekommen sie einen Termin für das persönliche Kennenlernen vor Ort. Grundsätzlich sei das aber eine effizientere Vermittlungsmethode. Denn die Menschen, die sich dann melden, haben meist ehrliches Interesse, berichtet Berchtold. Mehr Interessenten gibt es durch Corona jedoch nicht, so ihre Beobachtung.

Lesen Sie auch

Mischlingshündin Lexi sucht dringen ein neues Zuhause

Es geht weiter ins Hundegehege. Zu einer Hundedame, von der sich Berchtold solch einen ehrlichen Interessenten wünscht. Die Mischlingshündin Lexi (4) wartet dringend auf ein neues Zuhause.

Der Hündin, die eine künstliche Hüfte hat, sind Artgenossen nicht so geheuer, Menschen dafür umso mehr. Als Berchtold die Hundedame für den AZ-Fototermin nach draußen holt, möchte sie danach gar nicht mehr zurück in ihren Zwinger. Einmal wurde Lexi schon aus dem Tierheim abgeholt, allerdings kam sie wieder zurück, da ihre Neubesitzer mit ihr überfordert waren.

Mehr Infos zu Lexi und den zahlreichen weiteren Tieren, die sich ein neues Zuhause wünschen, unter: www.tierschutzverein-muenchen.de

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
8 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Witwe Bolte am 16.11.2020 11:02 Uhr / Bewertung:

    Jetzt gehts bald wieder los: Die Spenden-Schnorrer-Sendungen auf sämtlichen TV-Kanälen in der Vorweihnachtszeit. Zig-Millionen spenden da die Deutschen jährlich für meist notleidende Kinder in aller Welt.
    Und nirgends wird zum Spenden für notleidende Tiere aufgerufen, interessiert wohl nur wenige.
    Ich spende nur für Tiere.

  • Sarkast am 16.11.2020 09:37 Uhr / Bewertung:

    Seit ich die Menschen kenne, liebe ich die Tiere...

  • eule75 am 16.11.2020 10:29 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Sarkast

    Dem schließe ich mich vollkommen an. Es muß doch für manche nicht schwer sein, eine Patenschaft mit € 7,50 pro Monat zu übernehmen oder von vorhandenem Reichtum etwas abzuzwacken.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.