Mehr als Sexspielzeug: Crowdfunding soll Münchens ersten feministischen Sexshop ermöglichen
München - In Sandra Lüders neuem Sexshop sollen keine dunklen Vorhänge verstecken, was drinnen vor sich geht. In den Schaufenstern sollen auch keine Schaufensterpuppen in roten Netz-Dessous stehen. Und auf den Regalen sollen keine Verpackungen liegen, auf denen Frauen mit prallen Brüsten und Männer mit Sixpack abgebildet sind. Dafür können es sich die Kunden wahrscheinlich in einem Sessel mit einem Buch gemütlich machen.
Ein Sexshop der etwas anderen Art
In ihrem Sexshop soll vieles anders sein als in den Erotik-Läden im Bahnhofsviertel. Gemeinsam mit ihrem Kollektiv "Consent Calling" plant Sandra Lüders den ersten feministischen Sexshop.
Der Name sei ein Gegenbegriff zum sogenannten "Cat Calling", erklärt die 31-Jährige. So bezeichnet man sexuelle Belästigung von Frauen im öffentlichen Raum. Gleichzeitig spielt der Name auf den Begriff "Konsens", also Zustimmung, an. Lüders will den Menschen auch näherbringen, wie wichtig dieses Prinzip in der Sexualität ist.

Momentan besteht das Kollektiv aus sieben Personen, die sich alle ehrenamtlich dafür einsetzen, dass ein feministischer Sexshop in München entsteht. Mit einer Crowdfunding-Kampagne sammeln sie seit ein paar Wochen Geld im Internet.
Crowdfunding für Sexshop: Schon fast 10.000 Euro
Fast 10.000 Euro sind bereits zusammengekommen. Ziel sind 14.400 Euro. Dann will das Kollektiv auf die Suche nach einem Laden gehen, wo sie nicht nur Sexspielzeug verkaufen, sondern auch Workshops anbieten und über Sexualität informieren wollen.
Ähnliche Konzepte gibt es in Berlin und Leipzig bereits. In Hamburg hat das Kollektiv "Fuck yeah" schon vor vier Jahren eine Crowdfunding-Kampagne gestartet.
Inzwischen hält das Kollektiv in einem eigenen Laden Vorträge über Feminismus, aber auch Workshops ab – zu Beckenbodenmuskulatur, zu Sextoys und Gleitgelen. Gleichzeitig können die Kunden und Kundinnen Sexspielzeug, Bücher und Magazine, Menstruationsartikel und Pflegeprodukte kaufen.
Wie Lüders auf die Idee für den feministischen Sexshop kam
Auf die Idee, einen solchen Laden in München aufzubauen, kam Sandra Lüders vor eineinhalb Jahren. Beruflich ist die studierte Pädagogin im Bereich der feministischen Mädchenarbeit tätig. Damals machte sie eine Sexualpädagogik-Fortbildung, bei der sie vieles störte.
"Die Referenten hatten ein sehr klares Verständnis davon, was richtig und was falsch im Sexleben eines Menschen ist", sagt Lüders. Sie wünscht sich mehr Offenheit, mehr Freiheit, mehr Toleranz. "Pornos sind auch aus einer feministischen Sicht nicht per se schrecklich, sondern können das Sexleben eines Menschen bereichern", sagt sie.
Zu den Kunden sollen aber nicht nur Frauen gehören, sondern alle Menschen, egal, welches Geschlecht oder sexuelle Identität sie haben, sagt Chris Moser.
Chris Moser ist Programmierer, baut die IT für das Kollektiv auf und identifiziert sich als nonbinäre Person. Das heißt, Moser fühlt sich weder dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht zugehörig.

Das Ziel des Kollektivs: Neugierde bei den Menschen wecken
Dass Körpermerkmale Klischees produzieren, zum Beispiel, dass Männer nicht weich und verletzlich sein dürfen, lehnt Moser ab: "Viele wissen gar nicht, was ihnen entgeht, wenn sie sich immer nur so verhalten, wie es die Gesellschaft erwartet."
Das Kollektiv will bei den Menschen Neugierde wecken. Das Sexspielzeug sollen sie deshalb dort auch anfassen und anschalten dürfen. Und vor allem will sich das Kollektiv mit den Kunden unterhalten und austauschen. "Ohne Scham, für das was einem gefällt", sagt Moser.
Im Idealfall findet sich ein Laden mit einem separaten Raum für Workshops, sagt Sandra Lüders. Auf jeden Fall soll das Geschäft aber hell und einladend wirken, sagt sie. "Weil es nichts gibt, was die Kunden verstecken müssten."
Weitere Infos gibts es auf: consentcalling.de
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