Mega-Viertel im Norden

48 Hektar groß ist das Areal der Bayernkaserne: Hier sollen bis zu 5000 Wohnungen, neun Kitas und zwei Schulen entstehen.
von  Julia Lenders
Nur zum Vergleich: So groß ist die Bayernkaserne – in etwa so groß wie die Hälfte der Altstadt.
Nur zum Vergleich: So groß ist die Bayernkaserne – in etwa so groß wie die Hälfte der Altstadt. © Planungsreferat

MÜNCHEN - München, der Stadt des Zuzugs, geht langsam der Platz aus. Gestern hat sich der Planungsausschuss des Stadtrats mit einer der letzten großen Siedlungs-Flächen beschäftigt: der Bayernkaserne im Stadtteil Freimann. Dort soll ein komplett neues, riesiges Stadtquartier entstehen. Was ist geplant? Die AZ gibt einen Überblick.

AUSGANGSLAGE

Insgesamt ist das Areal 48 Hektar groß. Zur Einschätzung: Das entspricht etwa der Größe von 67 Fußballfeldern oder etwa der Hälfte des Bereichs innerhalb des Altstadtrings. Auf dem Gelände befinden sich derzeit rund 70 Gebäude, ein Hubschrauber-Landeplatz und mehrere Sportflächen. Der Großteil der bisherigen Bauten ist marode. Die Stadt will tabula rasa machen: Alles soll abgerissen werden. Einige der Gebäude sind extra hergerichtet worden, damit sie zwischenzeitlich genutzt werden können: als Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber und als Kälteschutzraum für Obdachlose. Da das Neubaugebiet in Etappen entstehen soll, können diese Angebote auf jeden Fall bis Ende 2015 bleiben. Dann sollen aber auch sie nach und nach den Neubauten weichen.

WOHNUNGEN

Gestern hat der zuständige Ausschuss eine wundersame Wohnungsvermehrung beschlossen. Ursprünglich hatten die Planer mal rund 2500 Wohnungen auf dem Kasernengelände vorgesehen. Dann begann eine öffentliche Diskussion. Und in der wurden auch Stimmen laut, die fragten, ob’s nicht ein bisserl mehr sein dürfte. Der Bezirksausschuss Schwabing-Freimann brachte dabei die Zahl 5000 ins Spiel. Gestern dann wollte die Stadtbaurätin Elisabeth Merk die Stadträte beschließen lassen, dass auf der Fläche rund 3000 Wohnungen für rund 7500 Münchner entstehen sollen. Mehr seien möglich, „sofern die Qualität eines Entwurfs überzeugt“.

Doch da intervenierte die CSU. Sie forderte, dass konkret „auch eine Dichte von bis zu 5000 Wohneinheiten geprüft und untersucht wird“. Der Ausschuss schloss sich dem an. Sprich: Jetzt ist auch eine Verdoppelung der ursprünglich geplanten Wohnungszahl möglich. Wobei dann noch zu klären ist, in welchem Umfang die Infrastruktur angepasst werden muss und kann. Die Hälfte aller Einheiten werden geförderter Wohnungsbau sein – sprich: Die Angebote richten sich an Menschen mit niedrigem und mittlerem Einkommen.

VERKEHRSANBINDUNG

Das neue Stadtquartier soll auf jeden Fall mit der Tram erreichbar sein. Dafür wird die Linie 23 verlängert, die jetzt an der Haltestelle Schwabing Nord endet. Die Straßenbahn soll durch das neue Wohngebiet hindurch fahren und dahinter auf eine neue Trasse stoßen, die die beiden U-Bahnhöfe „Am Hart“ und „Kieferngarten“ verknüpft. Weiter nachgedacht wird auch über eine U-Bahn-Verbindung von der U2 zur U6. Diese Idee war eigentlich auf Eis gelegt, weil eine Untersuchung einen sehr geringen Kosten-Nutzen-Faktor ergeben hatte. Aber wenn nun plötzlich doch viel mehr Menschen in die Nähe ziehen, könnte das wieder anders aussehen. Nebeneffekt: Dann gäb’s eine Direktverbindung vom Hauptbahnhof zum Stadion.

INFRASTRUKTUR

Die Planungen gehen von mindestens neun Kindertageseinrichtungen, einer Grundschule sowie einem Gymnasium für rund 1200 Schüler, einer Feuerwache und einem Einzelhandels-Zentrum aus. Außerdem soll es ein Pflegeheim mit rund 130 Plätzen und zwei ambulant betreute Wohngemeinschaften geben.

ZEITPLAN

Demnächst soll ein städtebaulicher Wettbewerb starten, der bis nächstes Jahr abgeschlossen sein soll. Dann könnten ab 2018 die Bagger rollen. Wie es mit Altlasten und Blindgängern auf dem Areal aussieht, wird sich noch zeigen.

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