Klinikum Großhadern: Mediziner ärgern sich über Trickbetrüger, die sich als Ärzte ausgeben

Die Trickbetrüger behaupten, sie seien Mediziner am Klinikum Großhadern. Sie rufen Menschen in München an und schocken die Opfer mit einer Krebsdiagnose bei nahen Angehörigen. Der Schaden in München geht in die Millionen.
Ralph Hub |
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Die Klinik auf dem Campus Großhadern, ein Krankenhaus von internationalem Renommee. Trickbetrüger geben sich als Ärzte des Klinikums aus und versuchen, arglosen Menschen mit der Schockdiagnose Krebs Geld, Schmuck und Gold abzunehmen.
Die Klinik auf dem Campus Großhadern, ein Krankenhaus von internationalem Renommee. Trickbetrüger geben sich als Ärzte des Klinikums aus und versuchen, arglosen Menschen mit der Schockdiagnose Krebs Geld, Schmuck und Gold abzunehmen. © imageBROKER/Manfred Bail via www.imago-images.de

Die Mediziner am Klinikum Großhadern sind wütend. Trickbetrüger geben sich immer öfter als Ärzte der Uniklinik aus und beschädigen damit auch das Renommee des international geachteten Krankenhauses. Die Opfer werden mit falschen Krebsdiagnosen hereingelegt. Allein bei zwei Fällen in jüngster Zeit hätten zwei Rentnerinnen um ein Haar insgesamt fast eine Million Euro verloren.

Der Trick mit der nicht zugelassenen Therapie

Eine gut 80 Jahre alte Frau erhielt am 2. Dezember einen Anruf. Die Frau gab sich als Ärztin des Klinikums Großhadern aus. Die Tochter der Seniorin leide an Krebs, so die erschütternde Nachricht. Um ihr Leben zu retten, müsse sofort eine extrem teure Therapie beginnen.

Das dazu erforderliche Medikament sei aber noch nicht zugelassen. Die Verhandlungen mit der Krankenkasse würden zu viel Zeit in Anspruch nehmen, so die falsche Ärztin. Daher sei es erforderlich, dass die Seniorin die Behandlung vorfinanziere.

Münchnerin hebt all ihre Ersparnisse ab

Die Münchnerin war geschockt. Sie machte all ihre Ersparnisse flüssig. Mit Geld und Schmuck fuhr sie nach Großhadern. Auf dem Parkplatz des Klinikums sollte sie die Vorauszahlung übergeben – insgesamt mehr als 200.000 Euro.

Die Seniorin war allerdings so voller Sorge um ihre Tochter, dass sie nicht wie vereinbart auf den Kurier wartete, sondern in die Klinik ging, sich bei der Patientenaufnahme meldete und nach dem Zimmer ihrer Tochter erkundigte. Dabei erfuhr sie, dass ihre Tochter nicht Patientin ist und auch nicht an Krebs leidet. Diese Informationen retteten der Rentnerin ihre Ersparnisse. Die Polizei wurde eingeschaltet.

Weitere Seniorin hebt über eine halbe Million ab

Zwei Tage später, am 4. Dezember, erhielt eine weitere über 80 Jahre alte Münchnerin einen Schockanruf. Wieder war es eine Frau, die sich als Ärztin aus Großhadern ausgab. Auch sie behauptete, dass die Tochter der Seniorin an Krebs leide. Die Rentnerin fuhr zur Bank. Sie hob Bargeld ab und holte Gold aus ihrem Schließfach. Insgesamt mehr als eine halbe Million Euro. Geld und Gold sollte sie in der Nähe ihrer Bank einem Kurier übergeben.

Der Kurier wartete schon am Treffpunkt

Zum vereinbarten Treffpunkt kam ein 24-Jähriger aus Polen. Fahnder des Kommissariats K61 waren dem Mann bei Ermittlungen auf die Spur gekommen. Die Beamten nahmen den Verdächtigen fest. In der Nähe wartete in einem Auto ein Komplize, ein 59-Jähriger, ebenfalls aus Polen. Auch er wurde festgenommen.

„Der Mann ist einschlägig vorbestraft“, sagt Thomas Schedel, Chef bei K61. Der 59-Jährige saß wegen Betrugs in Deutschland und in Österreich bereits mehrere Jahre im Gefängnis. Beide Männer wurden dem Ermittlungsrichter vorgeführt. Die Verdächtigen sitzen in Untersuchungshaft.

Klinikum Großhadern warnt vor Betrugsmasche

Im Klinikum Großhadern verfolgt man die jüngsten Entwicklungen mit großer Sorge. Die Ärzte sind schockiert und verärgert, dass ihre Rolle als Mediziner von Trickbetrügern derart schamlos ausgenutzt wird. Professor Dr. Markus M. Lerch, ärztlicher Direktor des Klinikums, betont: „Ärzte, Pflegekräfte oder Mitarbeitende der Verwaltung des Klinikums würden niemals bei Verwandten oder Freunden von Patienten anrufen, um Geldbeträge für eine Behandlung, eine Operation oder ein Medikament zu fordern.“ Außerdem würde man niemals Angehörigen von Patienten am Telefon schwere oder plötzliche Diagnosen mitteilen. Und schon gar nicht, so der Professor beim Start der Präventionsaktion weiter, müsse jemand „für eine Operation oder ein Medikament Bargeld oder Schmuck ins LMU Klinikum bringen“.

Start der Präventionsaktion:  Professor Dr. Markus Lerch, die Schauspielerin Monika Baumgartner, sie spielt die Mutter des Bergdoktors in der ZDF-Serie und Polizeipräsident Thomas Hampel bei der Vorstellung des neuen Aufklärungsplakates.
Start der Präventionsaktion: Professor Dr. Markus Lerch, die Schauspielerin Monika Baumgartner, sie spielt die Mutter des Bergdoktors in der ZDF-Serie und Polizeipräsident Thomas Hampel bei der Vorstellung des neuen Aufklärungsplakates. © Polizei

Falsche Ärzte lösen falsche Polizisten ab

Falsche Ärzte beschäftigen zunehmend die Münchner Kripo. Im vergangenen Jahr entstand in München ein Gesamtschaden von über drei Millionen Euro. Schockten die Betrüger ihre Opfer früher oft mit erfundenen, tödlichen Verkehrsunfällen, sind es inzwischen überwiegend falsche Ärzte, die mit erfundenen Krebsdiagnosen ihr Unwesen treiben.

Mit diesem Plakat warnen Polizei und die LMU-Kliniken vor der Masche der falschen Ärzte.
Mit diesem Plakat warnen Polizei und die LMU-Kliniken vor der Masche der falschen Ärzte. © Polizei

„Die Fälle haben gerade jetzt im Advent nochmals deutlich zugenommen“, warnt Thomas Schedel. Mehr als ein Dutzend Verdächtige wurden dieses Jahr bereits von der Polizei gefasst. Ihnen drohen lange Haftstrafen. In einigen früheren Fällen wurden Angeklagte von Münchner Gerichten bereits zu Gefängnisstrafen von bis zu acht Jahren verurteilt.

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  • tutnixzursache vor einer Stunde / Bewertung:

    Ich frage mich bei diesen ganzen "Schock"-Anrufen: weshalb ruft man dann nicht zuerst die angeblich erkrankte, verunfallte Person an bevor man irgend etwas zahlt oder Geld beschafft?

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  • Witwe Bolte vor 36 Minuten / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von tutnixzursache

    Die "erkrankte bzw. verunfallte" Angehörige kann man nicht anrufen, alldieweil diese grad auf "Intensiv" liegt - oder so ähnlich - und "in Lebensgefahr" schwebt, so die Lügengeschichten der Kriminellen.
    Aber man könnte ja mal Verwandte oder Freunde anrufen, bevor man Geld abhebt.
    (Leider rufen diese Idi...nie bei mir an.)

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  • Boandl_kramer vor einer Stunde / Bewertung:

    Und so eine deart an den Haaren herbeigezogene Sache wie mit der "noch nicht zugelassenen Therapie" funktioniert tarsächlich?

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