Matthias Sammer vor Gericht: Einigung im Prozess gegen Ex-Sportchef des FC Bayern steht aus

München - Ex-FC-Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer ist es gewohnt, Verhandlungen zu führen. Das merken die Prozessbeteiligten an diesem Montag im Gerichtssaal am Lenbachplatz schnell. Immer wieder reißt er das Wort an sich. Da kann es sogar Sammers Anwalt mal passieren, dass ihm der 50-jährige Mandant verbal dazwischengrätscht, um seinen Standpunkt noch eloquenter und vor allem drastischer zu vertreten.
Ein Beispiel: Als es um die Erlöse der Spielervermittler GmbH seines Sohnes Marvin (23) und dessen ehemaligen Kompagnon Alderim Ramaj (30) geht, erklärt Sammer: "Ich hätte die Scheißfirma null Komma null gebraucht."
Und hat damit vielleicht auch Recht. Es ist jedenfalls plausibel, dass sich angehende Fußballprofis lieber in die Hände einer erfahrenen Fußballgröße begeben, als ihre sportliche Zukunft zwei jungen und unerfahrenen Spielervermittlern anzuvertrauen.
Ramaj sieht sich um seine Provision gebracht
Hintergrund der Klage von Ramaj: Er hatte mit dem Sohn Sammers im Jahre 2015 eine GmbH zum Zwecke der Spielervermittlung gegründet. Doch nach zwei Jahren tendierte der Umsatz gegen null. Von Gewinnen ganz zu schweigen.
Sammer senior erwarb daraufhin im Juni 2017 für 12.250 Euro die Anteile von Ramaj. Kurz darauf wurde der Deal mit dem Löwen-Spieler Felix Uduokhai bekannt. Der 20-Jährige wechselte von 1860 zu den Wölfen. Dies sei ihm verschwiegen worden, so Ramaj und ficht den Abtretungsvertrag an.
Der 30-Jährige fühlt sich "arglistig getäuscht" und um seine branchenübliche Provision von 14 Prozent des Bruttogehaltes des Spielers – der Kläger schätzt diesen Anteil auf 350.000 Euro – gebracht. Denn die Verhandlungen müssen vor dem Termin über die Bühne gebracht worden sein.
Die große Streitfrage: Hat Matthias Sammer den Deal alleine eingefädelt und abgeschlossen oder war sein Sohn – und damit die GmbH mit Ramaj – maßgeblich an den Verhandlungen beteiligt?
Sammer junior verweigert die Aussage
Das kann nur die Befragung der Zeugen, zuallererst natürlich Felix Uduokhai, aber auch die Verhandlungspartner bei 1860 und dem VfL Wolfsburg klären. Von Marvin Sammer erwartet sich der Vorsitzende Richter Martin Scholz offenbar wenig Aufklärung, da sich der Sohnemann auf sein Zeugnisverweigerungsrecht gegenüber dem Vater berufen kann.
An diesem Punkt zeigt sich, dass auch der Richter Klartext kann. "Das brüllt nach einer Einigung", appelliert Scholz nachdrücklich an die Kläger und Beklagten. Doch der Vergleich kommt erst mal nicht zustande.
Der Prozesstag endet auf einer heiteren Note: Der gebürtige Freiburger Scholz spielt augenzwinkernd mit dem Gedanken, den nächsten Gerichtstermin mit dem Zeugen Uduokhai auf einen Tag kurz nach dem letzten Spieltag der Bundesliga zu legen – um die angeschlagenen Wolfsburger vor dem Duell in Freiburg noch weiter zu verunsichern. Er terminiert den Beweisbeschluss dann aber doch ganz fair auf den 6. Juli. Bis dahin bleibt Sammer und Ramaj Zeit, sich doch noch gütlich zu einigen.