Masseuse nach Brust-OP „dauerhaft entstellt“
MÜNCHEN - Fehler und Schmerzen: Die Vorwürfe gegen die Residenzklinik werden immer dramatischer. Martina H. leidet an der Folgen einer verpfuschten Brustverschönerungs-OP:
Die gravierenden Hygienemängel, die das Gesundheitsamt in der privaten Schönheitsklinik am Odeonsplatz aufgedeckt hatte (AZ berichtete), sind die eine Seite. Immer mehr Hinweise auf Pfusch, auf persönliches Leid, Schmerzen und Gefahren für die Gesundheit von Patientinnen die andere. Ein besonders krasses Beispiel: Martina H. (Name geändert). Die Chefin eines Massage-Studios leidet nach acht Monaten noch immer unter den Folgen einer völlig verpfuschten Brustverschönerungs-OP.
Der Eingriff durch Dr. Christian L. verlief problemlos, doch zehn Tage später trat aus einer der Narben Flüssigkeit aus. Martina H. ging zu L.’s Urlaubsvertretung Dr. Marek K. Und der, so Anwalt Michael Graf aus der Kanzlei IhrAnwalt24AG, soll die Brüste seiner Mandantin dann völlig verpfuscht haben. Graf: „Er hatte die Brust so massiv gedrückt und gequetscht, dass es zum Aufplatzen der Nähte kam.“
Martina H. musste nur einen Tag später wieder in den OP, die gequetschten Partien hatten sich schwarz verfärbt. Der Mediziner entfernte großflächig die betroffenen Hautpartien – zurück blieb eine völlig entstellte Brust.
Im Zuge einer langen und schmerzhaften Nachsorge bei Operateur Dr. Christian L., der inzwischen die Klinik gewechselt hatte, wurde im März das linke Implantat entfernt, „da die Schmerzen unerträglich waren“. Letztlich „blieb ein Loch in der linken Brust zurück. Außerdem sind die Brüste verschieden groß und von Dellen übersät“, so der Anwalt in der Klageschrift.
"Wir haben bereits Konsequenzen gezogen"
Gestern erstattete Michael Graf Strafanzeige gegen die Residenzklinik und Dr. K. Das parallel laufende Zivilverfahren lautet auf „grober Behandlungsfehler“. Schmerzensgeld, Behandlungskosten und Erwerbsminderung summieren sich auf 154000 Euro. Denn ob Martina H. jemals wieder wie vor der OP in ihrem Massagestudio Hand anlegen kann, ist noch unklar. Ihr Anwalt: „Ihre ersten Versuche, wieder zu arbeiten, sind an den starken Schmerzen gescheitert. Statt wie erhofft einen größeren und dennoch strafferen Busen zu haben, ist sie nun dauerhaft entstellt.“
"Ich bin zutiefst bestürzt über die Patientenbeschwerden über Dr. K. und die dramatischen Operationsergebnisse und habe bereits Konsequenzen gezogen", erklärte Residenzklinik-Geschäftsführer Jochen Kirschner auf AZ-Anfrage. "Wir haben einen neuen medizinischen Leiter und arbeiten unter Hochdruck an einer lückenlosen Aufklärung und an den Umsetzungen der Vorgaben des Gesundheitsamtes."
Rudolf Huber
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