Manager-Mord: "Es waren unerfahrene Mörder"

Der Kriminologe Christian Pfeiffer spricht in der AZ über das Phänomen des Blutrauschs und die mögliche Motivation der Täter, die den adeligen Münchner Manager Dirk Poschinger von Camphausen ermordeten.
von  Abendzeitung
Christian Pfeiffer (65) ist Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen e.V.
Christian Pfeiffer (65) ist Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen e.V. © dpa

MÜNCHEN - Der Kriminologe Christian Pfeiffer spricht in der AZ über das Phänomen des Blutrauschs und die mögliche Motivation der Täter, die den adeligen Münchner Manager Dirk Poschinger von Camphausen ermordeten.

AZ: Herr Pfeiffer, der ermordete Manager Dirk Poschinger von Camphausen wurde mit 13 Schüssen regelrecht hingerichtet. Was sagt das über den oder die Täter aus?

CHRISTIAN PFEIFFER: Ein solches Vorgehen kann mehrere Auslöser haben. Vielleicht hatten Täter und Opfer einen Konflikt. Die Vielzahl der Schüsse könnte also für einen Ausbruch von Emotionen beim Schützen sprechen. Normalerweise passiert so etwas bei Verbrechen, bei denen etwa Eifersucht das Motiv ist. Ein erfahrener Raubmörder würde eher cool und mit einem gezielten Kopfschuss sein Opfer töten.

In diesem Fall wurde das Opfer mit einer Kleinkaliber-Pistole ermordet.

Auch das deutet darauf hin, dass es sich bei den Tätern um eher unerfahrene Mörder handelt. Sie hatten wohl auch kaum Kontakte zur Unterwelt. Ein Profikiller wäre besser ausgerüstet gewesen. Wahrscheinlich hat der Schütze zum ersten Mal mit einer solchen Waffe getötet. Sonst müsste er nicht 13 Mal abdrücken, um sein Opfer zu töten.

Ist auch ein Blutrausch beim Täter denkbar?

Gerade bei Tätern, die zum ersten Mal töten, kann es zu einem sogenannten Blutrausch kommen. Der Täter wird von dem Gefühl der Macht überwältigt, er ist von seiner Tat hingerissen und emotional aufgewühlt. Wenn die ersten Schüsse das Opfer nicht töten, steigt die Erregung weiter.

Bei diesem Verbrechen ging es um ein Luxusauto. Sind derart brutale Raubmorde ungewöhnlich?

Nein. Es gibt Fälle, da werden Menschen wegen fünf Euro brutal getötet. Nicht der Wert der Beute ist entscheidend, sondern die finanzielle Lage der Täter. Die meisten Raubmorde geschehen wegen weit geringerer Werte als einem Luxusauto.

Amateurhafte Verbrecher mit schlechter Ausrüstung und großer Gier – für das Opfer hätte die Ausgangslage wohl nicht schlechter sein können.

Das ist richtig. Die Chancen, dass die Sache für das Opfer gut ausgeht, waren in diesem Fall äußerst gering.

Interview: Reinhard Keck

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