MAN-Korruption: Der Prozess beginnt
MÜNCHEN - Bestechungsanklage: Ex-Turbo-Chef soll in Kasachstan einen Auftrag erkauft haben. Doch der Prozess ist in der Schmiergeldaffäre um 51,6 Millionen Euro wohl nur die Spitze des Eisberges.
Am Mittwoch beginnt der erste Prozess rund um die Schmiergeldaffäre beim Münchner Maschinenbauer MAN. Heinz-Jürgen M. (66) muss sich dabei der Anklage wegen Bestechung stellen. Der ehemalige Chef von MAN-Turbo soll im Jahr 2004 in Kasachstan die Zahlung von neun Millionen Euro veranlasst haben, um an einen Auftrag zur Modernisierung einer Gaspipeline zu kommen. Für den Prozess vor der 6. Strafkammer des Münchner Landgerichts sind vorläufig nur zwei Verhandlungstage angesetzt. Ein Urteil könnte demnach bereits am kommenden Montag fallen.
Der Prozess wird aber in puncto juristische Aufarbeitung der MAN-Affäre wohl nur die Spitze des Eisberges sein. Im Dezember hatte die Schmiergeldaffäre etliche Führungskräfte den Job gekostet. Darunter auch dem Ex-Vorstandschef Håkan Samuelsson. Insgesamt wurden dem Konzern 51,6 Millionen Euro an Schmiergeldzahlungen nachgewiesen. Gegen weitere führende MAN-Mitarbeiter laufen bei der Staatsanwaltschaft noch Ermittlungen.
Allein die Schmiergeldzahlungen des ehemaligen Turbo-Vorstandsvorsitzenden Heinz Jürgen M. kostete den Konzern bereits 75,3 Millionen Euro Geldbuße. Das ist nach Ansicht des Gerichts die Mindest-Summe, die die Bestechung der kasachischen Amtsträger in zwei Fällen und die Bestechung im geschäftlichen Verkehr in sechs Fällen an wirtschaftlichem Vorteil gebracht haben.
Positiv stellte das Gericht bei der Höhe der Geldbuße in Rechnung, dass der Konzern seit Bekanntwerden der Schmiergeldaffäre Maßnahmen getroffen habe, die annehmen lassen, „dass in Zukunft durch Mitarbeiter der MAN Turbo AG keine Korruptionsvergehen mehr begangen werden“. jot
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