"Mama wollte, dass ich tot bin!"

Caroline wurde mit 5 Jahren von ihrer Stiefmutter verbrüht. Jetzt spricht das Kind über seine Qualen vor Gericht.
Torsten Huber |
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Sie hat gestanden: Die 23-jährige Senegalesin räumte ein, die Tochter ihres Mannes vor einem Jahr mit siedend heißem Wasser abgeduscht sowie dem Kind schwerste Verbrühungen an den Oberschenkeln und im Genitalbereich zugefügt zu haben.
Daniel von Loeper Sie hat gestanden: Die 23-jährige Senegalesin räumte ein, die Tochter ihres Mannes vor einem Jahr mit siedend heißem Wasser abgeduscht sowie dem Kind schwerste Verbrühungen an den Oberschenkeln und im Genitalbereich zugefügt zu haben.

München Gebannt schauen die Prozessbeteiligten in den Fernseher, verfolgen die Video-Vernehmung der kleinen Caroline (heute 8): „Mama wollte, dass ich tot bin“, sagt das Mädchen. Über Jahre ist sie von ihrer Stiefmutter Ramata S. (23) und ihrem leiblichen Vater Alhassane K. (42) schwer misshandelt worden.

Die Qualen gipfeln am 4. Mai 2010, als die Stiefmutter das Kind in die Badewanne zerrt, heißes Wasser aufdreht und es an Beinen und im Genitalbereich verbrüht. Nur weil sie ins Bett machte. Erst nach fünf Tagen bringt der Vater seine schwer verletzte Tochter ins Krankenhaus (AZ berichtete). Die Vernehmung des Mädchens werden im „Zimmer 126“ durchgeführt.

Das ist ein spezieller Raum für Kinder bis 16 Jahren. Er sieht aus wie ein Kinderzimmer: viel Licht, helle Möbel, Plüschtiere und Spielsachen gibt es hier. Die Videokamera steckt verborgen hinter Grünpflanzen. Die Vernehmungen werden auf DVD aufgezeichnet und im Prozess abgespielt. Damit die Opfer nicht mehr auf ihre Peiniger treffen. Richter Robert Grain spricht mit Caroline.

Er fragt: „Papa und Mama sagen, dass du durch heißes Nudelwasser verletzt worden bist.“ Das Mädchen erhebt die Stimme: „Das ist eine Lüge.“ Der Richter: „Hat sie das mit der heißen Dusche öfter gemacht?“ Die Antwort: „Zwei Mal hat sie mich verbrannt. Einmal mit der Dusche und einmal mit dem Herd.“

Grain hakt nach: „Mama hat deine Hand auf die heiße Platte gelegt. Warum?“ Caroline: „Ich habe nicht runtergeschluckt, weil ich das Essen nicht mochte.“ Der Richter wollte wissen, vor wem sie mehr Angst hat. „Papa tut mir mehr weh. Er hat mich geschlagen, wenn ich nicht brav war“, sagt das Mädchen.

Als die Tat mit der heißen Dusche stattfindet, ist der Vater in der Arbeit. Daheim beschimpft er das Kind auch noch, das vor Schmerzen nicht schlafen kann: „Es hat so weh getan. Ich konnte auch nicht laufen.“ In der Vernehmung bezeichnet das Kind ihren leiblichen Vater als Stiefvater:

„Mein richtiger Papa und richtige Mama sind noch in Afrika“, sagt sie und versucht damit auf ihre Art, die grausamen Übergriffe zu verdrängen. Dann fragt sie: „Sind mein Stiefmama und mein Stiefvater jetzt im Gefängnis?“ Der Richter Robert Grain: „Können wir nachher drüber reden.“ Den Angeklagten drohen bis zu zehn Jahren Haft. 

 

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